Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.
Ein schwäbischer Spruch, der gegen Kopfschmerzen hilft, wenn man sich Im Harze heilt man die Flechtenkrankheit ans sympathetischen Wege, indem
Der "Haarwnrm" (ein Ausschlag am Kinn) wird im würtembergischen Ganz außerordentlich groß ist die Menge der Zauberformeln, mit denen
Ein schwäbischer Spruch, der gegen Kopfschmerzen hilft, wenn man sich Im Harze heilt man die Flechtenkrankheit ans sympathetischen Wege, indem
Der „Haarwnrm" (ein Ausschlag am Kinn) wird im würtembergischen Ganz außerordentlich groß ist die Menge der Zauberformeln, mit denen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0182" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/138941"/> <quote> <lg xml:id="POEMID_7" type="poem"> <l> „N. N. du hast dich verrenkt,<lb/> Die Juden haben unsern Heiland gehenkt.<lb/> Schad't ihm sein Hängen nicht,<note type="bibl"> (Ebendaselbst).</note> So schad't dir dein Verrenken nicht." </l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_500"> Ein schwäbischer Spruch, der gegen Kopfschmerzen hilft, wenn man sich<lb/> dabei mit beiden Händen den Kopf hält und den rechten Fuß in eine Krippe<lb/> setzt, lautet: „In die Krippe dree' ich, das Hauptgeschoß heb ich; niemand ist,<lb/> der mir helfen kann, als der Mann, der in der Krippe seine Ruhe fand. Im<lb/> Namen", u. s. w. Ein anderer derartiger Segen ans der Umgegend von<lb/> Reutlingen heißt: „Ich steh' auf Holz und seh' durch Holz, ich sehe durch<lb/> einen grünen Zweig; Gott der Herr behüte mir meine Hauptfaden. Im Namen",<lb/> u. s. w. Dabei muß man sich auf ein Bret stellen und durch einen Baum-<lb/> wipfel nach dem Himmel hinaufsehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_501"> Im Harze heilt man die Flechtenkrankheit ans sympathetischen Wege, indem<lb/> man früh Morgens, ehe man noch mit jemand gesprochen oder etwas gegessen<lb/> hat, die Reime hersagt:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_8" type="poem"> <l> „De Schwale (Schwalbe) und de Flechte<lb/> De flöge woll ower dat Wille Meer,<lb/> ,De Schwale de kam wedder,<lb/> De Flechte nimmermehr."</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_502"> Der „Haarwnrm" (ein Ausschlag am Kinn) wird im würtembergischen<lb/> Orte Pfnllingen mit folgendem Segen gebannt: „Es ging ein Mann zacker<lb/> auf einem rothen Acker, da zog er drei Färch (Furchen), da fing er drei Würm,<lb/> der erst der war der Reitwurm, der zweit der war der Giftwurm, der dritt<lb/> der war der Haarwurm. Da ging es dem Kindelein gut, und da war es<lb/> gut." Zu diesen Worten müssen, wenn sie helfen sollen, noch drei Vaterunser<lb/> und drei Segen gesprochen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_503" next="#ID_504"> Ganz außerordentlich groß ist die Menge der Zauberformeln, mit denen<lb/> man die Rose und den „Brand" bei Sympathieknren bespricht, wobei ich<lb/> bemerke, daß das Volk unter dem Ausdrucke „Brand" verschiedene Arten von<lb/> Entzündungen versteht. Westfälische Spruche dieser Art sind nachstehende:<lb/> „Christus und Maria gingen über Land, sie sprach für diese Rose und für<lb/> den Brand: Auswärts, Rietros, Flußros, Steckros, Brandros, Blcirreros<lb/> (Blatter- oder Blasenrose). Im Namen", u. s. w. „Rose, ich gebiete Dir,<lb/> Dn sollst stille stehen und nicht weiter gehen, Du sollst vertrocknen wie der<lb/> Sproß am Zaun. Im Namen", u. s. w. „Es kamen drei Jungfern vom<lb/> Berge herab, die eine pflückte Laub, die andere pflückte Gras und die dritte<lb/> brach die Rose ab. Im Namen", u. s. w. Diese Beschwörung ist dreimal zu<lb/> wiederholen, wobei die Rose jedesmal angeblasen wird. „Der Herr Jesus</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0182]
„N. N. du hast dich verrenkt,
Die Juden haben unsern Heiland gehenkt.
Schad't ihm sein Hängen nicht, (Ebendaselbst). So schad't dir dein Verrenken nicht."
Ein schwäbischer Spruch, der gegen Kopfschmerzen hilft, wenn man sich
dabei mit beiden Händen den Kopf hält und den rechten Fuß in eine Krippe
setzt, lautet: „In die Krippe dree' ich, das Hauptgeschoß heb ich; niemand ist,
der mir helfen kann, als der Mann, der in der Krippe seine Ruhe fand. Im
Namen", u. s. w. Ein anderer derartiger Segen ans der Umgegend von
Reutlingen heißt: „Ich steh' auf Holz und seh' durch Holz, ich sehe durch
einen grünen Zweig; Gott der Herr behüte mir meine Hauptfaden. Im Namen",
u. s. w. Dabei muß man sich auf ein Bret stellen und durch einen Baum-
wipfel nach dem Himmel hinaufsehen.
Im Harze heilt man die Flechtenkrankheit ans sympathetischen Wege, indem
man früh Morgens, ehe man noch mit jemand gesprochen oder etwas gegessen
hat, die Reime hersagt:
„De Schwale (Schwalbe) und de Flechte
De flöge woll ower dat Wille Meer,
,De Schwale de kam wedder,
De Flechte nimmermehr."
Der „Haarwnrm" (ein Ausschlag am Kinn) wird im würtembergischen
Orte Pfnllingen mit folgendem Segen gebannt: „Es ging ein Mann zacker
auf einem rothen Acker, da zog er drei Färch (Furchen), da fing er drei Würm,
der erst der war der Reitwurm, der zweit der war der Giftwurm, der dritt
der war der Haarwurm. Da ging es dem Kindelein gut, und da war es
gut." Zu diesen Worten müssen, wenn sie helfen sollen, noch drei Vaterunser
und drei Segen gesprochen werden.
Ganz außerordentlich groß ist die Menge der Zauberformeln, mit denen
man die Rose und den „Brand" bei Sympathieknren bespricht, wobei ich
bemerke, daß das Volk unter dem Ausdrucke „Brand" verschiedene Arten von
Entzündungen versteht. Westfälische Spruche dieser Art sind nachstehende:
„Christus und Maria gingen über Land, sie sprach für diese Rose und für
den Brand: Auswärts, Rietros, Flußros, Steckros, Brandros, Blcirreros
(Blatter- oder Blasenrose). Im Namen", u. s. w. „Rose, ich gebiete Dir,
Dn sollst stille stehen und nicht weiter gehen, Du sollst vertrocknen wie der
Sproß am Zaun. Im Namen", u. s. w. „Es kamen drei Jungfern vom
Berge herab, die eine pflückte Laub, die andere pflückte Gras und die dritte
brach die Rose ab. Im Namen", u. s. w. Diese Beschwörung ist dreimal zu
wiederholen, wobei die Rose jedesmal angeblasen wird. „Der Herr Jesus
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