Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.Pflichten hat, ist noch lange nicht w sueeum et, Kg.nMin"?.in unsres Volkes Nun, eine ernste Lehre ist uns gegeben. Noch ist es Zeit, daß wir sie P. r. Dom preußischen Landtage. Fast eine ganze Woche noch hat das Abgeordnetenhaus auf den Etat Die Herren vom Centrum berufen sich darauf, daß sie das Parlament Pflichten hat, ist noch lange nicht w sueeum et, Kg.nMin«?.in unsres Volkes Nun, eine ernste Lehre ist uns gegeben. Noch ist es Zeit, daß wir sie P. r. Dom preußischen Landtage. Fast eine ganze Woche noch hat das Abgeordnetenhaus auf den Etat Die Herren vom Centrum berufen sich darauf, daß sie das Parlament <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0322" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/137495"/> <p xml:id="ID_1048" prev="#ID_1047"> Pflichten hat, ist noch lange nicht w sueeum et, Kg.nMin«?.in unsres Volkes<lb/> gedrungen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1049"> Nun, eine ernste Lehre ist uns gegeben. Noch ist es Zeit, daß wir sie<lb/> nützen. Drei Jahre zur Arbeit sind uns wieder als Frist gesteckt. Die Geg¬<lb/> ner werden, durch den unleugbaren, ihnen selbst unerwarteten Erfolg, den sie<lb/> errungen^ ermuthigt, diese wohl anwenden. Thun wir ihnen nicht gleich, dann<lb/> haben wir bei der nächsten Reichstagswahl keinen Grund zur Klage, wenn<lb/> wir Andere an dem Platze sehen, auf den wir Anrecht zu haben glaubten.</p><lb/> <note type="byline"> P. r.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Dom preußischen Landtage.</head><lb/> <p xml:id="ID_1050"> Fast eine ganze Woche noch hat das Abgeordnetenhaus auf den Etat<lb/> des Ministeriums des Innern verwandt. Schwerlich wird Jemand behaupten<lb/> wollen, daß das Land mit Befriedigung auf diese Verhandlungen blicken könne.<lb/> Der Ton, welchen das Centrum in die Debatte einzuführen bemüht ist, wird<lb/> immer bedenklicher. Die ultramontanen Herren benutzen die Privilegien der<lb/> parlamentarischen Tribüne, um das Werk der Vvlksbethörung, soweit sie es<lb/> in ihren Massenversammlungen ungestört nicht vermögen, zu vollenden. Herr<lb/> Windthorst wirst dem Minister Ausdrücke wie „Unwissenheit", „Kinderei"<lb/> u. s. w. an den Kopf, ermahnt die gesammte katholische Jugend, um keinen<lb/> Preis in den Staatsdienst einzutreten, nennt die Maigesetze „bloße Willkür¬<lb/> maßregeln." Was kümmert ihn der Ordnungsruf des Präsidenten! Ist die<lb/> Brandrede einmal ins Land hinausgeschleudert, so kann man solche Censur<lb/> getrost einstecken. Noch widerlicher treiben es die kleineren Geister der Partei,<lb/> die Schröder-Lippstadt, die Röckerath und wie sie sonst heißen. ,An der welfischen<lb/> Excellenz ist wenigstens noch ein Rest von staatsmännischem Anstand haften<lb/> geblieben; die Klevnnaturen, welche ihm sekundiren, schwelgen im schrankenlosen<lb/> Cynismus. Mau kann nicht verkennen: es ist Methode in diesem Verfahren.<lb/> Warum auch nicht? Wenn man es darauf angelegt hat, den Staat zu ruiniren,<lb/> warum sollte man nicht diejenige Institution des Staates, ans welche man<lb/> den größten Einfluß hat, die parlamentarischen Versammlungen, am ersten zu<lb/> Grunde richten wollen!</p><lb/> <p xml:id="ID_1051" next="#ID_1052"> Die Herren vom Centrum berufen sich darauf, daß sie das Parlament<lb/> zur Kundgebung ihrer Beschwerden benutzen müssen, weil ihnen jede andere</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0322]
Pflichten hat, ist noch lange nicht w sueeum et, Kg.nMin«?.in unsres Volkes
gedrungen.
Nun, eine ernste Lehre ist uns gegeben. Noch ist es Zeit, daß wir sie
nützen. Drei Jahre zur Arbeit sind uns wieder als Frist gesteckt. Die Geg¬
ner werden, durch den unleugbaren, ihnen selbst unerwarteten Erfolg, den sie
errungen^ ermuthigt, diese wohl anwenden. Thun wir ihnen nicht gleich, dann
haben wir bei der nächsten Reichstagswahl keinen Grund zur Klage, wenn
wir Andere an dem Platze sehen, auf den wir Anrecht zu haben glaubten.
P. r.
Dom preußischen Landtage.
Fast eine ganze Woche noch hat das Abgeordnetenhaus auf den Etat
des Ministeriums des Innern verwandt. Schwerlich wird Jemand behaupten
wollen, daß das Land mit Befriedigung auf diese Verhandlungen blicken könne.
Der Ton, welchen das Centrum in die Debatte einzuführen bemüht ist, wird
immer bedenklicher. Die ultramontanen Herren benutzen die Privilegien der
parlamentarischen Tribüne, um das Werk der Vvlksbethörung, soweit sie es
in ihren Massenversammlungen ungestört nicht vermögen, zu vollenden. Herr
Windthorst wirst dem Minister Ausdrücke wie „Unwissenheit", „Kinderei"
u. s. w. an den Kopf, ermahnt die gesammte katholische Jugend, um keinen
Preis in den Staatsdienst einzutreten, nennt die Maigesetze „bloße Willkür¬
maßregeln." Was kümmert ihn der Ordnungsruf des Präsidenten! Ist die
Brandrede einmal ins Land hinausgeschleudert, so kann man solche Censur
getrost einstecken. Noch widerlicher treiben es die kleineren Geister der Partei,
die Schröder-Lippstadt, die Röckerath und wie sie sonst heißen. ,An der welfischen
Excellenz ist wenigstens noch ein Rest von staatsmännischem Anstand haften
geblieben; die Klevnnaturen, welche ihm sekundiren, schwelgen im schrankenlosen
Cynismus. Mau kann nicht verkennen: es ist Methode in diesem Verfahren.
Warum auch nicht? Wenn man es darauf angelegt hat, den Staat zu ruiniren,
warum sollte man nicht diejenige Institution des Staates, ans welche man
den größten Einfluß hat, die parlamentarischen Versammlungen, am ersten zu
Grunde richten wollen!
Die Herren vom Centrum berufen sich darauf, daß sie das Parlament
zur Kundgebung ihrer Beschwerden benutzen müssen, weil ihnen jede andere
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