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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

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Grund des Herzens Mine und wünsche! Ich werde mir ein Theil Freude
davon zueignen, wenn alles Vergnügen seinen hohen Grad erreichen wird.

Nun sollte ich das weitläufigste Danksaguugs-Compliment abstatten für
dero an den Tag gelegte Ehre, die Sie meinem schlechten Fleiße angethan und
aus Müller's Comödien gänzlich weggeblieben sind; allein ich will nur kurz
sagen, daß ich mich dessen gegen alle vernünftigen Leute mit der größten Er¬
gebenheit gegen E. H. rühme. Ja ich habe sogar Gelegenheit gehabt an Jhro
hochfürstliche Durchlaucht dieses rnhmwürdigfte Verhalten zu entdecken, welche
es auch mit Ihrem gnädigsten Beifall beehrt und E. H. auch in andern Stücken
von derv Verdiensten in allen hohen Gnaden gedacht. Daß aber die andern
guten Freunde noch die Schauspiele von Müller's haben sehen wollen, das hat
wohl nicht anders seyn können. Sie wollten und mußten erst hören und
danach glauben. Zum Theil habe ich sie selbst um der Wahrheit willen ge¬
bethen, sie sollten Müllern doch sehen: denn ich mag von meinen Feinden auch
kein Vorurtheil haben oder die Unwahrheit zu seinem Schaden oder seiner
Schande von ihm wissen; und gleichwohl war mir Vieles zu wissen nöthig.
Also bitte ihnen dieses nicht so hoch anzurechnen. Ich hätte es mir selbst von
E. H. ausgebeten wenn mich nicht besondere Ursachen und dero Umstände
davon abgehalten hätten. Es ist aber besser, daß es nicht hat geschehen müssen;
sondern daß es so beyzulegen gewesen. Bleiben Sie nur immer aus den
schlechtem Comödien. Sie sollen dafür auch noch Ehre und Freude an mir
erleben! -- Ey! es hat sich ein Haus gefunden, das ist vortrefflich! ich erfreue
mich der Mühe zu Ehren, die sich meine wahren Freunde damit gemacht haben
und arbeite Tag und Nacht an allem, was Sie wieder dafür ergehen foll.
Mein Mann der mehr vom Hänserbauen und Einreiben versteht, kennt das
Haus auch und es scheint doch daß er den Hang seines Herzens mehr nach
der Krone als dahin fallen ließ. Jedoch wird seine Ankunft wohl etwas
schließen, das ihm am Besten deucht. Ich bin nichts oder doch nicht viel nütze
bei solchen Sachen. Ich bin zu hup! und verderbe oft mit meiner Geschwin¬
digkeit mehr als man hernach gut machen kann. Mit einem Worte: zum Han¬
deln und Bauen habe ich weder Verstand noch Geduld genug. Noch zur Zeit
habe ich mir selbst noch wenig gut machen können; ich versichre aber, daß ich
bei dieser Gelegenheit, in allen Stücken, sie mögen Namen haben wie sie wollen
auf den rühmlichen und besten Nutzen der gestimmten d e utschen Gesellschaft
und ohne derselben etwas Gutes zu stiften, meinen eignen Vortheil nicht einmal
annehmen noch suchen werde, zumal da mir obgleich im schwachen Licht eine
Gelegenheit gezeiget wird, daß ich der Ehre werth geschätzt werden könnte,
etwas nützliches und rühmliches auszurichten. Leipzig und mein Vortheil
allein, soll nichts für mich seyn, wofern nicht auch eine feste Grundstufe für


Grund des Herzens Mine und wünsche! Ich werde mir ein Theil Freude
davon zueignen, wenn alles Vergnügen seinen hohen Grad erreichen wird.

Nun sollte ich das weitläufigste Danksaguugs-Compliment abstatten für
dero an den Tag gelegte Ehre, die Sie meinem schlechten Fleiße angethan und
aus Müller's Comödien gänzlich weggeblieben sind; allein ich will nur kurz
sagen, daß ich mich dessen gegen alle vernünftigen Leute mit der größten Er¬
gebenheit gegen E. H. rühme. Ja ich habe sogar Gelegenheit gehabt an Jhro
hochfürstliche Durchlaucht dieses rnhmwürdigfte Verhalten zu entdecken, welche
es auch mit Ihrem gnädigsten Beifall beehrt und E. H. auch in andern Stücken
von derv Verdiensten in allen hohen Gnaden gedacht. Daß aber die andern
guten Freunde noch die Schauspiele von Müller's haben sehen wollen, das hat
wohl nicht anders seyn können. Sie wollten und mußten erst hören und
danach glauben. Zum Theil habe ich sie selbst um der Wahrheit willen ge¬
bethen, sie sollten Müllern doch sehen: denn ich mag von meinen Feinden auch
kein Vorurtheil haben oder die Unwahrheit zu seinem Schaden oder seiner
Schande von ihm wissen; und gleichwohl war mir Vieles zu wissen nöthig.
Also bitte ihnen dieses nicht so hoch anzurechnen. Ich hätte es mir selbst von
E. H. ausgebeten wenn mich nicht besondere Ursachen und dero Umstände
davon abgehalten hätten. Es ist aber besser, daß es nicht hat geschehen müssen;
sondern daß es so beyzulegen gewesen. Bleiben Sie nur immer aus den
schlechtem Comödien. Sie sollen dafür auch noch Ehre und Freude an mir
erleben! — Ey! es hat sich ein Haus gefunden, das ist vortrefflich! ich erfreue
mich der Mühe zu Ehren, die sich meine wahren Freunde damit gemacht haben
und arbeite Tag und Nacht an allem, was Sie wieder dafür ergehen foll.
Mein Mann der mehr vom Hänserbauen und Einreiben versteht, kennt das
Haus auch und es scheint doch daß er den Hang seines Herzens mehr nach
der Krone als dahin fallen ließ. Jedoch wird seine Ankunft wohl etwas
schließen, das ihm am Besten deucht. Ich bin nichts oder doch nicht viel nütze
bei solchen Sachen. Ich bin zu hup! und verderbe oft mit meiner Geschwin¬
digkeit mehr als man hernach gut machen kann. Mit einem Worte: zum Han¬
deln und Bauen habe ich weder Verstand noch Geduld genug. Noch zur Zeit
habe ich mir selbst noch wenig gut machen können; ich versichre aber, daß ich
bei dieser Gelegenheit, in allen Stücken, sie mögen Namen haben wie sie wollen
auf den rühmlichen und besten Nutzen der gestimmten d e utschen Gesellschaft
und ohne derselben etwas Gutes zu stiften, meinen eignen Vortheil nicht einmal
annehmen noch suchen werde, zumal da mir obgleich im schwachen Licht eine
Gelegenheit gezeiget wird, daß ich der Ehre werth geschätzt werden könnte,
etwas nützliches und rühmliches auszurichten. Leipzig und mein Vortheil
allein, soll nichts für mich seyn, wofern nicht auch eine feste Grundstufe für


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/440>, abgerufen am 23.07.2024.