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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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knüpft haben, daß es ein solches gebe, daß das Grab nicht das Sein über¬
haupt vernichte, das haben sie alle, bald bestimmter, bald unbestimmter, gelehrt.
Aber freilich, das zeigt uns ebenfalls die Geschichte, dieser Glaube ist bei
steigender Kulturentwickelung bestritten worden, und nicht immer hat er über
den Zweifel triumphirt! Und er raunte es nicht, weil er mit Vorstellungen
verknüpft war, welche die Probe nicht zu bestehen vermochten, und auf einem
Grunde ruhte, der selbst der Festigkeit entbehrte.

Es ist nur der christliche Glaube an das ewige Leben, der den Kampf
mit der Skepsis muthig aufzunehmen vermag, denn er wurzelt in der Gewi߬
heit des unbedingten Werthes der einzelnen Menschenseele, in dem Bewußtsein
der Versöhnung mit Gott und der Gemeinschaft mit ihm, er ist frei von sinn¬
lichen Beimischungen, ideal und ethisch gestaltet, er sieht endlich sich selbst ver¬
bürgt in der Selbstbezeugnng des Auferstandnen.


H. Jacoby.


Me Lpidemie der "HMMstalljumoresKm"
von Max Oberbrey er.

Vor mir liegt ein Prospekt der "Expedition des Allgemeinen literarischen
Wochenberichts" in Leipzig, der also lautet: "Wir haben das Vergnügen, Sie
von dem bevorstehenden Erscheinen einer ganz außergewöhnliche Erfolge ver¬
sprechenden Novität des gefeierten Autors Ernst Eckstein in Kenntniß zu
setzen. Demnächst wird erscheinen: "Neue Gymnasialhnmoresken" von E. Eck¬
stein." Der Direktor Samuel Heinzerling, der Held des weltberühmten "Be¬
suches im Carcer" spielt darin eine Hauptrolle. Schon dieser Umstand genügt,
um dem Werke einen Leserkreis zu sichern, der nach Hunderttausenden zählt.
Oder sollte sich irgend eine Figur unseres humoristischen Schriftthnms, den
Onkel Bräsig in Fritz Reuter dumm ausgenommen, mit der "ungewöhnlichen"
Popularität unseres Samuel messen können?" ---

Die Mehrzahl der Leser dieser Zeilen kennt vielleicht die "weltberühmte"
Humoreske, "der Besuch im Carcer". Herr Ernst Eckstein, der Büchermacher
Mi- excöUone", der die Reklame so aus dem sf. versteht, hat ja für das Be¬
kanntwerden seines "bahnbrechenden" Opusculum's zur Genüge gesorgt/") Den¬
noch will ich hier in aller Kürze den Inhalt angeben.



Mit Recht sagt Dr. spitzer: Eckstein sei der popillnrste Schriftsteller der Gegenwart-
Denn man treffe seine Schriften nicht mir bei jcdr", Bahuhvfscolporteur, sondern auch überall
längs der Schienen, wohin sie durch einen entschlossenen Wurf aus dein Wagenfenster zu
D, R, gelangen Pflegen.

knüpft haben, daß es ein solches gebe, daß das Grab nicht das Sein über¬
haupt vernichte, das haben sie alle, bald bestimmter, bald unbestimmter, gelehrt.
Aber freilich, das zeigt uns ebenfalls die Geschichte, dieser Glaube ist bei
steigender Kulturentwickelung bestritten worden, und nicht immer hat er über
den Zweifel triumphirt! Und er raunte es nicht, weil er mit Vorstellungen
verknüpft war, welche die Probe nicht zu bestehen vermochten, und auf einem
Grunde ruhte, der selbst der Festigkeit entbehrte.

Es ist nur der christliche Glaube an das ewige Leben, der den Kampf
mit der Skepsis muthig aufzunehmen vermag, denn er wurzelt in der Gewi߬
heit des unbedingten Werthes der einzelnen Menschenseele, in dem Bewußtsein
der Versöhnung mit Gott und der Gemeinschaft mit ihm, er ist frei von sinn¬
lichen Beimischungen, ideal und ethisch gestaltet, er sieht endlich sich selbst ver¬
bürgt in der Selbstbezeugnng des Auferstandnen.


H. Jacoby.


Me Lpidemie der „HMMstalljumoresKm"
von Max Oberbrey er.

Vor mir liegt ein Prospekt der „Expedition des Allgemeinen literarischen
Wochenberichts" in Leipzig, der also lautet: „Wir haben das Vergnügen, Sie
von dem bevorstehenden Erscheinen einer ganz außergewöhnliche Erfolge ver¬
sprechenden Novität des gefeierten Autors Ernst Eckstein in Kenntniß zu
setzen. Demnächst wird erscheinen: „Neue Gymnasialhnmoresken" von E. Eck¬
stein." Der Direktor Samuel Heinzerling, der Held des weltberühmten „Be¬
suches im Carcer" spielt darin eine Hauptrolle. Schon dieser Umstand genügt,
um dem Werke einen Leserkreis zu sichern, der nach Hunderttausenden zählt.
Oder sollte sich irgend eine Figur unseres humoristischen Schriftthnms, den
Onkel Bräsig in Fritz Reuter dumm ausgenommen, mit der „ungewöhnlichen"
Popularität unseres Samuel messen können?" -—

Die Mehrzahl der Leser dieser Zeilen kennt vielleicht die „weltberühmte"
Humoreske, „der Besuch im Carcer". Herr Ernst Eckstein, der Büchermacher
Mi- excöUone«, der die Reklame so aus dem sf. versteht, hat ja für das Be¬
kanntwerden seines „bahnbrechenden" Opusculum's zur Genüge gesorgt/") Den¬
noch will ich hier in aller Kürze den Inhalt angeben.



Mit Recht sagt Dr. spitzer: Eckstein sei der popillnrste Schriftsteller der Gegenwart-
Denn man treffe seine Schriften nicht mir bei jcdr», Bahuhvfscolporteur, sondern auch überall
längs der Schienen, wohin sie durch einen entschlossenen Wurf aus dein Wagenfenster zu
D, R, gelangen Pflegen.
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[0260] knüpft haben, daß es ein solches gebe, daß das Grab nicht das Sein über¬ haupt vernichte, das haben sie alle, bald bestimmter, bald unbestimmter, gelehrt. Aber freilich, das zeigt uns ebenfalls die Geschichte, dieser Glaube ist bei steigender Kulturentwickelung bestritten worden, und nicht immer hat er über den Zweifel triumphirt! Und er raunte es nicht, weil er mit Vorstellungen verknüpft war, welche die Probe nicht zu bestehen vermochten, und auf einem Grunde ruhte, der selbst der Festigkeit entbehrte. Es ist nur der christliche Glaube an das ewige Leben, der den Kampf mit der Skepsis muthig aufzunehmen vermag, denn er wurzelt in der Gewi߬ heit des unbedingten Werthes der einzelnen Menschenseele, in dem Bewußtsein der Versöhnung mit Gott und der Gemeinschaft mit ihm, er ist frei von sinn¬ lichen Beimischungen, ideal und ethisch gestaltet, er sieht endlich sich selbst ver¬ bürgt in der Selbstbezeugnng des Auferstandnen. H. Jacoby. Me Lpidemie der „HMMstalljumoresKm" von Max Oberbrey er. Vor mir liegt ein Prospekt der „Expedition des Allgemeinen literarischen Wochenberichts" in Leipzig, der also lautet: „Wir haben das Vergnügen, Sie von dem bevorstehenden Erscheinen einer ganz außergewöhnliche Erfolge ver¬ sprechenden Novität des gefeierten Autors Ernst Eckstein in Kenntniß zu setzen. Demnächst wird erscheinen: „Neue Gymnasialhnmoresken" von E. Eck¬ stein." Der Direktor Samuel Heinzerling, der Held des weltberühmten „Be¬ suches im Carcer" spielt darin eine Hauptrolle. Schon dieser Umstand genügt, um dem Werke einen Leserkreis zu sichern, der nach Hunderttausenden zählt. Oder sollte sich irgend eine Figur unseres humoristischen Schriftthnms, den Onkel Bräsig in Fritz Reuter dumm ausgenommen, mit der „ungewöhnlichen" Popularität unseres Samuel messen können?" -— Die Mehrzahl der Leser dieser Zeilen kennt vielleicht die „weltberühmte" Humoreske, „der Besuch im Carcer". Herr Ernst Eckstein, der Büchermacher Mi- excöUone«, der die Reklame so aus dem sf. versteht, hat ja für das Be¬ kanntwerden seines „bahnbrechenden" Opusculum's zur Genüge gesorgt/") Den¬ noch will ich hier in aller Kürze den Inhalt angeben. Mit Recht sagt Dr. spitzer: Eckstein sei der popillnrste Schriftsteller der Gegenwart- Denn man treffe seine Schriften nicht mir bei jcdr», Bahuhvfscolporteur, sondern auch überall längs der Schienen, wohin sie durch einen entschlossenen Wurf aus dein Wagenfenster zu D, R, gelangen Pflegen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/260>, abgerufen am 25.08.2024.