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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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hochverdienter Gelehrter, Samuel Benjamin Klose, in jüngeren Jahren ein
Freund Lessings, demselben seine Aufmerksamkeit zugewendet, seine hohe Be¬
deutung für die Kulturgeschichte erkannt und in seiner zum Druck vorbereiteten
..Darstellung der inneren Verhältnisse der Stadt Breslau vom Jahre 1458
bis zum Jahre 1520" ausführliche Mittheilungen davon gegeben. Dieses
Klosesche Werk ist 1847 von Professor Stenzel in den Sorixwrss rsnun
8U^x..oaruin Band III. veröffentlicht worden und sind die ans die Reisebe¬
schreibung bezüglichen Nachrichten daselbst auf Seite 3"1 ff. enthalten. Vielleicht
hat Klose eine Herausgabe der gauzeu Reisebeschreibung vorgehabt, wenigstens
ist aus seinem Nachlaß eine vollständige Abschrift von seiner Hand in die
Stndtbibliothek zu Breslau gekommen. Leider kannte auch er das Original
nicht, die Abschrift stimmt genau bis auf die vielen Inkorrektheiten sogar, die
der Abschreiber namentlich bei den Orts- und Personennamen sich zu Schulden
kommen ließ, mit der oben erwähnten Handschrift ans dein Anfange des
XVIU. Jahrhunderts überein. Außer diesen beiden Handschriften sind jetzt
keine weiteren bekannt.

Im Jahre 1806 erschien in Breslau eine heut kaum noch aufzufindende
Monatsschrift unter dem Titel "Schlesien ehedem und jetzt"; in ihr sind aus¬
führliche Mittheilungen ans den Handschriften, die wir erwähnt haben, gemacht,
leider ohne Emendirung vieler sinnentstellender Schreibfehler, die doch theilweise
^icht zu bewerkstelligen war.

Nach näherer Kenntnißnahme schien nur die Arbeit durchans geeignet, das
Interesse weiterer Kreise auf sich zu ziehen, zumal da speziell auf die Schlesische
oder Breslauische Geschichte Bezügliches überhaupt gar nicht darin enthalten ist.

Popplau trat am 1. Februar 1483 von Wien ans >seiue Reise an, zog
durch Süddeutschland mit langen Ruhepausen ein den Rhein, besuchte dann
den Erzherzog Maximilian, Regenten von Burgund, dem er als hervorragender
..Stecher" bei den Ritterspielen ein besonders lieber Gast sein mußte, und wohl auch
bekannt war von des Vaters Hofhaltung her. Er verlebte die Fastnacht 1484
bei dem Erzherzog und segelte dann, am 12. April, nach England. Nach
kurzem Aufenthalt in London reiste er des Königs, Richard III., Hoflager nach
uno traf dieses am 1. Mai in Pomfret an. Von da ging er nach London
zurück, um nach Portugal überzusetzen. Erst am. 11. August trifft er in Lis¬
sabon ein und begiebt sich sofort zum Könige Johann II. nach Setuval, wo
er bis zum 7. September bleibt. Von da geht er nach Spanien, um Ferdinand
und Jsabella zu besuchen, er trifft sie am 14. Oktober bei Selenit in Granada.
Erst Anfangs des Jahres 1485 verläßt er Spanien und kommt am 2. Feb¬
ruar nach Perpignan. Er besucht zunächst den Herzog Franz II. von der
Bretagne in Nantes am 24. März, dann den >jungen König von Frankreich


hochverdienter Gelehrter, Samuel Benjamin Klose, in jüngeren Jahren ein
Freund Lessings, demselben seine Aufmerksamkeit zugewendet, seine hohe Be¬
deutung für die Kulturgeschichte erkannt und in seiner zum Druck vorbereiteten
..Darstellung der inneren Verhältnisse der Stadt Breslau vom Jahre 1458
bis zum Jahre 1520" ausführliche Mittheilungen davon gegeben. Dieses
Klosesche Werk ist 1847 von Professor Stenzel in den Sorixwrss rsnun
8U^x..oaruin Band III. veröffentlicht worden und sind die ans die Reisebe¬
schreibung bezüglichen Nachrichten daselbst auf Seite 3«1 ff. enthalten. Vielleicht
hat Klose eine Herausgabe der gauzeu Reisebeschreibung vorgehabt, wenigstens
ist aus seinem Nachlaß eine vollständige Abschrift von seiner Hand in die
Stndtbibliothek zu Breslau gekommen. Leider kannte auch er das Original
nicht, die Abschrift stimmt genau bis auf die vielen Inkorrektheiten sogar, die
der Abschreiber namentlich bei den Orts- und Personennamen sich zu Schulden
kommen ließ, mit der oben erwähnten Handschrift ans dein Anfange des
XVIU. Jahrhunderts überein. Außer diesen beiden Handschriften sind jetzt
keine weiteren bekannt.

Im Jahre 1806 erschien in Breslau eine heut kaum noch aufzufindende
Monatsschrift unter dem Titel „Schlesien ehedem und jetzt"; in ihr sind aus¬
führliche Mittheilungen ans den Handschriften, die wir erwähnt haben, gemacht,
leider ohne Emendirung vieler sinnentstellender Schreibfehler, die doch theilweise
^icht zu bewerkstelligen war.

Nach näherer Kenntnißnahme schien nur die Arbeit durchans geeignet, das
Interesse weiterer Kreise auf sich zu ziehen, zumal da speziell auf die Schlesische
oder Breslauische Geschichte Bezügliches überhaupt gar nicht darin enthalten ist.

Popplau trat am 1. Februar 1483 von Wien ans >seiue Reise an, zog
durch Süddeutschland mit langen Ruhepausen ein den Rhein, besuchte dann
den Erzherzog Maximilian, Regenten von Burgund, dem er als hervorragender
..Stecher" bei den Ritterspielen ein besonders lieber Gast sein mußte, und wohl auch
bekannt war von des Vaters Hofhaltung her. Er verlebte die Fastnacht 1484
bei dem Erzherzog und segelte dann, am 12. April, nach England. Nach
kurzem Aufenthalt in London reiste er des Königs, Richard III., Hoflager nach
uno traf dieses am 1. Mai in Pomfret an. Von da ging er nach London
zurück, um nach Portugal überzusetzen. Erst am. 11. August trifft er in Lis¬
sabon ein und begiebt sich sofort zum Könige Johann II. nach Setuval, wo
er bis zum 7. September bleibt. Von da geht er nach Spanien, um Ferdinand
und Jsabella zu besuchen, er trifft sie am 14. Oktober bei Selenit in Granada.
Erst Anfangs des Jahres 1485 verläßt er Spanien und kommt am 2. Feb¬
ruar nach Perpignan. Er besucht zunächst den Herzog Franz II. von der
Bretagne in Nantes am 24. März, dann den >jungen König von Frankreich


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[0427] hochverdienter Gelehrter, Samuel Benjamin Klose, in jüngeren Jahren ein Freund Lessings, demselben seine Aufmerksamkeit zugewendet, seine hohe Be¬ deutung für die Kulturgeschichte erkannt und in seiner zum Druck vorbereiteten ..Darstellung der inneren Verhältnisse der Stadt Breslau vom Jahre 1458 bis zum Jahre 1520" ausführliche Mittheilungen davon gegeben. Dieses Klosesche Werk ist 1847 von Professor Stenzel in den Sorixwrss rsnun 8U^x..oaruin Band III. veröffentlicht worden und sind die ans die Reisebe¬ schreibung bezüglichen Nachrichten daselbst auf Seite 3«1 ff. enthalten. Vielleicht hat Klose eine Herausgabe der gauzeu Reisebeschreibung vorgehabt, wenigstens ist aus seinem Nachlaß eine vollständige Abschrift von seiner Hand in die Stndtbibliothek zu Breslau gekommen. Leider kannte auch er das Original nicht, die Abschrift stimmt genau bis auf die vielen Inkorrektheiten sogar, die der Abschreiber namentlich bei den Orts- und Personennamen sich zu Schulden kommen ließ, mit der oben erwähnten Handschrift ans dein Anfange des XVIU. Jahrhunderts überein. Außer diesen beiden Handschriften sind jetzt keine weiteren bekannt. Im Jahre 1806 erschien in Breslau eine heut kaum noch aufzufindende Monatsschrift unter dem Titel „Schlesien ehedem und jetzt"; in ihr sind aus¬ führliche Mittheilungen ans den Handschriften, die wir erwähnt haben, gemacht, leider ohne Emendirung vieler sinnentstellender Schreibfehler, die doch theilweise ^icht zu bewerkstelligen war. Nach näherer Kenntnißnahme schien nur die Arbeit durchans geeignet, das Interesse weiterer Kreise auf sich zu ziehen, zumal da speziell auf die Schlesische oder Breslauische Geschichte Bezügliches überhaupt gar nicht darin enthalten ist. Popplau trat am 1. Februar 1483 von Wien ans >seiue Reise an, zog durch Süddeutschland mit langen Ruhepausen ein den Rhein, besuchte dann den Erzherzog Maximilian, Regenten von Burgund, dem er als hervorragender ..Stecher" bei den Ritterspielen ein besonders lieber Gast sein mußte, und wohl auch bekannt war von des Vaters Hofhaltung her. Er verlebte die Fastnacht 1484 bei dem Erzherzog und segelte dann, am 12. April, nach England. Nach kurzem Aufenthalt in London reiste er des Königs, Richard III., Hoflager nach uno traf dieses am 1. Mai in Pomfret an. Von da ging er nach London zurück, um nach Portugal überzusetzen. Erst am. 11. August trifft er in Lis¬ sabon ein und begiebt sich sofort zum Könige Johann II. nach Setuval, wo er bis zum 7. September bleibt. Von da geht er nach Spanien, um Ferdinand und Jsabella zu besuchen, er trifft sie am 14. Oktober bei Selenit in Granada. Erst Anfangs des Jahres 1485 verläßt er Spanien und kommt am 2. Feb¬ ruar nach Perpignan. Er besucht zunächst den Herzog Franz II. von der Bretagne in Nantes am 24. März, dann den >jungen König von Frankreich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/427>, abgerufen am 22.07.2024.