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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

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Diese letzte etwa 160 Werst lange Strecke verlangte indeß von den Trup
pen noch die äußersten Anstrengungen, indem sie von Karakuduk ans 75'/2
Werst in Folge des großen Salzgehaltes der Brunnen bei einer tropischen
Hitze ohne auch nur einen Tropfen Trinkwasser zu haben, durchziehen mußten.
Die braven Kaukasier leisteten diese Aufgabe am 10. und 11. Mai in 35
Stunden. --

Nicht so glücklich, wie die Führer des turkestcmischen, orenburgischen
und mangischlakschen Detachements war der Oberst Markosow, welcher von
Tschikischljar, von Südwesten aus, gegen das Chanat Chiwa vorgehen
sollte. Noch großer waren hier die Hindernisse, hier waren sie in der That
unübersteiglich.

Von Tschikischljar aus, das die drei Echelons am 19., 25. und 26. März
verlassen hatten, ging der Marsch in nord-nord-östlicher Richtung, fast paralell dem
Caspischen Meere, nach dem im Thale des großen und kleinen Balchan gelegenen
Brunnen Albin. 238 Werst wurden in 21 Tagen glücklich durchschritten. Nur
die von Aufang an schwachen Kameele hielten nicht aus: ein Theil der Ladungen
mußte weggeworfen werden.

Bei dem Brunnen Uley-kuju traf das Detachement auf den Usboi -- das
alte Oxus-Bett -- und, längs dessen Ufer weiter marschirend, kam es am
11. April bei dem Brunnen Topiatan an. Am 13. traf eine vorpoussirte Ka-
saken-Abtheilung auf Turkmenen, die augenscheinlich dem Chan von Chiwa
zu Hülfe zogen. Ihre Hauptmasse sollte bei dem etwa 120 Werst weiter öst¬
lich gelegenen Brunnen Jgdy lagern. Um sie zu zerstreuen, schickte der Oberst
Markosow das ganze combinirte Kasaken-Regiment voraus. Nach einem scharfen
Ritte vom Morgen des 15. bis zum Morgen des 16. trafen die Kasaken einige
Werst vor dem Brunnen Jgdy auf die Feinde, jagten sie auseinander und
verfolgten sie uoch etwa 50 Werst weit. Die Kasaken hatten somit in 33'/-,
Stunde über 120 Werst durchritten. Es waren über 5000 Hammel und gegen
1000 Kamele erbeutet, und letztere waren ein willkommener Ersatz für die schon
zu Hunderten gefallenen Lastthiere.

Nachdem auch das Gros am 17. April beim Brunnen Jgdy angekommen
war, sollte der Brunnen Orta-kuju das nächste Marschziel sein. Nach den
Schätzungen der turkmenischen Führer sollte derselbe etwa 60--75 Werst weiter
in der gänzlich unbekannten wasserlosen Sandsteppe liegen.

Am 18. April brach der Oberst Markosow mit 6 Kompagnien Infanterie,
6 Berggeschützen, einem Sappeurkommando und 25 Kasaken dorthin auf,
während der Rest der Infanterie und Kavallerie erst an den folgenden Tagen
echelonweise abmarschiren, die Kavallerie schon am Abend des 18. aber folgen


Diese letzte etwa 160 Werst lange Strecke verlangte indeß von den Trup
pen noch die äußersten Anstrengungen, indem sie von Karakuduk ans 75'/2
Werst in Folge des großen Salzgehaltes der Brunnen bei einer tropischen
Hitze ohne auch nur einen Tropfen Trinkwasser zu haben, durchziehen mußten.
Die braven Kaukasier leisteten diese Aufgabe am 10. und 11. Mai in 35
Stunden. —

Nicht so glücklich, wie die Führer des turkestcmischen, orenburgischen
und mangischlakschen Detachements war der Oberst Markosow, welcher von
Tschikischljar, von Südwesten aus, gegen das Chanat Chiwa vorgehen
sollte. Noch großer waren hier die Hindernisse, hier waren sie in der That
unübersteiglich.

Von Tschikischljar aus, das die drei Echelons am 19., 25. und 26. März
verlassen hatten, ging der Marsch in nord-nord-östlicher Richtung, fast paralell dem
Caspischen Meere, nach dem im Thale des großen und kleinen Balchan gelegenen
Brunnen Albin. 238 Werst wurden in 21 Tagen glücklich durchschritten. Nur
die von Aufang an schwachen Kameele hielten nicht aus: ein Theil der Ladungen
mußte weggeworfen werden.

Bei dem Brunnen Uley-kuju traf das Detachement auf den Usboi — das
alte Oxus-Bett — und, längs dessen Ufer weiter marschirend, kam es am
11. April bei dem Brunnen Topiatan an. Am 13. traf eine vorpoussirte Ka-
saken-Abtheilung auf Turkmenen, die augenscheinlich dem Chan von Chiwa
zu Hülfe zogen. Ihre Hauptmasse sollte bei dem etwa 120 Werst weiter öst¬
lich gelegenen Brunnen Jgdy lagern. Um sie zu zerstreuen, schickte der Oberst
Markosow das ganze combinirte Kasaken-Regiment voraus. Nach einem scharfen
Ritte vom Morgen des 15. bis zum Morgen des 16. trafen die Kasaken einige
Werst vor dem Brunnen Jgdy auf die Feinde, jagten sie auseinander und
verfolgten sie uoch etwa 50 Werst weit. Die Kasaken hatten somit in 33'/-,
Stunde über 120 Werst durchritten. Es waren über 5000 Hammel und gegen
1000 Kamele erbeutet, und letztere waren ein willkommener Ersatz für die schon
zu Hunderten gefallenen Lastthiere.

Nachdem auch das Gros am 17. April beim Brunnen Jgdy angekommen
war, sollte der Brunnen Orta-kuju das nächste Marschziel sein. Nach den
Schätzungen der turkmenischen Führer sollte derselbe etwa 60—75 Werst weiter
in der gänzlich unbekannten wasserlosen Sandsteppe liegen.

Am 18. April brach der Oberst Markosow mit 6 Kompagnien Infanterie,
6 Berggeschützen, einem Sappeurkommando und 25 Kasaken dorthin auf,
während der Rest der Infanterie und Kavallerie erst an den folgenden Tagen
echelonweise abmarschiren, die Kavallerie schon am Abend des 18. aber folgen


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[0056] Diese letzte etwa 160 Werst lange Strecke verlangte indeß von den Trup pen noch die äußersten Anstrengungen, indem sie von Karakuduk ans 75'/2 Werst in Folge des großen Salzgehaltes der Brunnen bei einer tropischen Hitze ohne auch nur einen Tropfen Trinkwasser zu haben, durchziehen mußten. Die braven Kaukasier leisteten diese Aufgabe am 10. und 11. Mai in 35 Stunden. — Nicht so glücklich, wie die Führer des turkestcmischen, orenburgischen und mangischlakschen Detachements war der Oberst Markosow, welcher von Tschikischljar, von Südwesten aus, gegen das Chanat Chiwa vorgehen sollte. Noch großer waren hier die Hindernisse, hier waren sie in der That unübersteiglich. Von Tschikischljar aus, das die drei Echelons am 19., 25. und 26. März verlassen hatten, ging der Marsch in nord-nord-östlicher Richtung, fast paralell dem Caspischen Meere, nach dem im Thale des großen und kleinen Balchan gelegenen Brunnen Albin. 238 Werst wurden in 21 Tagen glücklich durchschritten. Nur die von Aufang an schwachen Kameele hielten nicht aus: ein Theil der Ladungen mußte weggeworfen werden. Bei dem Brunnen Uley-kuju traf das Detachement auf den Usboi — das alte Oxus-Bett — und, längs dessen Ufer weiter marschirend, kam es am 11. April bei dem Brunnen Topiatan an. Am 13. traf eine vorpoussirte Ka- saken-Abtheilung auf Turkmenen, die augenscheinlich dem Chan von Chiwa zu Hülfe zogen. Ihre Hauptmasse sollte bei dem etwa 120 Werst weiter öst¬ lich gelegenen Brunnen Jgdy lagern. Um sie zu zerstreuen, schickte der Oberst Markosow das ganze combinirte Kasaken-Regiment voraus. Nach einem scharfen Ritte vom Morgen des 15. bis zum Morgen des 16. trafen die Kasaken einige Werst vor dem Brunnen Jgdy auf die Feinde, jagten sie auseinander und verfolgten sie uoch etwa 50 Werst weit. Die Kasaken hatten somit in 33'/-, Stunde über 120 Werst durchritten. Es waren über 5000 Hammel und gegen 1000 Kamele erbeutet, und letztere waren ein willkommener Ersatz für die schon zu Hunderten gefallenen Lastthiere. Nachdem auch das Gros am 17. April beim Brunnen Jgdy angekommen war, sollte der Brunnen Orta-kuju das nächste Marschziel sein. Nach den Schätzungen der turkmenischen Führer sollte derselbe etwa 60—75 Werst weiter in der gänzlich unbekannten wasserlosen Sandsteppe liegen. Am 18. April brach der Oberst Markosow mit 6 Kompagnien Infanterie, 6 Berggeschützen, einem Sappeurkommando und 25 Kasaken dorthin auf, während der Rest der Infanterie und Kavallerie erst an den folgenden Tagen echelonweise abmarschiren, die Kavallerie schon am Abend des 18. aber folgen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/56>, abgerufen am 23.07.2024.