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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

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Jngenieurverein, vom Thier- und Pflanzen-Akklimatisationsverein und dem
Karpathenverein, der sich die Aufgabe gestellt hat, das Tatragebirge wissen¬
schaftlich zu beleuchten und zugänglich zu machen. Ferner erfreuen sich die
Interessen der Aerzte und Apotheker der Pflege durch zahlreiche Vereine.
Ebenso besitzt Ungarn in Budapest und der Provinz über siebzig Gesellschaften
mit pädagogischen Zwecken, Franenbildungsvereine u. tgi. Der Stephans¬
verein, der 1847 entstand, gibt vorzüglich populäre Schriften katholischer Rich¬
tung, Lehrbücher für katholische Schulen u. s. w. heraus, hat aber auch große
literarische Unternehmungen, z. B. eine ungarische Eneyklopädie und die Ueber¬
setzung der Weltgeschichte vom Cäsar Camen ins Leben gerufen. Er hat jetzt
340 gründende und 4100 Jahresbeiträge zahlende Mitglieder, und sein Ver¬
mögen beläuft sich auf etwa zweimalhunderttausend Gulden.

Wir übergehen eine Anzahl anderer Gesellschaften, die der Verfasser an¬
führt, und erwähnen auch nur kurz, daß die ungarische Regierung bald nach
ihrer Errichtung, dem Beispiele anderer Kulturstaaten folgend, ein statistisches
Bureau, eine Centralcinstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus, eine
geologische Anstalt, eine Kommission für Kunstdenkmäler und die chartographi-
sche Abtheilung der Staatsdruckerei ins Leben gerufen hat. Für die Erhal¬
tung der Kunstdenkmäler Ungarns ist sowohl von Seiten der Regierung als
durch Gemeinden und Privatpersonen Erhebliches geschehen. Man hat u. A.
das schöne altgothische Burggebäude zu Vajda-Hunyad in Siebenbürgen stil¬
gemäß wieder herzustellen begonnen. Man hat ferner die Restauration des
kaschauer Doms, der romanischen Kirche zu Leiden, der Krönungskirche zu
Preßburg, der ofner Festungskirche und der Kirche der martinsberger Bene¬
diktinerabtei, welche von Stephan dem Heiligen erbaut und seitdem wiederholt
umgestaltet worden ist, in Angriff genommen.

Unter den wissenschaftlichen Sammlungen des Landes nimmt das in
Budapest befindliche ungarische Nationalmuseum, zu welchem der Graf Franz
Szechenyi 1802 den Grund legte, die erste Stelle ein. Dasselbe besteht aus
einer Sammlung von Büchern und Handschriften, Münzen, Alterthümern, Ge¬
mälden und Naturalien, welche hauptsächlich das vereinigt, was geeignet ist,
die Geschichte Ungarns sowie dessen Natur und dessen Kulturverhältnisse zu
veranschaulichen. Die Bibliothek umfaßt, in den letzten Jahren nach dem
Münchener System neugeordnet, etwa 200,000 Bände Druckwerke, 16,000
Handschriften und 50,000 Urkunden. Die letzten drei Jahre allein haben sie
um 22,311 Druckwerke, 771 Handschriften und 21,606 Urkunden zunehmen
sehen, und während sie 1867 nur von 5841 Lesern besucht wurde, benutzten
sie im vorigen Jahre bereits 15,502 Leser. Auch die Einrichtung und die
dem heutigen Stande der Archäologie entsprechende Anordnung der Antiqui-


Jngenieurverein, vom Thier- und Pflanzen-Akklimatisationsverein und dem
Karpathenverein, der sich die Aufgabe gestellt hat, das Tatragebirge wissen¬
schaftlich zu beleuchten und zugänglich zu machen. Ferner erfreuen sich die
Interessen der Aerzte und Apotheker der Pflege durch zahlreiche Vereine.
Ebenso besitzt Ungarn in Budapest und der Provinz über siebzig Gesellschaften
mit pädagogischen Zwecken, Franenbildungsvereine u. tgi. Der Stephans¬
verein, der 1847 entstand, gibt vorzüglich populäre Schriften katholischer Rich¬
tung, Lehrbücher für katholische Schulen u. s. w. heraus, hat aber auch große
literarische Unternehmungen, z. B. eine ungarische Eneyklopädie und die Ueber¬
setzung der Weltgeschichte vom Cäsar Camen ins Leben gerufen. Er hat jetzt
340 gründende und 4100 Jahresbeiträge zahlende Mitglieder, und sein Ver¬
mögen beläuft sich auf etwa zweimalhunderttausend Gulden.

Wir übergehen eine Anzahl anderer Gesellschaften, die der Verfasser an¬
führt, und erwähnen auch nur kurz, daß die ungarische Regierung bald nach
ihrer Errichtung, dem Beispiele anderer Kulturstaaten folgend, ein statistisches
Bureau, eine Centralcinstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus, eine
geologische Anstalt, eine Kommission für Kunstdenkmäler und die chartographi-
sche Abtheilung der Staatsdruckerei ins Leben gerufen hat. Für die Erhal¬
tung der Kunstdenkmäler Ungarns ist sowohl von Seiten der Regierung als
durch Gemeinden und Privatpersonen Erhebliches geschehen. Man hat u. A.
das schöne altgothische Burggebäude zu Vajda-Hunyad in Siebenbürgen stil¬
gemäß wieder herzustellen begonnen. Man hat ferner die Restauration des
kaschauer Doms, der romanischen Kirche zu Leiden, der Krönungskirche zu
Preßburg, der ofner Festungskirche und der Kirche der martinsberger Bene¬
diktinerabtei, welche von Stephan dem Heiligen erbaut und seitdem wiederholt
umgestaltet worden ist, in Angriff genommen.

Unter den wissenschaftlichen Sammlungen des Landes nimmt das in
Budapest befindliche ungarische Nationalmuseum, zu welchem der Graf Franz
Szechenyi 1802 den Grund legte, die erste Stelle ein. Dasselbe besteht aus
einer Sammlung von Büchern und Handschriften, Münzen, Alterthümern, Ge¬
mälden und Naturalien, welche hauptsächlich das vereinigt, was geeignet ist,
die Geschichte Ungarns sowie dessen Natur und dessen Kulturverhältnisse zu
veranschaulichen. Die Bibliothek umfaßt, in den letzten Jahren nach dem
Münchener System neugeordnet, etwa 200,000 Bände Druckwerke, 16,000
Handschriften und 50,000 Urkunden. Die letzten drei Jahre allein haben sie
um 22,311 Druckwerke, 771 Handschriften und 21,606 Urkunden zunehmen
sehen, und während sie 1867 nur von 5841 Lesern besucht wurde, benutzten
sie im vorigen Jahre bereits 15,502 Leser. Auch die Einrichtung und die
dem heutigen Stande der Archäologie entsprechende Anordnung der Antiqui-


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[0423] Jngenieurverein, vom Thier- und Pflanzen-Akklimatisationsverein und dem Karpathenverein, der sich die Aufgabe gestellt hat, das Tatragebirge wissen¬ schaftlich zu beleuchten und zugänglich zu machen. Ferner erfreuen sich die Interessen der Aerzte und Apotheker der Pflege durch zahlreiche Vereine. Ebenso besitzt Ungarn in Budapest und der Provinz über siebzig Gesellschaften mit pädagogischen Zwecken, Franenbildungsvereine u. tgi. Der Stephans¬ verein, der 1847 entstand, gibt vorzüglich populäre Schriften katholischer Rich¬ tung, Lehrbücher für katholische Schulen u. s. w. heraus, hat aber auch große literarische Unternehmungen, z. B. eine ungarische Eneyklopädie und die Ueber¬ setzung der Weltgeschichte vom Cäsar Camen ins Leben gerufen. Er hat jetzt 340 gründende und 4100 Jahresbeiträge zahlende Mitglieder, und sein Ver¬ mögen beläuft sich auf etwa zweimalhunderttausend Gulden. Wir übergehen eine Anzahl anderer Gesellschaften, die der Verfasser an¬ führt, und erwähnen auch nur kurz, daß die ungarische Regierung bald nach ihrer Errichtung, dem Beispiele anderer Kulturstaaten folgend, ein statistisches Bureau, eine Centralcinstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus, eine geologische Anstalt, eine Kommission für Kunstdenkmäler und die chartographi- sche Abtheilung der Staatsdruckerei ins Leben gerufen hat. Für die Erhal¬ tung der Kunstdenkmäler Ungarns ist sowohl von Seiten der Regierung als durch Gemeinden und Privatpersonen Erhebliches geschehen. Man hat u. A. das schöne altgothische Burggebäude zu Vajda-Hunyad in Siebenbürgen stil¬ gemäß wieder herzustellen begonnen. Man hat ferner die Restauration des kaschauer Doms, der romanischen Kirche zu Leiden, der Krönungskirche zu Preßburg, der ofner Festungskirche und der Kirche der martinsberger Bene¬ diktinerabtei, welche von Stephan dem Heiligen erbaut und seitdem wiederholt umgestaltet worden ist, in Angriff genommen. Unter den wissenschaftlichen Sammlungen des Landes nimmt das in Budapest befindliche ungarische Nationalmuseum, zu welchem der Graf Franz Szechenyi 1802 den Grund legte, die erste Stelle ein. Dasselbe besteht aus einer Sammlung von Büchern und Handschriften, Münzen, Alterthümern, Ge¬ mälden und Naturalien, welche hauptsächlich das vereinigt, was geeignet ist, die Geschichte Ungarns sowie dessen Natur und dessen Kulturverhältnisse zu veranschaulichen. Die Bibliothek umfaßt, in den letzten Jahren nach dem Münchener System neugeordnet, etwa 200,000 Bände Druckwerke, 16,000 Handschriften und 50,000 Urkunden. Die letzten drei Jahre allein haben sie um 22,311 Druckwerke, 771 Handschriften und 21,606 Urkunden zunehmen sehen, und während sie 1867 nur von 5841 Lesern besucht wurde, benutzten sie im vorigen Jahre bereits 15,502 Leser. Auch die Einrichtung und die dem heutigen Stande der Archäologie entsprechende Anordnung der Antiqui-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/423>, abgerufen am 23.07.2024.