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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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ber 1719 an die "Boston Gazette" und dieser wieder einen Tag später der
"American Mereury", der in Philadelphia erschien. Der Einfluß dieser Blätter
war noch ganz unbedeutend. 1721 machte, das zuletzt genannte derselben die
bescheidene Bemerkung: "Unsere Abgeordneten sind jetzt versammelt; wir hoffen,
daß sie Mittel finden werden, den erlöschenden Kredit dieser Provinz nen zu
beleben und die günstigen Verhältnisse von ehedem wieder herzustellen", und
mit Mühe entging der Herausgeber der Bestrafung.

New-Aork bekam durch William Bradford, den Gründer des "Mereury",
an: 16. Oktober 1725 seine erste Zeitung die "Newyork Gazette". Benjamin
Franklin gab vom Jahre 1728 an in Philadelphia die "Pennsylvania Gazette"
heraus.

Erst kurz vor dem Unabhängigkeitskriege begann die Zahl der Zeitungen
stark zu wachsen, und im Jahre 1776 hatten die Vereinigten Staaten zusammen
37 Blätter, von denen ans Massachusetts sieben, auf Pennsylvanien neun, auf
New-Iork und Connecticut je vier, auf Rhode Island, Virginia, Maryland
und Nordkarolina je zwei, auf Südkarolina drei und auf Newhampshire und
Georgia je eins fielen. Alle waren Wochenblätter, keines setzte mehr als 4000
Exemplare ab, nur John Dunlap's "General-Advertiser" in Philadelphia
wurde wöchentlich zweimal ausgegeben. Der Apparat war äußerst bescheiden:
ein Keller oder ein Hofraum mit wenig Sonne vereinigte Redaktion und
Druckerei. Eigenthümer, Redakteur, Setzer, Drucker, Abounentensammler war eine
und dieselbe Person, deren gestimmtes Hülfspersonal ans einem Jungen bestand.
Dagegen wurden dem "American Newspaper Direktvry" zufolge hundert Jahre
später, also 1876, in den 38 Staaten und 11 Territorien der Union veröf¬
fentlicht: 738 Zeitungen täglich, 70 dreimal, 121 zweimal und 6235 einmal
die Woche, 33 alle vierzehn Tage, 105 zweimal, 747 einmal im Monat,
13 alle zwei Monate und 67 alle Vierteljahre. Die Vereinigten Staaten
hatten also damals 8129 Zeitungen und Zeitschriften. Von diesen kamen die
meisten, nämlich 1818, auf den Staat Newyork; die zweite Stelle nahm mit
738 Blättern Pennsylvanien ein, die dritte Illinois, dann folgen Ohio, ,Jowa>
Missouri und Jndiana, welche alle den älteren Staat Massachusetts überflügelt
haben, obwohl der letztere immer noch 349 Zeitungen besitzt. Nur zehn
Staaten haben so viele periodische Blätter als Kalifornien, welches auch, wie
alle neuen Staaten des Westens, verhältnißmäßig sehr viele täglich erscheinende
Zeitungen hat.

Die Zunahme der Zeitungen war stärker als die der Bevölkerung. Hatte
man vor hundert Jahren in den Vereinigten Staaten bei etwa drei Millionen
Einwohnern 37 Zeitungen, sodaß auf etwa achtzigtausend Menschen eine kam,
so besitzt man dort jetzt bei einer Bevölkerungszahl von ungefähr vierzig Mil-


ber 1719 an die „Boston Gazette" und dieser wieder einen Tag später der
„American Mereury", der in Philadelphia erschien. Der Einfluß dieser Blätter
war noch ganz unbedeutend. 1721 machte, das zuletzt genannte derselben die
bescheidene Bemerkung: „Unsere Abgeordneten sind jetzt versammelt; wir hoffen,
daß sie Mittel finden werden, den erlöschenden Kredit dieser Provinz nen zu
beleben und die günstigen Verhältnisse von ehedem wieder herzustellen", und
mit Mühe entging der Herausgeber der Bestrafung.

New-Aork bekam durch William Bradford, den Gründer des „Mereury",
an: 16. Oktober 1725 seine erste Zeitung die „Newyork Gazette". Benjamin
Franklin gab vom Jahre 1728 an in Philadelphia die „Pennsylvania Gazette"
heraus.

Erst kurz vor dem Unabhängigkeitskriege begann die Zahl der Zeitungen
stark zu wachsen, und im Jahre 1776 hatten die Vereinigten Staaten zusammen
37 Blätter, von denen ans Massachusetts sieben, auf Pennsylvanien neun, auf
New-Iork und Connecticut je vier, auf Rhode Island, Virginia, Maryland
und Nordkarolina je zwei, auf Südkarolina drei und auf Newhampshire und
Georgia je eins fielen. Alle waren Wochenblätter, keines setzte mehr als 4000
Exemplare ab, nur John Dunlap's „General-Advertiser" in Philadelphia
wurde wöchentlich zweimal ausgegeben. Der Apparat war äußerst bescheiden:
ein Keller oder ein Hofraum mit wenig Sonne vereinigte Redaktion und
Druckerei. Eigenthümer, Redakteur, Setzer, Drucker, Abounentensammler war eine
und dieselbe Person, deren gestimmtes Hülfspersonal ans einem Jungen bestand.
Dagegen wurden dem „American Newspaper Direktvry" zufolge hundert Jahre
später, also 1876, in den 38 Staaten und 11 Territorien der Union veröf¬
fentlicht: 738 Zeitungen täglich, 70 dreimal, 121 zweimal und 6235 einmal
die Woche, 33 alle vierzehn Tage, 105 zweimal, 747 einmal im Monat,
13 alle zwei Monate und 67 alle Vierteljahre. Die Vereinigten Staaten
hatten also damals 8129 Zeitungen und Zeitschriften. Von diesen kamen die
meisten, nämlich 1818, auf den Staat Newyork; die zweite Stelle nahm mit
738 Blättern Pennsylvanien ein, die dritte Illinois, dann folgen Ohio, ,Jowa>
Missouri und Jndiana, welche alle den älteren Staat Massachusetts überflügelt
haben, obwohl der letztere immer noch 349 Zeitungen besitzt. Nur zehn
Staaten haben so viele periodische Blätter als Kalifornien, welches auch, wie
alle neuen Staaten des Westens, verhältnißmäßig sehr viele täglich erscheinende
Zeitungen hat.

Die Zunahme der Zeitungen war stärker als die der Bevölkerung. Hatte
man vor hundert Jahren in den Vereinigten Staaten bei etwa drei Millionen
Einwohnern 37 Zeitungen, sodaß auf etwa achtzigtausend Menschen eine kam,
so besitzt man dort jetzt bei einer Bevölkerungszahl von ungefähr vierzig Mil-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/33>, abgerufen am 23.07.2024.