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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

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in sich blickt, die "fünf Buddhas der Beschaulichkeit" hervor, uuter denen mau
die fünf Elemente der Welt versteht, und diese ihrerseits erzeugen jeder
wiederum eiuen Buddha der Beschaulichkeit in der Sphäre der Möglichkeit.
Diese fünf Enkel des Adibuddha, die theils immaterielle und abstrakte Wesen,
theils physische Erscheinungen sind, geben den vergänglichen Welten und den
Perioden (Kalpas) derselben das Dasein. Aber das Regiment dieser Welten
überlassen sie den "menschlichen Buddhas", von denen Ssakjamnni einer war.
Die Zahl der von den fünf schöpferischen Buddhas hervorgebrachten Welten
ist unermeßlich. Jede derselben zerfällt in Stufen, und über allen dehnt sich
die Zone des Leeren (Bhutakoti) aus, welche alle andern Zonen oder Welten
geboren hat, und wo der Adibuddha wohnt. Das System unsrer Welt ist
folgendes. Von der Zone des Leeren bis zum Gipfel des Berges Meru, mit dem die
irdische Zone beginnt, Stufen sich in ebensovielen himmlischen Stockwerken drei-
undzwanzig Ordnungen metaphysischer Wesen ab, die über den Göttern stehen.
In diesen Himmeln, von denen sich immer einer über dein andern befindet,
begegnen wir jeder Stufe der Beschaulichkeit, durch welche der Beobachter des
Gesetzes sich zum Nirwana erhebt, dem die Zone des Leeren entspricht. An der
höchsten Stelle sind die vier Stockwerke der Welt ohne Formen, die unter der
Bezeichnung Ajatanani eine Einheit bilden. Dann folgen tiefer die vier Zonen
der Welt der Formen, die wieder in neunzehn Stockwerke zerfallen. Die vierte
und unterste Zone dieser Welt, welche der Erde am nächsten ist, scheidet sich
in vier Himmel, in deren höchstem Brama thront und die Menschenwelt über¬
wacht. Dann sind in drei Stockwerken unter ihm die unmittelbar aus seiner
Silbstanz hervorgegangenen Wesen, zuerst die Mahabramas, denn die Brama
Purdhitas oder Minister Bramas, endlich zu Anderst die Brama Kajikas,
welche das Gefolge des Gottes bilden. Unter dieser ganzen metaphysischen
Welt befindet sich nun die irdische, die von den Buddhisten mit einem unge¬
heuren kreisrunden Schiffe verglichen wird, dessen Mast der bis zum Stock¬
werk der Brama Kajikas reichende Berg Meru ist. Die Hohe desselben theilt
sich in zehn Stufen, auf deren sechs ersten die Götter wohnen. Die oberste
Stufe ist die "Region der Begierden". Dann folgt die Gegend, wo die Götter
wohnen, welche die Macht haben, alle ihnen beliebenden Gestalten anzunehmen.
Die nächste Stufe wird von den göttlichen Tuschitas bewohnt, welche immer
voll Freude und Wonne sind. Bei ihnen leben, umgeben von Apsaras oder
Nymphen, die, welche nur noch eine Wiedergeburt durchzumachen haben, um
"am andern Ufer anzulangen", d. h. ins Nirwana einzugehen. Hier also war
einst die Wohnstätte des Bodhisatwa Sswetaketu, bevor er auf die Erde hinab¬
stieg, um in der körperlichen Hülle Ssakjamunis zum Buddha zu werden. Er
wurde hier, wie die Legende sagt, von hunderttausend Göttern angebetet, und


in sich blickt, die „fünf Buddhas der Beschaulichkeit" hervor, uuter denen mau
die fünf Elemente der Welt versteht, und diese ihrerseits erzeugen jeder
wiederum eiuen Buddha der Beschaulichkeit in der Sphäre der Möglichkeit.
Diese fünf Enkel des Adibuddha, die theils immaterielle und abstrakte Wesen,
theils physische Erscheinungen sind, geben den vergänglichen Welten und den
Perioden (Kalpas) derselben das Dasein. Aber das Regiment dieser Welten
überlassen sie den „menschlichen Buddhas", von denen Ssakjamnni einer war.
Die Zahl der von den fünf schöpferischen Buddhas hervorgebrachten Welten
ist unermeßlich. Jede derselben zerfällt in Stufen, und über allen dehnt sich
die Zone des Leeren (Bhutakoti) aus, welche alle andern Zonen oder Welten
geboren hat, und wo der Adibuddha wohnt. Das System unsrer Welt ist
folgendes. Von der Zone des Leeren bis zum Gipfel des Berges Meru, mit dem die
irdische Zone beginnt, Stufen sich in ebensovielen himmlischen Stockwerken drei-
undzwanzig Ordnungen metaphysischer Wesen ab, die über den Göttern stehen.
In diesen Himmeln, von denen sich immer einer über dein andern befindet,
begegnen wir jeder Stufe der Beschaulichkeit, durch welche der Beobachter des
Gesetzes sich zum Nirwana erhebt, dem die Zone des Leeren entspricht. An der
höchsten Stelle sind die vier Stockwerke der Welt ohne Formen, die unter der
Bezeichnung Ajatanani eine Einheit bilden. Dann folgen tiefer die vier Zonen
der Welt der Formen, die wieder in neunzehn Stockwerke zerfallen. Die vierte
und unterste Zone dieser Welt, welche der Erde am nächsten ist, scheidet sich
in vier Himmel, in deren höchstem Brama thront und die Menschenwelt über¬
wacht. Dann sind in drei Stockwerken unter ihm die unmittelbar aus seiner
Silbstanz hervorgegangenen Wesen, zuerst die Mahabramas, denn die Brama
Purdhitas oder Minister Bramas, endlich zu Anderst die Brama Kajikas,
welche das Gefolge des Gottes bilden. Unter dieser ganzen metaphysischen
Welt befindet sich nun die irdische, die von den Buddhisten mit einem unge¬
heuren kreisrunden Schiffe verglichen wird, dessen Mast der bis zum Stock¬
werk der Brama Kajikas reichende Berg Meru ist. Die Hohe desselben theilt
sich in zehn Stufen, auf deren sechs ersten die Götter wohnen. Die oberste
Stufe ist die „Region der Begierden". Dann folgt die Gegend, wo die Götter
wohnen, welche die Macht haben, alle ihnen beliebenden Gestalten anzunehmen.
Die nächste Stufe wird von den göttlichen Tuschitas bewohnt, welche immer
voll Freude und Wonne sind. Bei ihnen leben, umgeben von Apsaras oder
Nymphen, die, welche nur noch eine Wiedergeburt durchzumachen haben, um
„am andern Ufer anzulangen", d. h. ins Nirwana einzugehen. Hier also war
einst die Wohnstätte des Bodhisatwa Sswetaketu, bevor er auf die Erde hinab¬
stieg, um in der körperlichen Hülle Ssakjamunis zum Buddha zu werden. Er
wurde hier, wie die Legende sagt, von hunderttausend Göttern angebetet, und


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/190>, abgerufen am 23.07.2024.