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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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Castilien führet man keines, dann es bedarf dessen nicht, ist von ihn: selbst
überflüssig fruchtbar genng."

"Am Montag Se. Antoni anno 1485 kam ich nach Barselou*), allda
sind schöne Frauen, als man sie auch in ganz Hispania finden mag, und ihrer
wenig schnürten sich und nimmt daselbst das Schmünktöpslein ein End. In
derselben Stadt wurde mir keine Ehre bezeiget, denn sie verachteten ihres
Königs Brief und Siegel, schätzten mich auch mehrer denn andere. Es schickte
zwar der Vice Re zu mir mit Erbieten, er wollte verschaffen, daß ich Kraft
seines Befehls nichts zollen dürfte, wollte aber nichts helfen, sondern ich mußte
fünf Rheinische Gulden geben auch mein Zehrnngsgeld verzollen, welches gar
ungerecht, solche Sachen einem rittermäßigen Manne in fremden Landen auf¬
zudringen und befand sich in der That, daß sie grobe Bauern und Juden
sind, weil sie der Ehr und Ehrbarkeit so gar nicht achten, sondern allen ihren
Fleiß nur dahin wenden, wie sie Gut und große Schätze überkommen möchten,
es beschehe gleich mit Recht oder Unrecht.''

"Und dieweil die Catalonier vor allen andern des Königs Unterthanen
allerlei Lifts und Betrugs vollstecken, begab es sich zu demselben Male, als
ich gleich mein Wesen allda hatte, daß aus Gottes Straf und des Königs
Verhängnis;, welchen sie sehr gering achten, ihn verspotten, sind ungehorsam, und
ans seine Gebote und Befehle gar nichts geben, die Bauerschaft in ganz Cata-
lvnia wieder die Herren und Ritterschaft aufstand in Meinung dieselben durch
solches Fürnehnien dem Könige gehorsam zu machen. Ganz Catalonia und
Aragvnia ist in Hauptstädten mehr mit Couversjuden und Sarazenen, denn
mit Christen besetzt, wie denn anch in Portugal, welche was großen Vermögens,
sind insgemein verkehrte Juden. Ueber dies haben die vertriebenen, bandirten
und verjagten Spanier zum Könige von Portugal ihre Zuflucht und sind unter
seinem Schutze frei und sicher, und obwohl beide Könige Blutsfreunde unter-
einander, die Königin aus Castilien oder Hispanien auch vom Gesipp und
Geblüt des Königs von Portugal ist, sind sie doch über das Alles in steter
Uebung, ob einer den andern aus seinein Königreich zu heben vermöchte, würde
es keiner uuter ihnen an nichts nicht erwinden lassen, und dies nur aus lau¬
terem vermaledeiten Geiz, der sie beide vor allen andern Königen ans Erden
besessen, und werden ihnen also darüber auch ihre eigenen Unterthanen unge¬
treu und meineidig."

Am zweiten Februar kam unser Ritter nach Perpignan und war damit
aus dein Gebiet der Spanischen Majestäten heraus.


5. In Frankreich.

Von Perpignan erzählt Nikolaus Popplau wie folgt:



Barcelona.

Castilien führet man keines, dann es bedarf dessen nicht, ist von ihn: selbst
überflüssig fruchtbar genng."

„Am Montag Se. Antoni anno 1485 kam ich nach Barselou*), allda
sind schöne Frauen, als man sie auch in ganz Hispania finden mag, und ihrer
wenig schnürten sich und nimmt daselbst das Schmünktöpslein ein End. In
derselben Stadt wurde mir keine Ehre bezeiget, denn sie verachteten ihres
Königs Brief und Siegel, schätzten mich auch mehrer denn andere. Es schickte
zwar der Vice Re zu mir mit Erbieten, er wollte verschaffen, daß ich Kraft
seines Befehls nichts zollen dürfte, wollte aber nichts helfen, sondern ich mußte
fünf Rheinische Gulden geben auch mein Zehrnngsgeld verzollen, welches gar
ungerecht, solche Sachen einem rittermäßigen Manne in fremden Landen auf¬
zudringen und befand sich in der That, daß sie grobe Bauern und Juden
sind, weil sie der Ehr und Ehrbarkeit so gar nicht achten, sondern allen ihren
Fleiß nur dahin wenden, wie sie Gut und große Schätze überkommen möchten,
es beschehe gleich mit Recht oder Unrecht.''

„Und dieweil die Catalonier vor allen andern des Königs Unterthanen
allerlei Lifts und Betrugs vollstecken, begab es sich zu demselben Male, als
ich gleich mein Wesen allda hatte, daß aus Gottes Straf und des Königs
Verhängnis;, welchen sie sehr gering achten, ihn verspotten, sind ungehorsam, und
ans seine Gebote und Befehle gar nichts geben, die Bauerschaft in ganz Cata-
lvnia wieder die Herren und Ritterschaft aufstand in Meinung dieselben durch
solches Fürnehnien dem Könige gehorsam zu machen. Ganz Catalonia und
Aragvnia ist in Hauptstädten mehr mit Couversjuden und Sarazenen, denn
mit Christen besetzt, wie denn anch in Portugal, welche was großen Vermögens,
sind insgemein verkehrte Juden. Ueber dies haben die vertriebenen, bandirten
und verjagten Spanier zum Könige von Portugal ihre Zuflucht und sind unter
seinem Schutze frei und sicher, und obwohl beide Könige Blutsfreunde unter-
einander, die Königin aus Castilien oder Hispanien auch vom Gesipp und
Geblüt des Königs von Portugal ist, sind sie doch über das Alles in steter
Uebung, ob einer den andern aus seinein Königreich zu heben vermöchte, würde
es keiner uuter ihnen an nichts nicht erwinden lassen, und dies nur aus lau¬
terem vermaledeiten Geiz, der sie beide vor allen andern Königen ans Erden
besessen, und werden ihnen also darüber auch ihre eigenen Unterthanen unge¬
treu und meineidig."

Am zweiten Februar kam unser Ritter nach Perpignan und war damit
aus dein Gebiet der Spanischen Majestäten heraus.


5. In Frankreich.

Von Perpignan erzählt Nikolaus Popplau wie folgt:



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[0506] Castilien führet man keines, dann es bedarf dessen nicht, ist von ihn: selbst überflüssig fruchtbar genng." „Am Montag Se. Antoni anno 1485 kam ich nach Barselou*), allda sind schöne Frauen, als man sie auch in ganz Hispania finden mag, und ihrer wenig schnürten sich und nimmt daselbst das Schmünktöpslein ein End. In derselben Stadt wurde mir keine Ehre bezeiget, denn sie verachteten ihres Königs Brief und Siegel, schätzten mich auch mehrer denn andere. Es schickte zwar der Vice Re zu mir mit Erbieten, er wollte verschaffen, daß ich Kraft seines Befehls nichts zollen dürfte, wollte aber nichts helfen, sondern ich mußte fünf Rheinische Gulden geben auch mein Zehrnngsgeld verzollen, welches gar ungerecht, solche Sachen einem rittermäßigen Manne in fremden Landen auf¬ zudringen und befand sich in der That, daß sie grobe Bauern und Juden sind, weil sie der Ehr und Ehrbarkeit so gar nicht achten, sondern allen ihren Fleiß nur dahin wenden, wie sie Gut und große Schätze überkommen möchten, es beschehe gleich mit Recht oder Unrecht.'' „Und dieweil die Catalonier vor allen andern des Königs Unterthanen allerlei Lifts und Betrugs vollstecken, begab es sich zu demselben Male, als ich gleich mein Wesen allda hatte, daß aus Gottes Straf und des Königs Verhängnis;, welchen sie sehr gering achten, ihn verspotten, sind ungehorsam, und ans seine Gebote und Befehle gar nichts geben, die Bauerschaft in ganz Cata- lvnia wieder die Herren und Ritterschaft aufstand in Meinung dieselben durch solches Fürnehnien dem Könige gehorsam zu machen. Ganz Catalonia und Aragvnia ist in Hauptstädten mehr mit Couversjuden und Sarazenen, denn mit Christen besetzt, wie denn anch in Portugal, welche was großen Vermögens, sind insgemein verkehrte Juden. Ueber dies haben die vertriebenen, bandirten und verjagten Spanier zum Könige von Portugal ihre Zuflucht und sind unter seinem Schutze frei und sicher, und obwohl beide Könige Blutsfreunde unter- einander, die Königin aus Castilien oder Hispanien auch vom Gesipp und Geblüt des Königs von Portugal ist, sind sie doch über das Alles in steter Uebung, ob einer den andern aus seinein Königreich zu heben vermöchte, würde es keiner uuter ihnen an nichts nicht erwinden lassen, und dies nur aus lau¬ terem vermaledeiten Geiz, der sie beide vor allen andern Königen ans Erden besessen, und werden ihnen also darüber auch ihre eigenen Unterthanen unge¬ treu und meineidig." Am zweiten Februar kam unser Ritter nach Perpignan und war damit aus dein Gebiet der Spanischen Majestäten heraus. 5. In Frankreich. Von Perpignan erzählt Nikolaus Popplau wie folgt: Barcelona.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/506>, abgerufen am 22.07.2024.