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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

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und die "Bremse", von denen letztere mit ihrem giftigen Witze eines Personen
des katholischen Lagers nicht nngestochen läßt. In Ingolstadt wirkt im ultra¬
montanen Sinne die populär geschriebene "Jngolstädter Zeitung", welche das
dortige liberale "Tageblatt" bereits überflügelt hat. Die ehemalige Bischofsstadt
Freising besitzt nur das ganz farblose "Tageblatt", dagegen hat das benach¬
barte Rosenheim in dem dreimal wöchentlich in zweitausend fünfhundert Exem¬
plaren erscheinenden "Wendelstein" ein Blatt nach dem Herzen unseres Bericht¬
erstatters. Doppelt so stark ist die Abonuentenzcchl der "Landshuter Zeitung",
die ihm ebenfalls gefällt und nach ihm nur ein etwas lebhafteres Kolorit
haben sollte. Ferner werden von den niederbairischen Zeitungen das "Stran-
binger Tageblatt", das dreitausend Exemplare absetzt, und die "Deggendorfer
Bauernzeitung" gelobt. Dagegen wird von der "Donauzeitung" bemerkt, daß
sie "infolge ihrer eigenthümlichen Haltung von ihrer früheren Höhe herab-
gesunken und nur noch ein Lokalblatt sei", und von dem benachbarten "Passauer
Tageblatt" heißt es, daß es im Sinn einer Vermittelung nach Künzerschem Zu¬
schnitte arbeite, aber jetzt ohne Bedeutung sei. Die Oberpfalz hat in der "Am-
berger Volkszeitung" ein weit verbreitetes einflußreiches Organ der Ultramon¬
tanen, Regensburg das fleißig redigirte "Morgenblatt" mit dem "Anzeiger",
Stadtamhof das "Neue Bairische Volksblatt", welchem in den letzten Jahren
Sigls Sprache und Haltung Muster war, was vom "Tirschenreuther Volks-
boden" oben im äußersten Norden ebenfalls gerügt wird. Von Wochenblättern
dieser Provinz werden noch der "Hausfreund" und der regensburger "Volks-
freund" als zur ultramontanen Armee gehörig erwähnt. In Oberfranken hat
diese nnr eine von ihren Kanonen stehen, das "Bcnnberger Volksblatt", welches,
in einer Auflage von etwa zweitausend fünfhundert Exemplaren gedruckt,
jetzt den ans Trier ausgewiesenen Kaplan Schmitz zum Redakteur hat, und
von dem unsere Schrift rühmt, es sei "seiner Aufgabe vollständig gewachsen
und ein würdiges Organ der alten Bischofsstadt". Unterfranken hat fünf
ultramontane Organe, deren verbreitertes das von dem bekannten Volksredner
Dr. Rittler erst redigirte, jetzt stark beeinflußte "Fränkische Volksblatt" ist,
welches "in leidenschaftlichem und rücksichtslosem Tone" an der Seite Sigls
den extremen Standpunkt vertritt. Die andern drei, die "Bavaria", das "Se.
Kiliansblatt" und das "Sonntagsblatt", sind in weniger verletzender Weise ge¬
schrieben. Alle vier kommen in Würzburg heraus. Aschaffenburg und Um¬
gegend werden durch den "Beobachter am Main" -- wie es scheint, in etwas
dürftiger Weise -- über das, was dein Ultramontanen gebührt und wohl an¬
steht, belehrt. Die Pfalz hat in Speyer zwei Blätter aufzuweisen, die im
Sinne unseres Berichterstatters sehr tüchtig sind: "Die Rheinpfalz" mit aus-
gesprochner katholischer und die "Pfälzer Zeitung" mit vorwiegend konservativer


und die „Bremse", von denen letztere mit ihrem giftigen Witze eines Personen
des katholischen Lagers nicht nngestochen läßt. In Ingolstadt wirkt im ultra¬
montanen Sinne die populär geschriebene „Jngolstädter Zeitung", welche das
dortige liberale „Tageblatt" bereits überflügelt hat. Die ehemalige Bischofsstadt
Freising besitzt nur das ganz farblose „Tageblatt", dagegen hat das benach¬
barte Rosenheim in dem dreimal wöchentlich in zweitausend fünfhundert Exem¬
plaren erscheinenden „Wendelstein" ein Blatt nach dem Herzen unseres Bericht¬
erstatters. Doppelt so stark ist die Abonuentenzcchl der „Landshuter Zeitung",
die ihm ebenfalls gefällt und nach ihm nur ein etwas lebhafteres Kolorit
haben sollte. Ferner werden von den niederbairischen Zeitungen das „Stran-
binger Tageblatt", das dreitausend Exemplare absetzt, und die „Deggendorfer
Bauernzeitung" gelobt. Dagegen wird von der „Donauzeitung" bemerkt, daß
sie „infolge ihrer eigenthümlichen Haltung von ihrer früheren Höhe herab-
gesunken und nur noch ein Lokalblatt sei", und von dem benachbarten „Passauer
Tageblatt" heißt es, daß es im Sinn einer Vermittelung nach Künzerschem Zu¬
schnitte arbeite, aber jetzt ohne Bedeutung sei. Die Oberpfalz hat in der „Am-
berger Volkszeitung" ein weit verbreitetes einflußreiches Organ der Ultramon¬
tanen, Regensburg das fleißig redigirte „Morgenblatt" mit dem „Anzeiger",
Stadtamhof das „Neue Bairische Volksblatt", welchem in den letzten Jahren
Sigls Sprache und Haltung Muster war, was vom „Tirschenreuther Volks-
boden" oben im äußersten Norden ebenfalls gerügt wird. Von Wochenblättern
dieser Provinz werden noch der „Hausfreund" und der regensburger „Volks-
freund" als zur ultramontanen Armee gehörig erwähnt. In Oberfranken hat
diese nnr eine von ihren Kanonen stehen, das „Bcnnberger Volksblatt", welches,
in einer Auflage von etwa zweitausend fünfhundert Exemplaren gedruckt,
jetzt den ans Trier ausgewiesenen Kaplan Schmitz zum Redakteur hat, und
von dem unsere Schrift rühmt, es sei „seiner Aufgabe vollständig gewachsen
und ein würdiges Organ der alten Bischofsstadt". Unterfranken hat fünf
ultramontane Organe, deren verbreitertes das von dem bekannten Volksredner
Dr. Rittler erst redigirte, jetzt stark beeinflußte „Fränkische Volksblatt" ist,
welches „in leidenschaftlichem und rücksichtslosem Tone" an der Seite Sigls
den extremen Standpunkt vertritt. Die andern drei, die „Bavaria", das „Se.
Kiliansblatt" und das „Sonntagsblatt", sind in weniger verletzender Weise ge¬
schrieben. Alle vier kommen in Würzburg heraus. Aschaffenburg und Um¬
gegend werden durch den „Beobachter am Main" — wie es scheint, in etwas
dürftiger Weise — über das, was dein Ultramontanen gebührt und wohl an¬
steht, belehrt. Die Pfalz hat in Speyer zwei Blätter aufzuweisen, die im
Sinne unseres Berichterstatters sehr tüchtig sind: „Die Rheinpfalz" mit aus-
gesprochner katholischer und die „Pfälzer Zeitung" mit vorwiegend konservativer


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/26>, abgerufen am 03.07.2024.