Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.gesellschaften angenommen, indem man es für selbstverständlich hält, daß Leute, Die Zeitungen haben zum Theil einen großen, aber doch keinen so Die größte regelmäßige Auflage (die Zeitungen drucken nämlich den einen Seit mehreren Jahren ist das Verfahren, durch Verheißung von Prämien Grenzboten III. 1877. S
gesellschaften angenommen, indem man es für selbstverständlich hält, daß Leute, Die Zeitungen haben zum Theil einen großen, aber doch keinen so Die größte regelmäßige Auflage (die Zeitungen drucken nämlich den einen Seit mehreren Jahren ist das Verfahren, durch Verheißung von Prämien Grenzboten III. 1877. S
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0037" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/138796"/> <p xml:id="ID_90" prev="#ID_89"> gesellschaften angenommen, indem man es für selbstverständlich hält, daß Leute,<lb/> welche solche Arzneimittel anzeigen, dafür zu sorgen haben, daß die Anzeigen<lb/> sich bezahlen, und daß er diese Sache übernehmen, und das Ergebniß in<lb/> Erfahrung bringen wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_91"> Die Zeitungen haben zum Theil einen großen, aber doch keinen so<lb/> bedeutenden Kreis von Lesern als häufig vermuthet und behauptet wird. Eine<lb/> Stadt von fünfzigtausend Einwohnern wird kaum mehr als zweitausend Exemplare<lb/> einer täglich in ihr erscheinenden Zeitung kaufen, und manches Tagesblatt druckt<lb/> weniger als dreihundert Abzüge pro Tag. Manche Zeitung hinwiederum, von<lb/> der man in der Stadt, wo sie herauskommt, kaun: reden Hort, oder die doch<lb/> hier als nicht viel bedeutend angesehen wird, druckt möglicherweise eine sehr<lb/> erhebliche Auflage. Die „News" in der Stadt New-Aork z. B. druckt pro Tag<lb/> mehr als hunderttausend Exemplare, und doch giebt es große Massen von<lb/> Menschen daselbst, welche das Blatt im ganzen Jahre nicht vor die Augen<lb/> bekommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_92"> Die größte regelmäßige Auflage (die Zeitungen drucken nämlich den einen<lb/> Tag mehr, den andern weniger für die Kolporteure, je nach der Bedeutung<lb/> der einlaufenden Nachrichten) besitzt jetzt der New-Aorker „Sun", da dieses<lb/> Blatt gegenwärtig täglich in 140,000 Exemplaren erscheint, — eine Auflage,<lb/> die bisher noch von keiner Zeitung der Vereinigten Staaten erreicht worden<lb/> ist, und die in Europa nur vom „Daily Telegraph" überboten wird. Nicht<lb/> überflüssig ist es, wenn wir hinzufügen, daß die einflußreichsten Blätter keineswegs<lb/> immer die größten Auflagen haben. Die „Tribune" Horace Greeleys und der<lb/> „.Herald" in New-Iork werden durchschnittlich kaum mehr als sechzig- bis<lb/> siebzigtnuseud Exemplare absetzen, wogegen der „New-Aork Ledger" und das<lb/> „New-Aork Weekly" bei jeder Ausgabe deren ohne Zweifel mehr als hundert¬<lb/> tausend drucken. Eine in Boston erscheinende Zeitung für Kinder hat eine<lb/> Auflage vou 127,000 und „Harpers Weekly" eine solche von beinahe hundert¬<lb/> tausend Exemplaren. Nimmt mau die hier angeführten Journale aus, so kann<lb/> man sagen, daß kein Blatt der Union eine Auflage ausweist, welche achtzigtausend<lb/> Exemplare übersteigt.</p><lb/> <p xml:id="ID_93"> Seit mehreren Jahren ist das Verfahren, durch Verheißung von Prämien<lb/> Abonnenten anzulocken, sehr in Aufnahme gekommen, und in manchen Fällen<lb/> hat dasselbe sich ungemein erfolgreich erwiesen. Die Auflage vieler Blätter<lb/> ist durch dieses Mittel zu einer bedeutenden Höhe hinauf getrieben worden, da<lb/> viele Leute, die auf die Zeitung selbst wenig oder nichts geben, dieselbe der<lb/> Prämie halber halten. Doch hält die auf solchem Wege erlangte Erhöhung der<lb/> Auflage niemals lange an, und wenn sie zu sinken begonnen hat, ist es schwierig,<lb/> sie wieder hinauf zu schrauben.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III. 1877. S</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0037]
gesellschaften angenommen, indem man es für selbstverständlich hält, daß Leute,
welche solche Arzneimittel anzeigen, dafür zu sorgen haben, daß die Anzeigen
sich bezahlen, und daß er diese Sache übernehmen, und das Ergebniß in
Erfahrung bringen wird.
Die Zeitungen haben zum Theil einen großen, aber doch keinen so
bedeutenden Kreis von Lesern als häufig vermuthet und behauptet wird. Eine
Stadt von fünfzigtausend Einwohnern wird kaum mehr als zweitausend Exemplare
einer täglich in ihr erscheinenden Zeitung kaufen, und manches Tagesblatt druckt
weniger als dreihundert Abzüge pro Tag. Manche Zeitung hinwiederum, von
der man in der Stadt, wo sie herauskommt, kaun: reden Hort, oder die doch
hier als nicht viel bedeutend angesehen wird, druckt möglicherweise eine sehr
erhebliche Auflage. Die „News" in der Stadt New-Aork z. B. druckt pro Tag
mehr als hunderttausend Exemplare, und doch giebt es große Massen von
Menschen daselbst, welche das Blatt im ganzen Jahre nicht vor die Augen
bekommen.
Die größte regelmäßige Auflage (die Zeitungen drucken nämlich den einen
Tag mehr, den andern weniger für die Kolporteure, je nach der Bedeutung
der einlaufenden Nachrichten) besitzt jetzt der New-Aorker „Sun", da dieses
Blatt gegenwärtig täglich in 140,000 Exemplaren erscheint, — eine Auflage,
die bisher noch von keiner Zeitung der Vereinigten Staaten erreicht worden
ist, und die in Europa nur vom „Daily Telegraph" überboten wird. Nicht
überflüssig ist es, wenn wir hinzufügen, daß die einflußreichsten Blätter keineswegs
immer die größten Auflagen haben. Die „Tribune" Horace Greeleys und der
„.Herald" in New-Iork werden durchschnittlich kaum mehr als sechzig- bis
siebzigtnuseud Exemplare absetzen, wogegen der „New-Aork Ledger" und das
„New-Aork Weekly" bei jeder Ausgabe deren ohne Zweifel mehr als hundert¬
tausend drucken. Eine in Boston erscheinende Zeitung für Kinder hat eine
Auflage vou 127,000 und „Harpers Weekly" eine solche von beinahe hundert¬
tausend Exemplaren. Nimmt mau die hier angeführten Journale aus, so kann
man sagen, daß kein Blatt der Union eine Auflage ausweist, welche achtzigtausend
Exemplare übersteigt.
Seit mehreren Jahren ist das Verfahren, durch Verheißung von Prämien
Abonnenten anzulocken, sehr in Aufnahme gekommen, und in manchen Fällen
hat dasselbe sich ungemein erfolgreich erwiesen. Die Auflage vieler Blätter
ist durch dieses Mittel zu einer bedeutenden Höhe hinauf getrieben worden, da
viele Leute, die auf die Zeitung selbst wenig oder nichts geben, dieselbe der
Prämie halber halten. Doch hält die auf solchem Wege erlangte Erhöhung der
Auflage niemals lange an, und wenn sie zu sinken begonnen hat, ist es schwierig,
sie wieder hinauf zu schrauben.
Grenzboten III. 1877. S
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