Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.Prokurator fungirte der Fürst Labanvw-Rvslvwski. Bei der Krönung seines Prokurator fungirte der Fürst Labanvw-Rvslvwski. Bei der Krönung seines <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0026" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/138785"/> <p xml:id="ID_59" prev="#ID_58" next="#ID_60"> Prokurator fungirte der Fürst Labanvw-Rvslvwski. Bei der Krönung seines<lb/> kaiserlichen Herrn wurde Adlerberg zum Generalmajor ü 1a suite ernannt. Er<lb/> bemühte sich von nun ab, der Schatten und das Echo Sr. Kaiserlichen Majestät<lb/> zu sein, und diese Rolle spielte er während einer sehr laugen Reihe von Jahren,<lb/> umstrahlt von dem Nimbus der kaiserlichen Gnade, in deren Strahlen er sich<lb/> wärmte. In allen Lagen und uuter allen Umständen blieb er sich gleich, hatte<lb/> immer gerade dieselbe Meinung, welche der Kaiser hatte, und besaß anch mit<lb/> ihm den gleichen Humor. Er erhielt der Reihe nach alle Aemter, welche vacant<lb/> wurden und deren Führung keine besonderen Kenntnisse verlangte. „Er war",<lb/> nach den Worten Nikolaus I., „ein General, wie er sein muß." Als im Jahre<lb/> 1841 die Stelle eines Generaldirektors der Post vacant wurde, wurde selbst<lb/> verständlich Adlerberg mit dieser Stellung betraut, und er verwaltete den Posten<lb/> nach der einmal eingeführten Weise, — ohne Berücksichtigung der Bedürfnisse<lb/> des Handels, sondern einfach im Interesse des Staatsschatzes. Diejenigen,<lb/> welche die Verdienste des Grafen hervorheben wollen, wissen nichts weiter<lb/> vorzubringen, als daß er das gleichmäßige Porto für alle Briefe im Inlande<lb/> 10 Kop. für ein Loth) eingeführt hat. Die Grafenkrone hatte Adlerberg<lb/> schon früher erhalten, denn dieser in Rußland und überhaupt bei den Slaven<lb/> ungebräuchliche und zu ihnen von den deutschen Kaisern aus dem Hause Habs-<lb/> burg für Geld importirte Titel, war ein, jedem kaiserlichen Günstlinge seit<lb/> Paul I. unbedingt zustehendes Prädikat. Dieser Kaiser war übrigens der<lb/> erste, welcher selbst den Grafentitel an Russen ertheilte und seit jener Zeit<lb/> wurden Dutzende von Grafen ernannt. Paul und Nikolaus thaten dies aber,<lb/> um zu zeigen, daß sie nicht weniger vermögen als ein deutscher oder österrei¬<lb/> chischer Kaiser. Bei seinem Regierungsantritte fand Nikolaus I. den Fürsten<lb/> Wolkonski als Minister des kaiserlichen Hauses vor. Es war dies einer der<lb/> größten Wüstlinge, aber er führte die ihm obliegenden Geschäfte mit großer<lb/> Strenge. Man sagte zwar nach seinem Tode, daß er seine Stellung zu seinein<lb/> Nutzen verwendet hat, dennoch gestanden selbst seine Feinde zu, daß c« prime«<lb/> <1e pivrre — wie er gewöhnlich genannt wurde — sein Amt konsequent ver¬<lb/> waltet und eine weise Sparsamkeit in deu Ausgaben beobachtet hat. Besonders<lb/> klagten hierüber die „jungen Höfe", d. h. die Höfe der verschiedenen Gro߬<lb/> fürsten und Großfürstinnen, denen er nie erlaubte, ihren Etat zu überschreiten.<lb/> Fürst Wolkonski hatte sogar den Muth, dein Kaiser selbst häufig Ausgaben,<lb/> welche nicht mit dem Etat übereinstimmten, zu streichen, und Vorstellungen<lb/> gegen dieselben zu machen. Der Kaiser aber, der sich für einen eben so guten<lb/> Finanzmann betrachtete, wie er sich für einen großen Feldherrn und Diplo¬<lb/> maten hielt, hatte thatsächlich keinen Begriff vom Werthe des Geldes und<lb/> verstand nichts von Finanzoperationen. Für seine Person verlangte er nicht</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0026]
Prokurator fungirte der Fürst Labanvw-Rvslvwski. Bei der Krönung seines
kaiserlichen Herrn wurde Adlerberg zum Generalmajor ü 1a suite ernannt. Er
bemühte sich von nun ab, der Schatten und das Echo Sr. Kaiserlichen Majestät
zu sein, und diese Rolle spielte er während einer sehr laugen Reihe von Jahren,
umstrahlt von dem Nimbus der kaiserlichen Gnade, in deren Strahlen er sich
wärmte. In allen Lagen und uuter allen Umständen blieb er sich gleich, hatte
immer gerade dieselbe Meinung, welche der Kaiser hatte, und besaß anch mit
ihm den gleichen Humor. Er erhielt der Reihe nach alle Aemter, welche vacant
wurden und deren Führung keine besonderen Kenntnisse verlangte. „Er war",
nach den Worten Nikolaus I., „ein General, wie er sein muß." Als im Jahre
1841 die Stelle eines Generaldirektors der Post vacant wurde, wurde selbst
verständlich Adlerberg mit dieser Stellung betraut, und er verwaltete den Posten
nach der einmal eingeführten Weise, — ohne Berücksichtigung der Bedürfnisse
des Handels, sondern einfach im Interesse des Staatsschatzes. Diejenigen,
welche die Verdienste des Grafen hervorheben wollen, wissen nichts weiter
vorzubringen, als daß er das gleichmäßige Porto für alle Briefe im Inlande
10 Kop. für ein Loth) eingeführt hat. Die Grafenkrone hatte Adlerberg
schon früher erhalten, denn dieser in Rußland und überhaupt bei den Slaven
ungebräuchliche und zu ihnen von den deutschen Kaisern aus dem Hause Habs-
burg für Geld importirte Titel, war ein, jedem kaiserlichen Günstlinge seit
Paul I. unbedingt zustehendes Prädikat. Dieser Kaiser war übrigens der
erste, welcher selbst den Grafentitel an Russen ertheilte und seit jener Zeit
wurden Dutzende von Grafen ernannt. Paul und Nikolaus thaten dies aber,
um zu zeigen, daß sie nicht weniger vermögen als ein deutscher oder österrei¬
chischer Kaiser. Bei seinem Regierungsantritte fand Nikolaus I. den Fürsten
Wolkonski als Minister des kaiserlichen Hauses vor. Es war dies einer der
größten Wüstlinge, aber er führte die ihm obliegenden Geschäfte mit großer
Strenge. Man sagte zwar nach seinem Tode, daß er seine Stellung zu seinein
Nutzen verwendet hat, dennoch gestanden selbst seine Feinde zu, daß c« prime«
<1e pivrre — wie er gewöhnlich genannt wurde — sein Amt konsequent ver¬
waltet und eine weise Sparsamkeit in deu Ausgaben beobachtet hat. Besonders
klagten hierüber die „jungen Höfe", d. h. die Höfe der verschiedenen Gro߬
fürsten und Großfürstinnen, denen er nie erlaubte, ihren Etat zu überschreiten.
Fürst Wolkonski hatte sogar den Muth, dein Kaiser selbst häufig Ausgaben,
welche nicht mit dem Etat übereinstimmten, zu streichen, und Vorstellungen
gegen dieselben zu machen. Der Kaiser aber, der sich für einen eben so guten
Finanzmann betrachtete, wie er sich für einen großen Feldherrn und Diplo¬
maten hielt, hatte thatsächlich keinen Begriff vom Werthe des Geldes und
verstand nichts von Finanzoperationen. Für seine Person verlangte er nicht
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