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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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Lissabon ist wohl so groß als Köler oder London in Engeland. Von Lissabon
bis Satuber*) sechs Legos. Allda traf ich den König von Portugal**) an.
Da trat ich bei einem Schuster, hart am Thor, ab mit zweyen Dienern, !bis
ich konnte eine Herberge bekommen."

"Darnach schickte ich einen Diener hinauf gen Hofe, dieweil er spanisch
konnte, daß er nach des Königs Koch fragete. Derselbe war ein Flemming;
zu dem wiesen mich die Bürger und Kaufleute zu Lissabon, damit ich vor
Königlicher Majestät Person zu kommen gefordert werden möchte. Derselbe
mein Diener hatte mich dem Koch angezeigt, daß ich von Kaiserlicher Majestät
zu Seiner Königlichen Majestät Würden abgesendet wäre, mit Bitte, mir zu
einer Herberge zu helfen, und dies Alles Seiner Königlichen Majestät anzeigen
wollte. Der Koch schickte mit meinem Diener seiner Knechte einen, und ließ
mir eine Herberge zeigen, darin ich ziehen sollte, welches geschah. Ueber eine
Weile kamen zwey von Hofe, welchen der König Befehl gegeben, den Wanders-
leuten Herberge auszutheilen, und ihnen anzuzeigen, wo ein Jeder einziehen
sollte, und geboten mir aus der Herberge zu ziehen, denn es hätte keiner, mich
oder einen Andern einige Gewalt mit Herberge zu versehen, es würde ihm
denn sonderlich von Königlicher Majestät auferleget und befohlen. Da ich dies
hörte, bat ich sie, sie wollten meine Zukunft Königlicher Majestät anzeigen.
Das sagten sie mir zu, und kamen doch mit der Antwort niemals wieder. Da
kam der Königin Narr, den ich für klug achtete; dem that es wehe, daß ich
keine Herberge hatte, und führte mich in eine Herberge, die man in Portugal
Stallasum nennt und darin zehrt und herberget jedermann um sein Geld, gut
und böse. Des Königs Koch kam des Abends zu mir; den bat ich mit allem
Fleiß, er wollte dies Alles Königlicher Majestät anzeigen und darob sein, daß
ich möchte eine Herberge überkommen. Der verhieß mir auch, kam aber mit
der Antwort nicht wieder. Der Koch, wie itzt gemeldet, war ein Deutscher,
auch der Narr redete brabcmtisch, darum erbarmte er sich meiner. Auf den
Abend, wann es Schlafenszeit war, wurde ich in eine Kammer geführt, darin
schlief ich mit meinen Dienern. Umb Mitternacht kamen hinein Hurer und
Buben und schrien: was für Buben schlafen in unser Kammer, hätten mich
gern hinaus getrieben, wenn sie gekonnt Hütten, legten sich allda in die Bette
neben uns. Dies thaten sie alle folgende Tage, solange ich in derselben Herberge
hausete. Des anderen Tages am Morgen wollte mein Diener Fische kochen,
da kam eine alte Bestia und setzte ihm den Kessel vom Feuer. Mein Diener
aber setzte ihn wieder zum Feuer, da erwuschte die Bestia einen großen hölzernen




') Sctobrn, Setuval.
") Johann II.

Lissabon ist wohl so groß als Köler oder London in Engeland. Von Lissabon
bis Satuber*) sechs Legos. Allda traf ich den König von Portugal**) an.
Da trat ich bei einem Schuster, hart am Thor, ab mit zweyen Dienern, !bis
ich konnte eine Herberge bekommen."

„Darnach schickte ich einen Diener hinauf gen Hofe, dieweil er spanisch
konnte, daß er nach des Königs Koch fragete. Derselbe war ein Flemming;
zu dem wiesen mich die Bürger und Kaufleute zu Lissabon, damit ich vor
Königlicher Majestät Person zu kommen gefordert werden möchte. Derselbe
mein Diener hatte mich dem Koch angezeigt, daß ich von Kaiserlicher Majestät
zu Seiner Königlichen Majestät Würden abgesendet wäre, mit Bitte, mir zu
einer Herberge zu helfen, und dies Alles Seiner Königlichen Majestät anzeigen
wollte. Der Koch schickte mit meinem Diener seiner Knechte einen, und ließ
mir eine Herberge zeigen, darin ich ziehen sollte, welches geschah. Ueber eine
Weile kamen zwey von Hofe, welchen der König Befehl gegeben, den Wanders-
leuten Herberge auszutheilen, und ihnen anzuzeigen, wo ein Jeder einziehen
sollte, und geboten mir aus der Herberge zu ziehen, denn es hätte keiner, mich
oder einen Andern einige Gewalt mit Herberge zu versehen, es würde ihm
denn sonderlich von Königlicher Majestät auferleget und befohlen. Da ich dies
hörte, bat ich sie, sie wollten meine Zukunft Königlicher Majestät anzeigen.
Das sagten sie mir zu, und kamen doch mit der Antwort niemals wieder. Da
kam der Königin Narr, den ich für klug achtete; dem that es wehe, daß ich
keine Herberge hatte, und führte mich in eine Herberge, die man in Portugal
Stallasum nennt und darin zehrt und herberget jedermann um sein Geld, gut
und böse. Des Königs Koch kam des Abends zu mir; den bat ich mit allem
Fleiß, er wollte dies Alles Königlicher Majestät anzeigen und darob sein, daß
ich möchte eine Herberge überkommen. Der verhieß mir auch, kam aber mit
der Antwort nicht wieder. Der Koch, wie itzt gemeldet, war ein Deutscher,
auch der Narr redete brabcmtisch, darum erbarmte er sich meiner. Auf den
Abend, wann es Schlafenszeit war, wurde ich in eine Kammer geführt, darin
schlief ich mit meinen Dienern. Umb Mitternacht kamen hinein Hurer und
Buben und schrien: was für Buben schlafen in unser Kammer, hätten mich
gern hinaus getrieben, wenn sie gekonnt Hütten, legten sich allda in die Bette
neben uns. Dies thaten sie alle folgende Tage, solange ich in derselben Herberge
hausete. Des anderen Tages am Morgen wollte mein Diener Fische kochen,
da kam eine alte Bestia und setzte ihm den Kessel vom Feuer. Mein Diener
aber setzte ihn wieder zum Feuer, da erwuschte die Bestia einen großen hölzernen




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[0460] Lissabon ist wohl so groß als Köler oder London in Engeland. Von Lissabon bis Satuber*) sechs Legos. Allda traf ich den König von Portugal**) an. Da trat ich bei einem Schuster, hart am Thor, ab mit zweyen Dienern, !bis ich konnte eine Herberge bekommen." „Darnach schickte ich einen Diener hinauf gen Hofe, dieweil er spanisch konnte, daß er nach des Königs Koch fragete. Derselbe war ein Flemming; zu dem wiesen mich die Bürger und Kaufleute zu Lissabon, damit ich vor Königlicher Majestät Person zu kommen gefordert werden möchte. Derselbe mein Diener hatte mich dem Koch angezeigt, daß ich von Kaiserlicher Majestät zu Seiner Königlichen Majestät Würden abgesendet wäre, mit Bitte, mir zu einer Herberge zu helfen, und dies Alles Seiner Königlichen Majestät anzeigen wollte. Der Koch schickte mit meinem Diener seiner Knechte einen, und ließ mir eine Herberge zeigen, darin ich ziehen sollte, welches geschah. Ueber eine Weile kamen zwey von Hofe, welchen der König Befehl gegeben, den Wanders- leuten Herberge auszutheilen, und ihnen anzuzeigen, wo ein Jeder einziehen sollte, und geboten mir aus der Herberge zu ziehen, denn es hätte keiner, mich oder einen Andern einige Gewalt mit Herberge zu versehen, es würde ihm denn sonderlich von Königlicher Majestät auferleget und befohlen. Da ich dies hörte, bat ich sie, sie wollten meine Zukunft Königlicher Majestät anzeigen. Das sagten sie mir zu, und kamen doch mit der Antwort niemals wieder. Da kam der Königin Narr, den ich für klug achtete; dem that es wehe, daß ich keine Herberge hatte, und führte mich in eine Herberge, die man in Portugal Stallasum nennt und darin zehrt und herberget jedermann um sein Geld, gut und böse. Des Königs Koch kam des Abends zu mir; den bat ich mit allem Fleiß, er wollte dies Alles Königlicher Majestät anzeigen und darob sein, daß ich möchte eine Herberge überkommen. Der verhieß mir auch, kam aber mit der Antwort nicht wieder. Der Koch, wie itzt gemeldet, war ein Deutscher, auch der Narr redete brabcmtisch, darum erbarmte er sich meiner. Auf den Abend, wann es Schlafenszeit war, wurde ich in eine Kammer geführt, darin schlief ich mit meinen Dienern. Umb Mitternacht kamen hinein Hurer und Buben und schrien: was für Buben schlafen in unser Kammer, hätten mich gern hinaus getrieben, wenn sie gekonnt Hütten, legten sich allda in die Bette neben uns. Dies thaten sie alle folgende Tage, solange ich in derselben Herberge hausete. Des anderen Tages am Morgen wollte mein Diener Fische kochen, da kam eine alte Bestia und setzte ihm den Kessel vom Feuer. Mein Diener aber setzte ihn wieder zum Feuer, da erwuschte die Bestia einen großen hölzernen ') Sctobrn, Setuval. ") Johann II.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/460>, abgerufen am 25.08.2024.