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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

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Nach seiner Trennung von Thomas Gibbons baute Vanderbilt im Jahre
1829 sich selbst Dampfschiffe; das erste derselben, ,MtZ c^wline", spielte bei
der Insurrektion, welche 1837 in Canada stattfand, eine historische Rolle.
Wenige Jahre, nachdem die "Caroline" vom Stapel gelaufen war, besaß
Vanderbilt 38 Dampfschiffe und Dampfboote, die theils im North River, theils
im Hafen von Newyork und den Binnenwassern, theils endlich an der Küste
von Nordamerika beschäftigt waren, und von denen, so lauge sie in seinem
Besitze waren, kein einziges durch Feuer, Schiffbruch oder sonst ein Unglück
verloren gegangen sein soll. Der Commodore verwandte stets die größte
Sorgfalt auf die Ausrüstung und Beschaffenheit seiner Schiffe; Sachkenner
war er durch und durch. Man horte häufig von ihm den Ausspruch, daß
ein Mann, der ein öffentliches Geschäft treibe, seinen eigenen Vortheil am
meisten wahrnehme, wenn er mit Umsicht den Interessen des Publikums diene;
Niemand aber könne in großartigem Maßstabe ein Diener des Publikums
sein, der nicht seine Privatangelegenheiten mit kluger Sorgfalt zu führen
verstehe.

Als er 40 Jahre alt war, erinnerte ihn seine Mutter daran, daß er jetzt
wohl 20,000 Dollars besitze, und daß es um Zeit sei, wie er früher einmal
geäußert, sich von dem Geschäftsleben zurückzuziehen und in aller Ruhe von
den Zinsen seines Kapitals zu leben. Allein der Sohn, der damals vielleicht
400- bis 500,000 Dollars im Besitze haben mochte, wies auf seine zahlreiche
Familie hin und meinte, er könne es weder vor dieser, noch vor seinen
Mitbürgern verantworten, wenn er sich in der Vollkraft seines Alters schon
von jedem Geschäfte zurückziehen wolle. Und seine Mutter stimmte ihm bei.

Im Jahre 1851 eröffnete er, vou der Regierung von Nicaragua darin
unterstützt, in Opposition zu der schon bestehenden "?aeine Na,i1 LteÄM8d.ip
LoinMnzs" eine zweite Dampfer-Linie, welche über Panama den Verkehr zwischen
Newyork und Sau Francisco vermittelte. Die Goldminen Californiens machten
diesen Verkehr um jene Zeit zu einem äußerst lebhaftem Die ältere Linie
hatte das Passage-Geld von Newyork bis San Francisco auf 600 Dollars
festgesetzt; Vanderbilt ermöglichte es durch zweckmäßige Einrichtungen, daß
diese Reise für 300 Dollars gemacht werden konnte.

Im Jahre 1853 unternahm Vanderbilt, begleitet von einigen seiner näheren
Freunde und Familienmitglieder, eine längere Reise nach Europa, und zwar
auf dem neugebauten und prachtvoll eingerichteten Dampfschiffe "Mrtb. Star."
Er besuchte verschiedene europäische Hafenstädte und fand überall eine freundliche
und entgegenkommende Aufnahme. Nach seiner Rückkehr nach Amerika organisirte
er drei neue Dampfschiffsverbindungen, die eine zwischen New - Orleans und


Nach seiner Trennung von Thomas Gibbons baute Vanderbilt im Jahre
1829 sich selbst Dampfschiffe; das erste derselben, ,MtZ c^wline", spielte bei
der Insurrektion, welche 1837 in Canada stattfand, eine historische Rolle.
Wenige Jahre, nachdem die „Caroline" vom Stapel gelaufen war, besaß
Vanderbilt 38 Dampfschiffe und Dampfboote, die theils im North River, theils
im Hafen von Newyork und den Binnenwassern, theils endlich an der Küste
von Nordamerika beschäftigt waren, und von denen, so lauge sie in seinem
Besitze waren, kein einziges durch Feuer, Schiffbruch oder sonst ein Unglück
verloren gegangen sein soll. Der Commodore verwandte stets die größte
Sorgfalt auf die Ausrüstung und Beschaffenheit seiner Schiffe; Sachkenner
war er durch und durch. Man horte häufig von ihm den Ausspruch, daß
ein Mann, der ein öffentliches Geschäft treibe, seinen eigenen Vortheil am
meisten wahrnehme, wenn er mit Umsicht den Interessen des Publikums diene;
Niemand aber könne in großartigem Maßstabe ein Diener des Publikums
sein, der nicht seine Privatangelegenheiten mit kluger Sorgfalt zu führen
verstehe.

Als er 40 Jahre alt war, erinnerte ihn seine Mutter daran, daß er jetzt
wohl 20,000 Dollars besitze, und daß es um Zeit sei, wie er früher einmal
geäußert, sich von dem Geschäftsleben zurückzuziehen und in aller Ruhe von
den Zinsen seines Kapitals zu leben. Allein der Sohn, der damals vielleicht
400- bis 500,000 Dollars im Besitze haben mochte, wies auf seine zahlreiche
Familie hin und meinte, er könne es weder vor dieser, noch vor seinen
Mitbürgern verantworten, wenn er sich in der Vollkraft seines Alters schon
von jedem Geschäfte zurückziehen wolle. Und seine Mutter stimmte ihm bei.

Im Jahre 1851 eröffnete er, vou der Regierung von Nicaragua darin
unterstützt, in Opposition zu der schon bestehenden „?aeine Na,i1 LteÄM8d.ip
LoinMnzs" eine zweite Dampfer-Linie, welche über Panama den Verkehr zwischen
Newyork und Sau Francisco vermittelte. Die Goldminen Californiens machten
diesen Verkehr um jene Zeit zu einem äußerst lebhaftem Die ältere Linie
hatte das Passage-Geld von Newyork bis San Francisco auf 600 Dollars
festgesetzt; Vanderbilt ermöglichte es durch zweckmäßige Einrichtungen, daß
diese Reise für 300 Dollars gemacht werden konnte.

Im Jahre 1853 unternahm Vanderbilt, begleitet von einigen seiner näheren
Freunde und Familienmitglieder, eine längere Reise nach Europa, und zwar
auf dem neugebauten und prachtvoll eingerichteten Dampfschiffe „Mrtb. Star."
Er besuchte verschiedene europäische Hafenstädte und fand überall eine freundliche
und entgegenkommende Aufnahme. Nach seiner Rückkehr nach Amerika organisirte
er drei neue Dampfschiffsverbindungen, die eine zwischen New - Orleans und


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[0314] Nach seiner Trennung von Thomas Gibbons baute Vanderbilt im Jahre 1829 sich selbst Dampfschiffe; das erste derselben, ,MtZ c^wline", spielte bei der Insurrektion, welche 1837 in Canada stattfand, eine historische Rolle. Wenige Jahre, nachdem die „Caroline" vom Stapel gelaufen war, besaß Vanderbilt 38 Dampfschiffe und Dampfboote, die theils im North River, theils im Hafen von Newyork und den Binnenwassern, theils endlich an der Küste von Nordamerika beschäftigt waren, und von denen, so lauge sie in seinem Besitze waren, kein einziges durch Feuer, Schiffbruch oder sonst ein Unglück verloren gegangen sein soll. Der Commodore verwandte stets die größte Sorgfalt auf die Ausrüstung und Beschaffenheit seiner Schiffe; Sachkenner war er durch und durch. Man horte häufig von ihm den Ausspruch, daß ein Mann, der ein öffentliches Geschäft treibe, seinen eigenen Vortheil am meisten wahrnehme, wenn er mit Umsicht den Interessen des Publikums diene; Niemand aber könne in großartigem Maßstabe ein Diener des Publikums sein, der nicht seine Privatangelegenheiten mit kluger Sorgfalt zu führen verstehe. Als er 40 Jahre alt war, erinnerte ihn seine Mutter daran, daß er jetzt wohl 20,000 Dollars besitze, und daß es um Zeit sei, wie er früher einmal geäußert, sich von dem Geschäftsleben zurückzuziehen und in aller Ruhe von den Zinsen seines Kapitals zu leben. Allein der Sohn, der damals vielleicht 400- bis 500,000 Dollars im Besitze haben mochte, wies auf seine zahlreiche Familie hin und meinte, er könne es weder vor dieser, noch vor seinen Mitbürgern verantworten, wenn er sich in der Vollkraft seines Alters schon von jedem Geschäfte zurückziehen wolle. Und seine Mutter stimmte ihm bei. Im Jahre 1851 eröffnete er, vou der Regierung von Nicaragua darin unterstützt, in Opposition zu der schon bestehenden „?aeine Na,i1 LteÄM8d.ip LoinMnzs" eine zweite Dampfer-Linie, welche über Panama den Verkehr zwischen Newyork und Sau Francisco vermittelte. Die Goldminen Californiens machten diesen Verkehr um jene Zeit zu einem äußerst lebhaftem Die ältere Linie hatte das Passage-Geld von Newyork bis San Francisco auf 600 Dollars festgesetzt; Vanderbilt ermöglichte es durch zweckmäßige Einrichtungen, daß diese Reise für 300 Dollars gemacht werden konnte. Im Jahre 1853 unternahm Vanderbilt, begleitet von einigen seiner näheren Freunde und Familienmitglieder, eine längere Reise nach Europa, und zwar auf dem neugebauten und prachtvoll eingerichteten Dampfschiffe „Mrtb. Star." Er besuchte verschiedene europäische Hafenstädte und fand überall eine freundliche und entgegenkommende Aufnahme. Nach seiner Rückkehr nach Amerika organisirte er drei neue Dampfschiffsverbindungen, die eine zwischen New - Orleans und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/314>, abgerufen am 23.07.2024.