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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

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Trachyt und Porphyr gab zu erkennen, daß hier größere Massen von Erzen
gefördert sein mußten.

Von hier führte uns der Indianer abwärts in das Thal nach der Mün¬
dung eines Stollen, welcher ohne Zweifel zu dem Zwecke begonnen war, um
mit dem Förderschachte in Durchschlag gebracht zu werden und die Wasser,
welche bis dahin künstlich durch die Pumpen der Schächte gehoben wurden,
aus diesem auf natürliche Weise abzuführen. Die senkrechte Teufe, welche
dadurch vom Schachtkranze bis zur Stollensohle gewonnen wurde, taxirten wir
auf sechzig bis siebzig Meter, die horizontale Entfernung des Stollenmund¬
loches vom Schachte auf vierhundert Meter. Nach der Aussage des Jndianers
waren im Stollen bereits zweihundert varg.8 (circa hundertundsechzig Meter)
ausgefahren, sodaß also noch zweihundertnndvierzig Meter fehlten, um mit dem
Schachte dnrchschlägig zu werdeu. Leider war es der herabgefallenen Wände
wegen nicht möglich, den Stollen weiter als einige Schritt zu befahren.

Diesem Stvllenmundloch gegenüber, unmittelbar am Ufer eines Baches,
welcher hier vorüberfließt, befanden sich mehrere yujmbülvws, prismatisch ge¬
hauene sechs bis sieben Centner schwere Pvrphyrblöcke, welche zum Mahlen
der Erze dienten und durch Querbalken mit den Beinen schaukelnd hiu- und
her bewegt wurden. Auch sie enthielten Spuren von Amalgam. Die Wasch-
rückstünde zeigten hier wie in Parinacota die lichte Farbe des Trachytes und
Porphyrs, ein Zeichen, daß überhaupt nur sogenannte "Dürrerze" (bleiarine,
aber silberreiche Erze, welche sich besonders zur Amalgamation eignen) ver¬
arbeitet waren. Es that uns leid, daß wir nicht ein Gangstück antreffen
konnten. Wie es schien, waren diese absichtlich sorgfältig entfernt, oder von
früheren Besuchern bereits ausgelesen und mitgenommen, doch versicherte uns
der Indianer, daß durchweg nur taeaim und rosielör gewonnen seien. Unter
diesen Namen versteht man hier die reichsten Silbererze und zwar nnter tu,-
einen eingesprengt gediegen Silber, unter rosivl^r Svrödglaserz und lichtes und
dunkles Rvthgiltig, welch letztere mehr oder weniger siebzig Prozent reines
Silber enthalten. Diese seien auf mehreren Gängen der oben bezeichneten
Bergmulde gebrochen und gewonnen.

Hierauf führte uns der Indianer ein paar hundert Schritte aufwärts
am Bache entlang nach einer Stelle des westlichen Fußes des Berges, die
durch ihr Aeußeres nichts Auffallendes hatte. Die scheuen Blicke aber, die
unser Cicerone um sich warf, gleichsam als wolle er sich vergewissern, daß ihn
außer uus niemand beobachtete, verriethen, daß er hier etwas Geheimes zeigen
wollte. Er ließ von unsern Bergleuten mehrere Tolastrüucher und die wenige
Deckerde entfernen und öffnete einen mit Holzstücken und Steinen bedeckten
piqvt?, eiuen tonlägigen (d. h. schrägeinfallenden) Schacht, aus welchem uns


Trachyt und Porphyr gab zu erkennen, daß hier größere Massen von Erzen
gefördert sein mußten.

Von hier führte uns der Indianer abwärts in das Thal nach der Mün¬
dung eines Stollen, welcher ohne Zweifel zu dem Zwecke begonnen war, um
mit dem Förderschachte in Durchschlag gebracht zu werden und die Wasser,
welche bis dahin künstlich durch die Pumpen der Schächte gehoben wurden,
aus diesem auf natürliche Weise abzuführen. Die senkrechte Teufe, welche
dadurch vom Schachtkranze bis zur Stollensohle gewonnen wurde, taxirten wir
auf sechzig bis siebzig Meter, die horizontale Entfernung des Stollenmund¬
loches vom Schachte auf vierhundert Meter. Nach der Aussage des Jndianers
waren im Stollen bereits zweihundert varg.8 (circa hundertundsechzig Meter)
ausgefahren, sodaß also noch zweihundertnndvierzig Meter fehlten, um mit dem
Schachte dnrchschlägig zu werdeu. Leider war es der herabgefallenen Wände
wegen nicht möglich, den Stollen weiter als einige Schritt zu befahren.

Diesem Stvllenmundloch gegenüber, unmittelbar am Ufer eines Baches,
welcher hier vorüberfließt, befanden sich mehrere yujmbülvws, prismatisch ge¬
hauene sechs bis sieben Centner schwere Pvrphyrblöcke, welche zum Mahlen
der Erze dienten und durch Querbalken mit den Beinen schaukelnd hiu- und
her bewegt wurden. Auch sie enthielten Spuren von Amalgam. Die Wasch-
rückstünde zeigten hier wie in Parinacota die lichte Farbe des Trachytes und
Porphyrs, ein Zeichen, daß überhaupt nur sogenannte „Dürrerze" (bleiarine,
aber silberreiche Erze, welche sich besonders zur Amalgamation eignen) ver¬
arbeitet waren. Es that uns leid, daß wir nicht ein Gangstück antreffen
konnten. Wie es schien, waren diese absichtlich sorgfältig entfernt, oder von
früheren Besuchern bereits ausgelesen und mitgenommen, doch versicherte uns
der Indianer, daß durchweg nur taeaim und rosielör gewonnen seien. Unter
diesen Namen versteht man hier die reichsten Silbererze und zwar nnter tu,-
einen eingesprengt gediegen Silber, unter rosivl^r Svrödglaserz und lichtes und
dunkles Rvthgiltig, welch letztere mehr oder weniger siebzig Prozent reines
Silber enthalten. Diese seien auf mehreren Gängen der oben bezeichneten
Bergmulde gebrochen und gewonnen.

Hierauf führte uns der Indianer ein paar hundert Schritte aufwärts
am Bache entlang nach einer Stelle des westlichen Fußes des Berges, die
durch ihr Aeußeres nichts Auffallendes hatte. Die scheuen Blicke aber, die
unser Cicerone um sich warf, gleichsam als wolle er sich vergewissern, daß ihn
außer uus niemand beobachtete, verriethen, daß er hier etwas Geheimes zeigen
wollte. Er ließ von unsern Bergleuten mehrere Tolastrüucher und die wenige
Deckerde entfernen und öffnete einen mit Holzstücken und Steinen bedeckten
piqvt?, eiuen tonlägigen (d. h. schrägeinfallenden) Schacht, aus welchem uns


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[0520] Trachyt und Porphyr gab zu erkennen, daß hier größere Massen von Erzen gefördert sein mußten. Von hier führte uns der Indianer abwärts in das Thal nach der Mün¬ dung eines Stollen, welcher ohne Zweifel zu dem Zwecke begonnen war, um mit dem Förderschachte in Durchschlag gebracht zu werden und die Wasser, welche bis dahin künstlich durch die Pumpen der Schächte gehoben wurden, aus diesem auf natürliche Weise abzuführen. Die senkrechte Teufe, welche dadurch vom Schachtkranze bis zur Stollensohle gewonnen wurde, taxirten wir auf sechzig bis siebzig Meter, die horizontale Entfernung des Stollenmund¬ loches vom Schachte auf vierhundert Meter. Nach der Aussage des Jndianers waren im Stollen bereits zweihundert varg.8 (circa hundertundsechzig Meter) ausgefahren, sodaß also noch zweihundertnndvierzig Meter fehlten, um mit dem Schachte dnrchschlägig zu werdeu. Leider war es der herabgefallenen Wände wegen nicht möglich, den Stollen weiter als einige Schritt zu befahren. Diesem Stvllenmundloch gegenüber, unmittelbar am Ufer eines Baches, welcher hier vorüberfließt, befanden sich mehrere yujmbülvws, prismatisch ge¬ hauene sechs bis sieben Centner schwere Pvrphyrblöcke, welche zum Mahlen der Erze dienten und durch Querbalken mit den Beinen schaukelnd hiu- und her bewegt wurden. Auch sie enthielten Spuren von Amalgam. Die Wasch- rückstünde zeigten hier wie in Parinacota die lichte Farbe des Trachytes und Porphyrs, ein Zeichen, daß überhaupt nur sogenannte „Dürrerze" (bleiarine, aber silberreiche Erze, welche sich besonders zur Amalgamation eignen) ver¬ arbeitet waren. Es that uns leid, daß wir nicht ein Gangstück antreffen konnten. Wie es schien, waren diese absichtlich sorgfältig entfernt, oder von früheren Besuchern bereits ausgelesen und mitgenommen, doch versicherte uns der Indianer, daß durchweg nur taeaim und rosielör gewonnen seien. Unter diesen Namen versteht man hier die reichsten Silbererze und zwar nnter tu,- einen eingesprengt gediegen Silber, unter rosivl^r Svrödglaserz und lichtes und dunkles Rvthgiltig, welch letztere mehr oder weniger siebzig Prozent reines Silber enthalten. Diese seien auf mehreren Gängen der oben bezeichneten Bergmulde gebrochen und gewonnen. Hierauf führte uns der Indianer ein paar hundert Schritte aufwärts am Bache entlang nach einer Stelle des westlichen Fußes des Berges, die durch ihr Aeußeres nichts Auffallendes hatte. Die scheuen Blicke aber, die unser Cicerone um sich warf, gleichsam als wolle er sich vergewissern, daß ihn außer uus niemand beobachtete, verriethen, daß er hier etwas Geheimes zeigen wollte. Er ließ von unsern Bergleuten mehrere Tolastrüucher und die wenige Deckerde entfernen und öffnete einen mit Holzstücken und Steinen bedeckten piqvt?, eiuen tonlägigen (d. h. schrägeinfallenden) Schacht, aus welchem uns

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/520>, abgerufen am 23.07.2024.