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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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es ihm gefallt und wird allda keine Sünde, vielweniger einig Laster gestraft
ausgenommen Diebstahl und Todschlag, welche bei ihnen richtlich bestraft
werden. Es sind auch ihre Pfaffen, fo wohl auch in Portugal insgemein sehr
ungelehrt, ich hab auch über zwei gelehrte Männer an des Königes Hof nicht
gesehen, welche sich bei dem Kardinal aufhielten, darumb kein Wunder, daß
sie allda viehisch leben, dieweil sie selbst, welche mit heilsamer Lehr und guten
Exempel andern fürgehen sollten, viel ärger sein und viehischer leben, denn
eben diejenigen, die unterweiset werden sollten, und von ihnen gelehret
werden."

"Die Königin war desselben Tages, als man das Kreuz trug und die
Königin also vom Kardinal und König in der Prozession geführet ward, über
die maß sehr schon mit Edelsteinen gezieret und zuhandt allen ihren Jungfrauen,
deren bei zwanzig waren, und ihr nachtraten, mit Schmüuke angestrichen. Die
Königinn hatte vor ihrem Angesicht einen Schleier hangen, eben wie man in
Kirchen etliche Bilder durch einen Schleier siehet und weiset, welches sehr
schäußlich und überflüssig, auch eine Anzeigung großer und übriger Hvsarth
war. Des Königs Sohn, ein Herr von sieben Jahren, mit Namen Johannes
ging vor der Königin, des Königes Tochter, eine Prinzessin von 14 Jahren,
mit Namen Elisabet, ging der Königin nach, die andern des Königes Töchter,
nämlich Maria von fünf und Johanna von zwei Jahren, waren auf dem
Schloß blieben. Es ist zwar ein gar gemeiner Brauch, daß sich alle Frauen
und Jungfrauen zu Aragon und Catalon schmücken, denn in diesen Landen
regiren sehr die svdvmitischen Sünden, wie mich in Welschland, jedoch in diesem
Königreich mehr denn in andern. Auch findet man daselbst zu Sevilieu und
durch ganz Hispanien vielmehr getaufter Juden und Heiden auf Dörfern, ist
Märkten und Städten denn Christen. Denn.als Cevilien von Christen, wie
oben vermeldet, erobert worden, haben sie den Heiden vor der Stadt zu haucht
erlaubet und zugelassen, die Juden aber, damit sie ihre Güter und Häuser
erhielten, siud falsche und böse Christen worden, als listigen und verschlagenen
Buben zustehet, welche der Schalkheit nnn fort mehr und länger nicht mögest
verboten, deun sie sich selbst an Tag geben, daß sie wahrhaftig Juden sind,
darumb denn beide Ihre Majestäten, König und Königin fast über 600 haben
verbrennen lassen, und als ich noch allda war, lagen auch wohl bei fünfhundert
im Gefängniß, welche auch gleicherweis sollten gebreunet werden; unter denselben
anch viel Thumherren und Pfaffen befunden worden. Eins Theils aber hättest
sich in Zeiten mit ihren Gütern davon gemacht, die konnte man nicht fangest,
deun sie in Portugal dem König von Hispanien zu Schanden unterhaltest
werden. Es waren auch etliche in der Thnmkirchen zu Civilien Prälaten,
welche auch dieser Sekte waren. -- Civilia ist die Stadt, so man zu LateM


es ihm gefallt und wird allda keine Sünde, vielweniger einig Laster gestraft
ausgenommen Diebstahl und Todschlag, welche bei ihnen richtlich bestraft
werden. Es sind auch ihre Pfaffen, fo wohl auch in Portugal insgemein sehr
ungelehrt, ich hab auch über zwei gelehrte Männer an des Königes Hof nicht
gesehen, welche sich bei dem Kardinal aufhielten, darumb kein Wunder, daß
sie allda viehisch leben, dieweil sie selbst, welche mit heilsamer Lehr und guten
Exempel andern fürgehen sollten, viel ärger sein und viehischer leben, denn
eben diejenigen, die unterweiset werden sollten, und von ihnen gelehret
werden."

„Die Königin war desselben Tages, als man das Kreuz trug und die
Königin also vom Kardinal und König in der Prozession geführet ward, über
die maß sehr schon mit Edelsteinen gezieret und zuhandt allen ihren Jungfrauen,
deren bei zwanzig waren, und ihr nachtraten, mit Schmüuke angestrichen. Die
Königinn hatte vor ihrem Angesicht einen Schleier hangen, eben wie man in
Kirchen etliche Bilder durch einen Schleier siehet und weiset, welches sehr
schäußlich und überflüssig, auch eine Anzeigung großer und übriger Hvsarth
war. Des Königs Sohn, ein Herr von sieben Jahren, mit Namen Johannes
ging vor der Königin, des Königes Tochter, eine Prinzessin von 14 Jahren,
mit Namen Elisabet, ging der Königin nach, die andern des Königes Töchter,
nämlich Maria von fünf und Johanna von zwei Jahren, waren auf dem
Schloß blieben. Es ist zwar ein gar gemeiner Brauch, daß sich alle Frauen
und Jungfrauen zu Aragon und Catalon schmücken, denn in diesen Landen
regiren sehr die svdvmitischen Sünden, wie mich in Welschland, jedoch in diesem
Königreich mehr denn in andern. Auch findet man daselbst zu Sevilieu und
durch ganz Hispanien vielmehr getaufter Juden und Heiden auf Dörfern, ist
Märkten und Städten denn Christen. Denn.als Cevilien von Christen, wie
oben vermeldet, erobert worden, haben sie den Heiden vor der Stadt zu haucht
erlaubet und zugelassen, die Juden aber, damit sie ihre Güter und Häuser
erhielten, siud falsche und böse Christen worden, als listigen und verschlagenen
Buben zustehet, welche der Schalkheit nnn fort mehr und länger nicht mögest
verboten, deun sie sich selbst an Tag geben, daß sie wahrhaftig Juden sind,
darumb denn beide Ihre Majestäten, König und Königin fast über 600 haben
verbrennen lassen, und als ich noch allda war, lagen auch wohl bei fünfhundert
im Gefängniß, welche auch gleicherweis sollten gebreunet werden; unter denselben
anch viel Thumherren und Pfaffen befunden worden. Eins Theils aber hättest
sich in Zeiten mit ihren Gütern davon gemacht, die konnte man nicht fangest,
deun sie in Portugal dem König von Hispanien zu Schanden unterhaltest
werden. Es waren auch etliche in der Thnmkirchen zu Civilien Prälaten,
welche auch dieser Sekte waren. — Civilia ist die Stadt, so man zu LateM


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[0502] es ihm gefallt und wird allda keine Sünde, vielweniger einig Laster gestraft ausgenommen Diebstahl und Todschlag, welche bei ihnen richtlich bestraft werden. Es sind auch ihre Pfaffen, fo wohl auch in Portugal insgemein sehr ungelehrt, ich hab auch über zwei gelehrte Männer an des Königes Hof nicht gesehen, welche sich bei dem Kardinal aufhielten, darumb kein Wunder, daß sie allda viehisch leben, dieweil sie selbst, welche mit heilsamer Lehr und guten Exempel andern fürgehen sollten, viel ärger sein und viehischer leben, denn eben diejenigen, die unterweiset werden sollten, und von ihnen gelehret werden." „Die Königin war desselben Tages, als man das Kreuz trug und die Königin also vom Kardinal und König in der Prozession geführet ward, über die maß sehr schon mit Edelsteinen gezieret und zuhandt allen ihren Jungfrauen, deren bei zwanzig waren, und ihr nachtraten, mit Schmüuke angestrichen. Die Königinn hatte vor ihrem Angesicht einen Schleier hangen, eben wie man in Kirchen etliche Bilder durch einen Schleier siehet und weiset, welches sehr schäußlich und überflüssig, auch eine Anzeigung großer und übriger Hvsarth war. Des Königs Sohn, ein Herr von sieben Jahren, mit Namen Johannes ging vor der Königin, des Königes Tochter, eine Prinzessin von 14 Jahren, mit Namen Elisabet, ging der Königin nach, die andern des Königes Töchter, nämlich Maria von fünf und Johanna von zwei Jahren, waren auf dem Schloß blieben. Es ist zwar ein gar gemeiner Brauch, daß sich alle Frauen und Jungfrauen zu Aragon und Catalon schmücken, denn in diesen Landen regiren sehr die svdvmitischen Sünden, wie mich in Welschland, jedoch in diesem Königreich mehr denn in andern. Auch findet man daselbst zu Sevilieu und durch ganz Hispanien vielmehr getaufter Juden und Heiden auf Dörfern, ist Märkten und Städten denn Christen. Denn.als Cevilien von Christen, wie oben vermeldet, erobert worden, haben sie den Heiden vor der Stadt zu haucht erlaubet und zugelassen, die Juden aber, damit sie ihre Güter und Häuser erhielten, siud falsche und böse Christen worden, als listigen und verschlagenen Buben zustehet, welche der Schalkheit nnn fort mehr und länger nicht mögest verboten, deun sie sich selbst an Tag geben, daß sie wahrhaftig Juden sind, darumb denn beide Ihre Majestäten, König und Königin fast über 600 haben verbrennen lassen, und als ich noch allda war, lagen auch wohl bei fünfhundert im Gefängniß, welche auch gleicherweis sollten gebreunet werden; unter denselben anch viel Thumherren und Pfaffen befunden worden. Eins Theils aber hättest sich in Zeiten mit ihren Gütern davon gemacht, die konnte man nicht fangest, deun sie in Portugal dem König von Hispanien zu Schanden unterhaltest werden. Es waren auch etliche in der Thnmkirchen zu Civilien Prälaten, welche auch dieser Sekte waren. — Civilia ist die Stadt, so man zu LateM

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/502>, abgerufen am 22.07.2024.