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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

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drei Mal ausgegeben wird und seit acht Jahren existirt. Während die "Tyd"
sich in ruhiger, behäbiger Weise ihrer Aufgabe entledigt, ist der "Maasbvde"
pikant und scharf geschrieben und "haut", wie ein geistlicher Parteigenosse des
Blattes rühmt, "zuweilen so in dem feindlichen Lager herum, daß die Fetzen
davonfliegen". Was das heißt, zeige" die Auszüge, die Nippold aus mehreren
Leitartikeln gibt. In einem derselben wird zu Anfang gesagt: "Der Liberalis¬
mus feiert jetzt seit einiger Zeit in Deutschland seine Feste, er hat erlaugt,
was er wünschte. Die katholische Kirche trachtet man verrätherisch zu ermorden,
man saugt ihr das Blut aus allen ihren Poren. Als Vlutigel hängen alle
Mächtigen in Deutschland an ihrem Leibe, und niemals gesättigt, niemals be¬
friedigt, setzen sie ihr mörderisches Werk sort unter dem Zujauchzen aller libe¬
ralen Blutsauger. Die Angefallene stirbt jedoch nicht; wohl leidet sie viel und
schrecklich, aber der Tod kaun sie nicht mehr berühren, nachdem ihr göttlicher
Stifter den Tod überwunden hat. Dagegen gehen die Blutsauger selbst dem
Tode entgegen; das Leid, das man der Kirche anthut, fällt in zehnfachen
Grade auf das arme Deutschland zurück. Der Greuel der Verwüstung macht
einen Kreislauf durch die deutscheu Gauen, und verzweifelnd sucht die Ver¬
blendung umher nach der Ursache dieser Häufung von Unglücksfüllen, die das
Land quälen, das die Hand nach der Kirche Jesu Christi ausstreckte."

Die auch in Holland stark gepflegte kleinere Kaplanspresse nährt sich theils
vom Abdruck aus den größeren Blättern, theils von den Korrespondenzen des
Preßbureaus der Partei. Einigermaßen selbständige Organe sind der "Nord-
brabander" und der "Ami du Limbourg", der "Gelderlander", die "Grondwet".
von Roozendaal, das Venlosche Wochenblatt und die Middclburgsche "Courant"
Schon ans dem Uebergange von der politischen Tagespresse zur Unterhaltungs¬
literatur steht das "Huisgezin", die wohlfeilste Zeitung der Niederlande, welches
als Beiblatt zur "Kathvlieke Jllustratie" eine ungewöhnliche Auflage hat und
die Anschauungen und Wünsche der Partei in ähnlicher Weise vertritt wie der
"Maasbode". Im Allgemeinen gilt von der holländischen ultramontanen
Journalistik, daß sie nicht viel über dem Niveau der Mittelmäßigkeit und in
den kleineren Blättern sich unter demselben hält, daß sie total von den aus¬
wärtigen Jesnitenorganen abhängt, und daß sie immer dieselben Gedanke"
wiederkünt. Im Uebrigen ist an ihr die unverblümte Aufrichtigkeit zu loben,
mit der sie ihr politisches Glaubensbekenntniß und ihre Herzenswünsche auszu¬
sprechen gewohnt ist.

Katholische Unterhaltnngsblätter sind die soeben erwähnte "Jllustratie",
welche man als die holländische "Gartenlaube" bezeichne" kann, das "Kathv¬
lieke Stuiversmagaziu", welches "unter kirchlicher Approbation" und unter
Mitwirkung von Nuyens, in der äußeren Einrichtung dem alten deutsche"


drei Mal ausgegeben wird und seit acht Jahren existirt. Während die „Tyd"
sich in ruhiger, behäbiger Weise ihrer Aufgabe entledigt, ist der „Maasbvde"
pikant und scharf geschrieben und „haut", wie ein geistlicher Parteigenosse des
Blattes rühmt, „zuweilen so in dem feindlichen Lager herum, daß die Fetzen
davonfliegen". Was das heißt, zeige« die Auszüge, die Nippold aus mehreren
Leitartikeln gibt. In einem derselben wird zu Anfang gesagt: „Der Liberalis¬
mus feiert jetzt seit einiger Zeit in Deutschland seine Feste, er hat erlaugt,
was er wünschte. Die katholische Kirche trachtet man verrätherisch zu ermorden,
man saugt ihr das Blut aus allen ihren Poren. Als Vlutigel hängen alle
Mächtigen in Deutschland an ihrem Leibe, und niemals gesättigt, niemals be¬
friedigt, setzen sie ihr mörderisches Werk sort unter dem Zujauchzen aller libe¬
ralen Blutsauger. Die Angefallene stirbt jedoch nicht; wohl leidet sie viel und
schrecklich, aber der Tod kaun sie nicht mehr berühren, nachdem ihr göttlicher
Stifter den Tod überwunden hat. Dagegen gehen die Blutsauger selbst dem
Tode entgegen; das Leid, das man der Kirche anthut, fällt in zehnfachen
Grade auf das arme Deutschland zurück. Der Greuel der Verwüstung macht
einen Kreislauf durch die deutscheu Gauen, und verzweifelnd sucht die Ver¬
blendung umher nach der Ursache dieser Häufung von Unglücksfüllen, die das
Land quälen, das die Hand nach der Kirche Jesu Christi ausstreckte."

Die auch in Holland stark gepflegte kleinere Kaplanspresse nährt sich theils
vom Abdruck aus den größeren Blättern, theils von den Korrespondenzen des
Preßbureaus der Partei. Einigermaßen selbständige Organe sind der „Nord-
brabander" und der „Ami du Limbourg", der „Gelderlander", die „Grondwet".
von Roozendaal, das Venlosche Wochenblatt und die Middclburgsche „Courant"
Schon ans dem Uebergange von der politischen Tagespresse zur Unterhaltungs¬
literatur steht das „Huisgezin", die wohlfeilste Zeitung der Niederlande, welches
als Beiblatt zur „Kathvlieke Jllustratie" eine ungewöhnliche Auflage hat und
die Anschauungen und Wünsche der Partei in ähnlicher Weise vertritt wie der
„Maasbode". Im Allgemeinen gilt von der holländischen ultramontanen
Journalistik, daß sie nicht viel über dem Niveau der Mittelmäßigkeit und in
den kleineren Blättern sich unter demselben hält, daß sie total von den aus¬
wärtigen Jesnitenorganen abhängt, und daß sie immer dieselben Gedanke»
wiederkünt. Im Uebrigen ist an ihr die unverblümte Aufrichtigkeit zu loben,
mit der sie ihr politisches Glaubensbekenntniß und ihre Herzenswünsche auszu¬
sprechen gewohnt ist.

Katholische Unterhaltnngsblätter sind die soeben erwähnte „Jllustratie",
welche man als die holländische „Gartenlaube" bezeichne« kann, das „Kathv¬
lieke Stuiversmagaziu", welches „unter kirchlicher Approbation" und unter
Mitwirkung von Nuyens, in der äußeren Einrichtung dem alten deutsche»


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/110>, abgerufen am 23.07.2024.