Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.aber nothwendig folgen. Möchten wir es doch nie vergessen, daß es ganz Bilder eines stillen Friedens, wie er in dem Herzen eines edlen Eine Anzahl Gedichte von Clausewitz schließen den 5. Abschnitts Sie
So viel Stoff uns auch noch der erste Band bietet, so müssen wir doch, Grenzboten IV. 1L77.
aber nothwendig folgen. Möchten wir es doch nie vergessen, daß es ganz Bilder eines stillen Friedens, wie er in dem Herzen eines edlen Eine Anzahl Gedichte von Clausewitz schließen den 5. Abschnitts Sie
So viel Stoff uns auch noch der erste Band bietet, so müssen wir doch, Grenzboten IV. 1L77.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0413" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/139172"/> <p xml:id="ID_1197" prev="#ID_1196"> aber nothwendig folgen. Möchten wir es doch nie vergessen, daß es ganz<lb/> wesentlich moralische Faktoren sind, welche den Sieg und ein dauerndes Ueber¬<lb/> gewicht verheißen. Höhere Intelligenz im Bunde mit sittlicher Macht und<lb/> Kraft, wird auf die Dauer nie unterliegen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1198"> Bilder eines stillen Friedens, wie er in dem Herzen eines edlen<lb/> weiblichen Wesens herrscht, werden uns im 5. Abschnitte vorgeführt. Er<lb/> handelt von der Gattin des Helden vor und nach ihrer Verheiratung,<lb/> sowie von deren Familie. In Beziehung auf Frau von Clausewitz<lb/> wollen wir nur das Urtheil eines feinen Menschenkenners, Gneisenau's, an¬<lb/> führen, der über sie an seine Frau schreibt: „Mit dem kultivirtesten Geiste<lb/> verbindet sie die größte Herzensgüte und die angenehmsten, feinsten Formen<lb/> des Umgangs. Sie ist in Berlin eine von unseren Musterfrauen und wird<lb/> dem Bilde wenig entsprechen, das man sich in Euerer Gegend gewöhnlich von<lb/> den Berliner Frauen macht." Köstlich sind die „Aufzeichnungen der Frau<lb/> von Clausewitz über die Zeit der ersten Bekanntschaft mit ihrem Gatten."<lb/> Es ist die Geschichte der Liebe eines edlen Weibes zu einem ebenso edlen<lb/> Manne. Wer noch nicht verkommen ist in dem Sumpfe lasciver französischer<lb/> Romanliteratur, wessen Gefühl noch nicht abgestumpft wurde durch den in¬<lb/> decenten, gemeinen Witz der importirten Ehebruchsdramen und unserer Possen,<lb/> der wird sich an diesen Aufzeichnungen erbauen und erfrischen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1199"> Eine Anzahl Gedichte von Clausewitz schließen den 5. Abschnitts Sie<lb/> athmen einen reinen edlen Geist und zeigen von nicht gewöhnlicher Gewandt¬<lb/> heit in Behandlung des Verses. Wir theilen nachstehend das letzte Gedicht<lb/> aus der kleinen Sammlung mit:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_17" type="poem"> <head> Deutsch und Französisch.</head> <l> Des deutschen Mannes volles Herz<lb/> Kann nur in deutscher Rede sich ergießen;<lb/> Französisch spricht sich gut im Scherz,<lb/> Und klangvoll mag des Wülschcn Rede fließen;<lb/> Doch wenn der Blick gekehrt ist himmelwärts,<lb/> '<lb/> Wie da zum heilgen Bund drei Schweizer-Männer schwören,<lb/> So tönt das deutsche Wort wie ihres Schwertes Erz,<lb/> Womit das fremde Joch sie kräftiglich zerstören.<lb/></l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_1200" next="#ID_1201"> So viel Stoff uns auch noch der erste Band bietet, so müssen wir doch,<lb/> um die Besprechung nicht zu weit auszudehnen, zum zweiten eilen. Derselbe<lb/> beginnt mit Clausewitz Eintreffen in Königsberg in den ersten Tagen des Jahres<lb/> 1813, und behandelt im Schlußkapitel seine Verdienste und seine Bedeutung<lb/> als Schriftsteller. Auch in diesem Bande ist ein so unendlich reicher Stoff<lb/> enthalten, daß es nicht möglich, auch nur ganz flüchtig Alles zu besprechen.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV. 1L77.</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0413]
aber nothwendig folgen. Möchten wir es doch nie vergessen, daß es ganz
wesentlich moralische Faktoren sind, welche den Sieg und ein dauerndes Ueber¬
gewicht verheißen. Höhere Intelligenz im Bunde mit sittlicher Macht und
Kraft, wird auf die Dauer nie unterliegen.
Bilder eines stillen Friedens, wie er in dem Herzen eines edlen
weiblichen Wesens herrscht, werden uns im 5. Abschnitte vorgeführt. Er
handelt von der Gattin des Helden vor und nach ihrer Verheiratung,
sowie von deren Familie. In Beziehung auf Frau von Clausewitz
wollen wir nur das Urtheil eines feinen Menschenkenners, Gneisenau's, an¬
führen, der über sie an seine Frau schreibt: „Mit dem kultivirtesten Geiste
verbindet sie die größte Herzensgüte und die angenehmsten, feinsten Formen
des Umgangs. Sie ist in Berlin eine von unseren Musterfrauen und wird
dem Bilde wenig entsprechen, das man sich in Euerer Gegend gewöhnlich von
den Berliner Frauen macht." Köstlich sind die „Aufzeichnungen der Frau
von Clausewitz über die Zeit der ersten Bekanntschaft mit ihrem Gatten."
Es ist die Geschichte der Liebe eines edlen Weibes zu einem ebenso edlen
Manne. Wer noch nicht verkommen ist in dem Sumpfe lasciver französischer
Romanliteratur, wessen Gefühl noch nicht abgestumpft wurde durch den in¬
decenten, gemeinen Witz der importirten Ehebruchsdramen und unserer Possen,
der wird sich an diesen Aufzeichnungen erbauen und erfrischen.
Eine Anzahl Gedichte von Clausewitz schließen den 5. Abschnitts Sie
athmen einen reinen edlen Geist und zeigen von nicht gewöhnlicher Gewandt¬
heit in Behandlung des Verses. Wir theilen nachstehend das letzte Gedicht
aus der kleinen Sammlung mit:
Deutsch und Französisch. Des deutschen Mannes volles Herz
Kann nur in deutscher Rede sich ergießen;
Französisch spricht sich gut im Scherz,
Und klangvoll mag des Wülschcn Rede fließen;
Doch wenn der Blick gekehrt ist himmelwärts,
'
Wie da zum heilgen Bund drei Schweizer-Männer schwören,
So tönt das deutsche Wort wie ihres Schwertes Erz,
Womit das fremde Joch sie kräftiglich zerstören.
So viel Stoff uns auch noch der erste Band bietet, so müssen wir doch,
um die Besprechung nicht zu weit auszudehnen, zum zweiten eilen. Derselbe
beginnt mit Clausewitz Eintreffen in Königsberg in den ersten Tagen des Jahres
1813, und behandelt im Schlußkapitel seine Verdienste und seine Bedeutung
als Schriftsteller. Auch in diesem Bande ist ein so unendlich reicher Stoff
enthalten, daß es nicht möglich, auch nur ganz flüchtig Alles zu besprechen.
Grenzboten IV. 1L77.
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