Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.Reisenden an seinem vorgesteckten Ziel, von dem Tode oder der Heimkehr eines Von den zahlreichen Beispielen, welche wir als Beweismaterial ausam¬ Reisenden an seinem vorgesteckten Ziel, von dem Tode oder der Heimkehr eines Von den zahlreichen Beispielen, welche wir als Beweismaterial ausam¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0155" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/138914"/> <p xml:id="ID_413" prev="#ID_412"> Reisenden an seinem vorgesteckten Ziel, von dem Tode oder der Heimkehr eines<lb/> Forschers, verdanken. Wir sind überzeugt, daß die neueste Nachricht von der<lb/> Ankunft Stanleys an der Küste West-Afrikas eine wahre Sturmfluth von<lb/> Aufsätzen über die Reisen des kühnen, früher so grundlos befeindeten Amerikaners<lb/> und die von ihm durchstreiften Ländergebiete hervorrufen wird. Ebenso sicher<lb/> aber wissen wir anch, daß ein großer Theil dieser „zeitgemäßen" Arbeiten von<lb/> dazu völlig nnbefühigten Leuten geschrieben wird und vor keinem, noch so<lb/> nachsichtigen Kritikerauge bestehen kann. — Die billigeren Blätter niederen<lb/> Ranges sind selbstverständlich um weitesten verbreitet und werden von einem<lb/> kritikunfähigen, belehrungs- und ausklärungsbedürftigen Publikum, welches bessere<lb/> Zeitschriften nicht zu bezahlen im Stande ist, gelesen und als Evangelium<lb/> ^trachtet. — Und gerade hier, wo der gewöhnlichere Mann, die arbeitsame<lb/> Familie, nach des Tages Last sich für außerhalb ihrer Sphäre liegende Dinge<lb/> Su interessiren beginnt, ja sich hünfig wahrhaft begeistert, wird in einer unver-<lb/> Michen Weise, in einer Nachlässigkeit, welche die schärfste Rüge verdient,<lb/> Lüge und Aufschneiderei als popularisirte.Wissenschaft in die Welt geschickt.<lb/> Wird doch augenblicklich in so herzerquickeuder Weise an der Hebung der<lb/> allgemeinen Volksbildung gearbeitet, wird do es immer mehr und mehr Werth<lb/> auf alle Arten von Schulen gelegt, sollte damit die in den betreffenden Kreisen<lb/> verbreitete Zeituugswelt nicht gleichen Schritt halten können, sollte da diese<lb/> Macht ihre ernste Pflicht der Belehrung in belletristischen Gewände nicht<lb/> ivrgsamer und gewissenhafter erfüllen wollen?</p><lb/> <p xml:id="ID_414" next="#ID_415"> Von den zahlreichen Beispielen, welche wir als Beweismaterial ausam¬<lb/> melten, heben wir nur eines der eklatantesten hervor. Es betrifft einen ^<lb/> unterzeichneten Artikel „Das Innere Afrika's" in der „Didaskalia" vom<lb/> 6' und 7. März 1877, dem früher hochgeachteten Beiblatt des „Franks. Journals."<lb/> Der wahrhaft haarsträubende Inhalt dieses Artikels über Jnnerafrika ist wirklich<lb/> uner weiteren Verbreitung im Publikum werth. Der Artikel beginnt: „Der<lb/> kürzlich erfolgte Tod des bekannten Reisenden Eduard Mohr giebt uns Ge¬<lb/> legenheit ans .den Schauplatz seines langjährigen Wirkens, auf<lb/> West-Afrika und dessen unerschlossene, vielleicht sogar nnerschließ-<lb/> bare Geheimnisse zurückzublicken," — Der Verfasser dokumentirt in diesen<lb/> wenigen Anfangszeiten, daß er, obgleich im Begriff eiuen „belehrenden" Artikel<lb/> Su schreiben, doch durchaus keine weitere Ahnung, als vielleicht die weitverbreitete<lb/> Kenntniß von der Existenz der Sahara, des Nil, Aegyptens und des Kaps der<lb/> guten Hoffnung, der großen Hitze und der schwarzen Farbe der Bewohner<lb/> jenes Erdtheils, von seinein Gegenstande hat; er würde sonst bei auch nur ge¬<lb/> ringer Vertrautheit mit Afrika wissen müssen, daß das langjährige Wir-<lb/> kungsfeld des verstorbenen Reisenden nicht West-, sondern Siidostasrika war.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0155]
Reisenden an seinem vorgesteckten Ziel, von dem Tode oder der Heimkehr eines
Forschers, verdanken. Wir sind überzeugt, daß die neueste Nachricht von der
Ankunft Stanleys an der Küste West-Afrikas eine wahre Sturmfluth von
Aufsätzen über die Reisen des kühnen, früher so grundlos befeindeten Amerikaners
und die von ihm durchstreiften Ländergebiete hervorrufen wird. Ebenso sicher
aber wissen wir anch, daß ein großer Theil dieser „zeitgemäßen" Arbeiten von
dazu völlig nnbefühigten Leuten geschrieben wird und vor keinem, noch so
nachsichtigen Kritikerauge bestehen kann. — Die billigeren Blätter niederen
Ranges sind selbstverständlich um weitesten verbreitet und werden von einem
kritikunfähigen, belehrungs- und ausklärungsbedürftigen Publikum, welches bessere
Zeitschriften nicht zu bezahlen im Stande ist, gelesen und als Evangelium
^trachtet. — Und gerade hier, wo der gewöhnlichere Mann, die arbeitsame
Familie, nach des Tages Last sich für außerhalb ihrer Sphäre liegende Dinge
Su interessiren beginnt, ja sich hünfig wahrhaft begeistert, wird in einer unver-
Michen Weise, in einer Nachlässigkeit, welche die schärfste Rüge verdient,
Lüge und Aufschneiderei als popularisirte.Wissenschaft in die Welt geschickt.
Wird doch augenblicklich in so herzerquickeuder Weise an der Hebung der
allgemeinen Volksbildung gearbeitet, wird do es immer mehr und mehr Werth
auf alle Arten von Schulen gelegt, sollte damit die in den betreffenden Kreisen
verbreitete Zeituugswelt nicht gleichen Schritt halten können, sollte da diese
Macht ihre ernste Pflicht der Belehrung in belletristischen Gewände nicht
ivrgsamer und gewissenhafter erfüllen wollen?
Von den zahlreichen Beispielen, welche wir als Beweismaterial ausam¬
melten, heben wir nur eines der eklatantesten hervor. Es betrifft einen ^
unterzeichneten Artikel „Das Innere Afrika's" in der „Didaskalia" vom
6' und 7. März 1877, dem früher hochgeachteten Beiblatt des „Franks. Journals."
Der wahrhaft haarsträubende Inhalt dieses Artikels über Jnnerafrika ist wirklich
uner weiteren Verbreitung im Publikum werth. Der Artikel beginnt: „Der
kürzlich erfolgte Tod des bekannten Reisenden Eduard Mohr giebt uns Ge¬
legenheit ans .den Schauplatz seines langjährigen Wirkens, auf
West-Afrika und dessen unerschlossene, vielleicht sogar nnerschließ-
bare Geheimnisse zurückzublicken," — Der Verfasser dokumentirt in diesen
wenigen Anfangszeiten, daß er, obgleich im Begriff eiuen „belehrenden" Artikel
Su schreiben, doch durchaus keine weitere Ahnung, als vielleicht die weitverbreitete
Kenntniß von der Existenz der Sahara, des Nil, Aegyptens und des Kaps der
guten Hoffnung, der großen Hitze und der schwarzen Farbe der Bewohner
jenes Erdtheils, von seinein Gegenstande hat; er würde sonst bei auch nur ge¬
ringer Vertrautheit mit Afrika wissen müssen, daß das langjährige Wir-
kungsfeld des verstorbenen Reisenden nicht West-, sondern Siidostasrika war.
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