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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

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tungen und Regeln vom Monde ist das, was die ans orientalischer Astrologie
fußende Kunstmagie vom Einfluß desselben auf die Erde und ihre Bewohner
zu berichten weiß. Dahin gehört alles, was die "Kvmplexivn" der Steine,
Pflanzen, Thiere und Menschen nach den Planeten und Himmelszeiehen be¬
stimmen soll. Der Bauer weiß davon in der Regel nichts, doch werden nach
den gedruckt vorliegenden Anweisungen dieser Theorie noch heute Eheu und
Freundschaften geschlossen und mancherlei andere Unternehmungen bestimmt.
Es gibt nach dieser Lehre gewisse Metalle und Steine, gewisse Pflanzen und
Thiere und ebenso gewisse Menschen, in denen sich, je nach der Konstellation,
unter der sie entstanden oder geboren sind, der eine oder der andere Himmels¬
körper mit den Eigenschaften seines Wesens darstellt. So gibt es solarische,
jovialische, saturninische, martialische und so auch lnnarische Naturdinge und
Menschen. Gold und Karfunkel z. B. gehören der Sonne an, Eisen,- Schwefel
und Rubin sind Kinder des Mars. Luuarisch dagegen sind alle Kräuter,
welche weiche, dicke und saftige Blätter und einen wässerigen Geschmack haben,
alle Sumpfpflanzen und alle solche, die besonders rasch wachsen: der Kohl und
der Kürbiß, Melone, Gurke, Rübe, Zwiebel, Lauch, die Mandragorawurzel,
der Mohn, der Salat, alle Pilze und Schwämme, das Mvndkraut, die Wasser¬
linse und von den Bäumen die Linde. Die lunarischer Thiere entsprechen
dem: sie lieben feuchte Orte, wachsen rasch, sind langsam, meist ungeschickt,
fruchtbar und unrein "von wegen der lunarischer Impression und des giftigen
Menstrui". Zu ihnen zählen unter andern das Schwein und das Kaninchen,
der hundsköpfige Affe, Ente, Gans, Kukuk, Wachtel, Wasserschlange, Schildkröte,
die meisten Fische, die Spinne, der Krebs und die Auster. Die lunarischer
Menschen endlich werden, wenn sie wohl geartet sind, tüchtige Schiffsleute,
glückliche Fischer, schlaue Müller, die besten Jäger, hurtige und verschwiegene
Boten; wenn sie dagegen übel geartet sind, das Gegentheil von dem Gesagten,
Verräther, Meineidige, Hexen und Zauberer. Anderswo aber heißt es: "Ein
Kind, geboren in des Mondes Stunde, wird unstet in seinem Wandel, läßt sich
niemand meistern, thut sich selbst leicht den Tod an, hat selten Glück in zeit¬
lichen Dingen; deun es mag seines Glückes nicht erwarten, stirbt meist in jungen
Jahren, hat dunkle Augen, schielt gewöhnlich, wird oft krank, ist kalter Natur,
selten fröhlich. Es ist wahrhaftig, wird leicht zornig, vergeht ihm aber bald,
begehrt nicht fremdes Gut, ist gern ein Kaufmann oder Schiffer; sein Ange¬
sicht ist bleich, es wird zeitig grau und darf vom Glücke sagen, wenn es im
Angesicht nicht ein Zeichen überkommt."

Fügen wir dem noch hinzu, daß den südlichen Völkern, den Türken und
Arabern sowie den Italienern, das Bild eines Halbmondes als Amulet gegen
Bezauberung durch das neidische Auge und gegen das sogenannte Beschreien


tungen und Regeln vom Monde ist das, was die ans orientalischer Astrologie
fußende Kunstmagie vom Einfluß desselben auf die Erde und ihre Bewohner
zu berichten weiß. Dahin gehört alles, was die „Kvmplexivn" der Steine,
Pflanzen, Thiere und Menschen nach den Planeten und Himmelszeiehen be¬
stimmen soll. Der Bauer weiß davon in der Regel nichts, doch werden nach
den gedruckt vorliegenden Anweisungen dieser Theorie noch heute Eheu und
Freundschaften geschlossen und mancherlei andere Unternehmungen bestimmt.
Es gibt nach dieser Lehre gewisse Metalle und Steine, gewisse Pflanzen und
Thiere und ebenso gewisse Menschen, in denen sich, je nach der Konstellation,
unter der sie entstanden oder geboren sind, der eine oder der andere Himmels¬
körper mit den Eigenschaften seines Wesens darstellt. So gibt es solarische,
jovialische, saturninische, martialische und so auch lnnarische Naturdinge und
Menschen. Gold und Karfunkel z. B. gehören der Sonne an, Eisen,- Schwefel
und Rubin sind Kinder des Mars. Luuarisch dagegen sind alle Kräuter,
welche weiche, dicke und saftige Blätter und einen wässerigen Geschmack haben,
alle Sumpfpflanzen und alle solche, die besonders rasch wachsen: der Kohl und
der Kürbiß, Melone, Gurke, Rübe, Zwiebel, Lauch, die Mandragorawurzel,
der Mohn, der Salat, alle Pilze und Schwämme, das Mvndkraut, die Wasser¬
linse und von den Bäumen die Linde. Die lunarischer Thiere entsprechen
dem: sie lieben feuchte Orte, wachsen rasch, sind langsam, meist ungeschickt,
fruchtbar und unrein „von wegen der lunarischer Impression und des giftigen
Menstrui". Zu ihnen zählen unter andern das Schwein und das Kaninchen,
der hundsköpfige Affe, Ente, Gans, Kukuk, Wachtel, Wasserschlange, Schildkröte,
die meisten Fische, die Spinne, der Krebs und die Auster. Die lunarischer
Menschen endlich werden, wenn sie wohl geartet sind, tüchtige Schiffsleute,
glückliche Fischer, schlaue Müller, die besten Jäger, hurtige und verschwiegene
Boten; wenn sie dagegen übel geartet sind, das Gegentheil von dem Gesagten,
Verräther, Meineidige, Hexen und Zauberer. Anderswo aber heißt es: „Ein
Kind, geboren in des Mondes Stunde, wird unstet in seinem Wandel, läßt sich
niemand meistern, thut sich selbst leicht den Tod an, hat selten Glück in zeit¬
lichen Dingen; deun es mag seines Glückes nicht erwarten, stirbt meist in jungen
Jahren, hat dunkle Augen, schielt gewöhnlich, wird oft krank, ist kalter Natur,
selten fröhlich. Es ist wahrhaftig, wird leicht zornig, vergeht ihm aber bald,
begehrt nicht fremdes Gut, ist gern ein Kaufmann oder Schiffer; sein Ange¬
sicht ist bleich, es wird zeitig grau und darf vom Glücke sagen, wenn es im
Angesicht nicht ein Zeichen überkommt."

Fügen wir dem noch hinzu, daß den südlichen Völkern, den Türken und
Arabern sowie den Italienern, das Bild eines Halbmondes als Amulet gegen
Bezauberung durch das neidische Auge und gegen das sogenannte Beschreien


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[0378] tungen und Regeln vom Monde ist das, was die ans orientalischer Astrologie fußende Kunstmagie vom Einfluß desselben auf die Erde und ihre Bewohner zu berichten weiß. Dahin gehört alles, was die „Kvmplexivn" der Steine, Pflanzen, Thiere und Menschen nach den Planeten und Himmelszeiehen be¬ stimmen soll. Der Bauer weiß davon in der Regel nichts, doch werden nach den gedruckt vorliegenden Anweisungen dieser Theorie noch heute Eheu und Freundschaften geschlossen und mancherlei andere Unternehmungen bestimmt. Es gibt nach dieser Lehre gewisse Metalle und Steine, gewisse Pflanzen und Thiere und ebenso gewisse Menschen, in denen sich, je nach der Konstellation, unter der sie entstanden oder geboren sind, der eine oder der andere Himmels¬ körper mit den Eigenschaften seines Wesens darstellt. So gibt es solarische, jovialische, saturninische, martialische und so auch lnnarische Naturdinge und Menschen. Gold und Karfunkel z. B. gehören der Sonne an, Eisen,- Schwefel und Rubin sind Kinder des Mars. Luuarisch dagegen sind alle Kräuter, welche weiche, dicke und saftige Blätter und einen wässerigen Geschmack haben, alle Sumpfpflanzen und alle solche, die besonders rasch wachsen: der Kohl und der Kürbiß, Melone, Gurke, Rübe, Zwiebel, Lauch, die Mandragorawurzel, der Mohn, der Salat, alle Pilze und Schwämme, das Mvndkraut, die Wasser¬ linse und von den Bäumen die Linde. Die lunarischer Thiere entsprechen dem: sie lieben feuchte Orte, wachsen rasch, sind langsam, meist ungeschickt, fruchtbar und unrein „von wegen der lunarischer Impression und des giftigen Menstrui". Zu ihnen zählen unter andern das Schwein und das Kaninchen, der hundsköpfige Affe, Ente, Gans, Kukuk, Wachtel, Wasserschlange, Schildkröte, die meisten Fische, die Spinne, der Krebs und die Auster. Die lunarischer Menschen endlich werden, wenn sie wohl geartet sind, tüchtige Schiffsleute, glückliche Fischer, schlaue Müller, die besten Jäger, hurtige und verschwiegene Boten; wenn sie dagegen übel geartet sind, das Gegentheil von dem Gesagten, Verräther, Meineidige, Hexen und Zauberer. Anderswo aber heißt es: „Ein Kind, geboren in des Mondes Stunde, wird unstet in seinem Wandel, läßt sich niemand meistern, thut sich selbst leicht den Tod an, hat selten Glück in zeit¬ lichen Dingen; deun es mag seines Glückes nicht erwarten, stirbt meist in jungen Jahren, hat dunkle Augen, schielt gewöhnlich, wird oft krank, ist kalter Natur, selten fröhlich. Es ist wahrhaftig, wird leicht zornig, vergeht ihm aber bald, begehrt nicht fremdes Gut, ist gern ein Kaufmann oder Schiffer; sein Ange¬ sicht ist bleich, es wird zeitig grau und darf vom Glücke sagen, wenn es im Angesicht nicht ein Zeichen überkommt." Fügen wir dem noch hinzu, daß den südlichen Völkern, den Türken und Arabern sowie den Italienern, das Bild eines Halbmondes als Amulet gegen Bezauberung durch das neidische Auge und gegen das sogenannte Beschreien

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/378>, abgerufen am 23.07.2024.