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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

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die relavzs (die Rückstünde) abgelassen seien, schon einige Centner Quecksilber
und Amalgam gewaschen habe.

Ein sanft ansteigender, gut erhaltener Weg führte uns in anderthalb
Stunden auf die Grube, die ein vom Fuß bis zum Scheitel durchlöcherter
Berg andeutete. Verschiedene Gruppen von Häusern, auf dem sattelförmigen
AbHange der Südseite des Berges gelegen, nahmen unsere Aufmerksamkeit zu¬
nächst in Anspruch. Die Kirche, welche von einem srührrn Besitzer der Grube
erbaut war und deren Schlüssel sich im Besitze des jetzigen cula (Pfarrer)
von Veleu befand, (letzterer schien sich aus diesem Grunde auch als Besitzer
der Grube zu betrachten) war am besten erhalten. Ein paar Fenster von
durchscheinendem Alabaster beleuchteten das Innere der Kirche, in welcher
wir durch die Spalten der eingetrockneten Thürflügel mehrere Blas- und
Streichinstrumente an der Wand hüugeud und eine Baut bemerkten, auf welcher
wie es schien, sehr schöne Stufen von Silbererzen lagen. Um die Kirche,
reihten sich mehrere r-meos (Arbeiterwohnungen), halbzerfallene Hütten ans
Lehm- und Steinmauern aufgeführt und mit Pajagras gedeckt. In einer der¬
selben fanden wir ein halbes Dutzend eumlu-^, Böller aus Kanonenmetall
gegossen, wie sich derer die Indianer zu ihren Festen bedienen, und einen
""Ire, einen gegerbten Hammelbalg, zum Theil uoch mit Brauntwein gefüllt,
von dem zu trinken unsere Begleiter kein Bedenken trugen. Einigermaßen be¬
fremdete es uus, daß gerade diese Gegenstände hier zurückgelassen waren, auf
welche die Indianer sonst so hohen Werth legen. -- Einen zweiten Hüuser-
kvniplex bildeten die Magazine und die Wohnungen der Beamten, sieben bis
acht einstöckige Gebände, deren Stuben, mit Glasfenstern und Kaminen ver¬
sehen, einen einstmaligen behaglicheren Aufenthalt als jetzt verriethen; denn der
Sturm hatte die Dächer arg zerzaust und mehrere Scheiben zerbrochen. Nichts¬
destoweniger gewährten uus diese Vehausuugeu während unseres zweitägigen
Aufenthaltes genügenden Schutz gegen Wind und Kälte.

Neben diesen Häusern, jedoch durch einen gassenartigen Gang getrennt,
semo ein Flammofen, welcher dazu gedient halte, das an den Silberamal-
iwwen haftende Quecksilber zu verflüchtigen und in Vorlagen wieder anfzu-
s'U'gen. Die sehn'nrzgeräucherte Esse ragte noch unversehrt aus deu Trümmern
^r Mauern, deren Dächer ein Raub der Flammen geworden waren. -- Endlich
U' einiger Entfernung hiervon, auf der Sattellinie der Bergmnlde, trafen wir
^el versunkene Wasserschächte an, aus denen noch die gußeisernen Pumpen¬
rohre hervorsahen, und hundert Schritt weiter uach dem Berge zu einen halb
Zerfallenen Förderschacht mit Manlthiergöpel. Das zwei Zoll starke Förder¬
et, aus Hanf gedreht, lag noch dort, scheinbar gut erhalten, zerfiel aber bei
stärkerer Berührung zu Staub. Ein nicht unbedeutender Haldensturz von


die relavzs (die Rückstünde) abgelassen seien, schon einige Centner Quecksilber
und Amalgam gewaschen habe.

Ein sanft ansteigender, gut erhaltener Weg führte uns in anderthalb
Stunden auf die Grube, die ein vom Fuß bis zum Scheitel durchlöcherter
Berg andeutete. Verschiedene Gruppen von Häusern, auf dem sattelförmigen
AbHange der Südseite des Berges gelegen, nahmen unsere Aufmerksamkeit zu¬
nächst in Anspruch. Die Kirche, welche von einem srührrn Besitzer der Grube
erbaut war und deren Schlüssel sich im Besitze des jetzigen cula (Pfarrer)
von Veleu befand, (letzterer schien sich aus diesem Grunde auch als Besitzer
der Grube zu betrachten) war am besten erhalten. Ein paar Fenster von
durchscheinendem Alabaster beleuchteten das Innere der Kirche, in welcher
wir durch die Spalten der eingetrockneten Thürflügel mehrere Blas- und
Streichinstrumente an der Wand hüugeud und eine Baut bemerkten, auf welcher
wie es schien, sehr schöne Stufen von Silbererzen lagen. Um die Kirche,
reihten sich mehrere r-meos (Arbeiterwohnungen), halbzerfallene Hütten ans
Lehm- und Steinmauern aufgeführt und mit Pajagras gedeckt. In einer der¬
selben fanden wir ein halbes Dutzend eumlu-^, Böller aus Kanonenmetall
gegossen, wie sich derer die Indianer zu ihren Festen bedienen, und einen
""Ire, einen gegerbten Hammelbalg, zum Theil uoch mit Brauntwein gefüllt,
von dem zu trinken unsere Begleiter kein Bedenken trugen. Einigermaßen be¬
fremdete es uus, daß gerade diese Gegenstände hier zurückgelassen waren, auf
welche die Indianer sonst so hohen Werth legen. — Einen zweiten Hüuser-
kvniplex bildeten die Magazine und die Wohnungen der Beamten, sieben bis
acht einstöckige Gebände, deren Stuben, mit Glasfenstern und Kaminen ver¬
sehen, einen einstmaligen behaglicheren Aufenthalt als jetzt verriethen; denn der
Sturm hatte die Dächer arg zerzaust und mehrere Scheiben zerbrochen. Nichts¬
destoweniger gewährten uus diese Vehausuugeu während unseres zweitägigen
Aufenthaltes genügenden Schutz gegen Wind und Kälte.

Neben diesen Häusern, jedoch durch einen gassenartigen Gang getrennt,
semo ein Flammofen, welcher dazu gedient halte, das an den Silberamal-
iwwen haftende Quecksilber zu verflüchtigen und in Vorlagen wieder anfzu-
s'U'gen. Die sehn'nrzgeräucherte Esse ragte noch unversehrt aus deu Trümmern
^r Mauern, deren Dächer ein Raub der Flammen geworden waren. — Endlich
U' einiger Entfernung hiervon, auf der Sattellinie der Bergmnlde, trafen wir
^el versunkene Wasserschächte an, aus denen noch die gußeisernen Pumpen¬
rohre hervorsahen, und hundert Schritt weiter uach dem Berge zu einen halb
Zerfallenen Förderschacht mit Manlthiergöpel. Das zwei Zoll starke Förder¬
et, aus Hanf gedreht, lag noch dort, scheinbar gut erhalten, zerfiel aber bei
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[0519] die relavzs (die Rückstünde) abgelassen seien, schon einige Centner Quecksilber und Amalgam gewaschen habe. Ein sanft ansteigender, gut erhaltener Weg führte uns in anderthalb Stunden auf die Grube, die ein vom Fuß bis zum Scheitel durchlöcherter Berg andeutete. Verschiedene Gruppen von Häusern, auf dem sattelförmigen AbHange der Südseite des Berges gelegen, nahmen unsere Aufmerksamkeit zu¬ nächst in Anspruch. Die Kirche, welche von einem srührrn Besitzer der Grube erbaut war und deren Schlüssel sich im Besitze des jetzigen cula (Pfarrer) von Veleu befand, (letzterer schien sich aus diesem Grunde auch als Besitzer der Grube zu betrachten) war am besten erhalten. Ein paar Fenster von durchscheinendem Alabaster beleuchteten das Innere der Kirche, in welcher wir durch die Spalten der eingetrockneten Thürflügel mehrere Blas- und Streichinstrumente an der Wand hüugeud und eine Baut bemerkten, auf welcher wie es schien, sehr schöne Stufen von Silbererzen lagen. Um die Kirche, reihten sich mehrere r-meos (Arbeiterwohnungen), halbzerfallene Hütten ans Lehm- und Steinmauern aufgeführt und mit Pajagras gedeckt. In einer der¬ selben fanden wir ein halbes Dutzend eumlu-^, Böller aus Kanonenmetall gegossen, wie sich derer die Indianer zu ihren Festen bedienen, und einen ""Ire, einen gegerbten Hammelbalg, zum Theil uoch mit Brauntwein gefüllt, von dem zu trinken unsere Begleiter kein Bedenken trugen. Einigermaßen be¬ fremdete es uus, daß gerade diese Gegenstände hier zurückgelassen waren, auf welche die Indianer sonst so hohen Werth legen. — Einen zweiten Hüuser- kvniplex bildeten die Magazine und die Wohnungen der Beamten, sieben bis acht einstöckige Gebände, deren Stuben, mit Glasfenstern und Kaminen ver¬ sehen, einen einstmaligen behaglicheren Aufenthalt als jetzt verriethen; denn der Sturm hatte die Dächer arg zerzaust und mehrere Scheiben zerbrochen. Nichts¬ destoweniger gewährten uus diese Vehausuugeu während unseres zweitägigen Aufenthaltes genügenden Schutz gegen Wind und Kälte. Neben diesen Häusern, jedoch durch einen gassenartigen Gang getrennt, semo ein Flammofen, welcher dazu gedient halte, das an den Silberamal- iwwen haftende Quecksilber zu verflüchtigen und in Vorlagen wieder anfzu- s'U'gen. Die sehn'nrzgeräucherte Esse ragte noch unversehrt aus deu Trümmern ^r Mauern, deren Dächer ein Raub der Flammen geworden waren. — Endlich U' einiger Entfernung hiervon, auf der Sattellinie der Bergmnlde, trafen wir ^el versunkene Wasserschächte an, aus denen noch die gußeisernen Pumpen¬ rohre hervorsahen, und hundert Schritt weiter uach dem Berge zu einen halb Zerfallenen Förderschacht mit Manlthiergöpel. Das zwei Zoll starke Förder¬ et, aus Hanf gedreht, lag noch dort, scheinbar gut erhalten, zerfiel aber bei stärkerer Berührung zu Staub. Ein nicht unbedeutender Haldensturz von

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/519>, abgerufen am 23.07.2024.