Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.hervorrufen, wie wir ihn in der pantheistischen Mystik des Brahmaismus Von dieser Eschatologie des Brahmaismus weicht die buddhistische kaum Auch hier fällt die Verwandtschaft ägyptischen und indischen Geistes in die Ein ganz anderer Geist als in den bis dahin in's Auge gefaßten Religionen Es ist wohl jetzt keinem Zweifel mehr unterworfen, daß diese Auferstehungs- ') Vgl. besonders Windischmmm, Zvrnstrische Studien Berlin 1--63, S. 113--117.
hervorrufen, wie wir ihn in der pantheistischen Mystik des Brahmaismus Von dieser Eschatologie des Brahmaismus weicht die buddhistische kaum Auch hier fällt die Verwandtschaft ägyptischen und indischen Geistes in die Ein ganz anderer Geist als in den bis dahin in's Auge gefaßten Religionen Es ist wohl jetzt keinem Zweifel mehr unterworfen, daß diese Auferstehungs- ') Vgl. besonders Windischmmm, Zvrnstrische Studien Berlin 1--63, S. 113—117.
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hervorrufen, wie wir ihn in der pantheistischen Mystik des Brahmaismus
finden. „Befreiung von allem Sein, das ist die Erfüllung der Glückseligkeit."
—- „Alle die zerstreuten Individualitäten, die wir Menschen nennen, sind
Tropfen, die wieder in den Vaterstrom zurückkehren sollen", so lauten ihre
Wünsche und Hoffnungen.
Von dieser Eschatologie des Brahmaismus weicht die buddhistische kaum
ab. Es mag die Stimmung beeinflussen, wenn der eine in den Strom des
Absoluten stürzt, um von ihm absorbirt zu werden, während der andere in das
Nichts( nirvana) eingeht, thatsächlich erlischt hier wie dort das persönliche
Sein. Der Tropfen, der im Strom verschwindet, die sinkende Welle ist hier,
das erlöschende Feuer, die untergehende Sonne ist dort das eschatologische
Stimmungsbild.
Auch hier fällt die Verwandtschaft ägyptischen und indischen Geistes in die
Augen. Aegypten ist die Wiege des Mönchthums. Aus der altägyptischen
Religionslehre heraus hatte sich eine Askese gebildet, an welche sich das christ¬
liche Mönchthum schloß. Die Askese ist aber immer Verneinung der Welt
ein sich Zurückziehen aus dem Endlichen, um in dem mehr oder weniger pan-
theistisch gedachten Unendlichen aufzugehen!
Ein ganz anderer Geist als in den bis dahin in's Auge gefaßten Religionen
N'ehe in der persischen. Waltete dort eine lyrische Stimmung, eine mehr pas¬
sive, weibliche Weltanschauung, so hören wir hier die Stimme einer aktiven
Männlichen Gesammtauffassnng der Dinge, sehen wir den Gang einer drama¬
tischen Entwickelung. Wir finden hier die Idee einer abschließenden Weltkatn-
strophe. Am Ende der irdischen Geschicke erscheint der Sosiosch, der Prophet
und Helfer, der Vertreter der Ormuzd, von ihm werden die Todten erweckt,
die Gerechten von den Ungerechten geschieden, endlich aber wird ein Feuer
entstehen, reinigend für die Frommen, vernichtend für die Gottlosen, selbst für
Ahriman, so daß eine neue Erde, auf der allein Ormuzd herrscht, den Aus¬
gang der Geschichte bildet. So steht die Alleinherrschaft des Ormuzd freilich
nicht am Anfang, aber doch am Ende der kosmischen Entwickelung, als ihr
Resultat.
Es ist wohl jetzt keinem Zweifel mehr unterworfen, daß diese Auferstehungs-
thevrie der alten persischen Religion eigenthümlich und nicht von Außer in sie
hineingekommen ist, sie entspricht dem innern Zusammenhange des Systems.
Da jeder Tod eines Ormuzddieners ein Sieg Ahrimans ist, so muß mit dem
definitiven Siege des Ormuzd eine Auferweckung seiner Diener zusammenfallen.*)
') Vgl. besonders Windischmmm, Zvrnstrische Studien Berlin 1--63, S. 113—117.
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