Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.hatte zu der Ueberzeugung geführt, daß mau einen gefahrvollen schweren Kampf Demgemäß mußte also auf den Transport und die Verpflegung ein großes Auch die Jahreszeit, in welcher die Expedition zur Ausführung kommen Was endlich die Operationslinie betraf, so kam man in Petersburg zu Die Operationslinien selbst sollten durch Anlegung von befestigten Etappen Das waren die Hauptmomente, in denen man von Seiten Rußlands eine hatte zu der Ueberzeugung geführt, daß mau einen gefahrvollen schweren Kampf Demgemäß mußte also auf den Transport und die Verpflegung ein großes Auch die Jahreszeit, in welcher die Expedition zur Ausführung kommen Was endlich die Operationslinie betraf, so kam man in Petersburg zu Die Operationslinien selbst sollten durch Anlegung von befestigten Etappen Das waren die Hauptmomente, in denen man von Seiten Rußlands eine <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0030" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/137203"/> <p xml:id="ID_105" prev="#ID_104"> hatte zu der Ueberzeugung geführt, daß mau einen gefahrvollen schweren Kampf<lb/> mit dem geographischen, einen ungleich leichteren mit dem politischen Chiwa zu<lb/> bestehen haben würde, — denn Chiwas Stärke beruhte keineswegs auf seiner<lb/> militärischen Macht, sondern einzig und allein in seiner Unzugünglichkeit. Das<lb/> Plateau des Ast-Art, die Sandwüste Kysyl-tun, die Wüste Batpack-tun und<lb/> die turkmenische Wüste sind von Flugsand, Salzlachen, rohrbestandenen Mo¬<lb/> rästen und einigen wenigen zum nomadisiren geeigneten Steppenstrecken erfüllte<lb/> Einöden, welche, je uach dem man vou Norden, Osten oder Westen kommt,<lb/> theilweise zu durchschreiten sind, um die Oase selbst betreten zu können. War<lb/> man aber einmal glücklich in diese gelangt, so war auch höchstwahrscheinlich der<lb/> Feldzug — und die thatsächlichen Ereignisse haben es bewiesen — glücklich zu<lb/> Ende geführt.</p><lb/> <p xml:id="ID_106"> Demgemäß mußte also auf den Transport und die Verpflegung ein großes<lb/> Gewicht gelegt werden, weniger anf die Aufstellung einer großen Trnppemnacht.<lb/> Waren die Verpflegung und deren Transportmittel so zu bemessen, daß sie auch<lb/> den allerungünstigsten Verhältnisse,: Genüge leisten könnten, so war die Zahl<lb/> der zur Verwendung kommendem Truppen auf das äußerste einzuschränken.<lb/> Je geringer deren Stärke war, je größer war die Wahrscheinlichkeit für die<lb/> Ueberwindung der territorialen Schwierigkeiten.</p><lb/> <p xml:id="ID_107"> Auch die Jahreszeit, in welcher die Expedition zur Ausführung kommen<lb/> sollte, war wohl zu erwägen. Bei einem von Ende November oder Anfang<lb/> December bis Ende Februar dauernden Winter mit einer Kälte, die zuweilen<lb/> 20° R. erreicht, und bei einem glühend heißen, fast regenlosen Sommer mit<lb/> 28—3()o U. Hitze im Schatten am Tage, und kühlen Nächten, und bei einem<lb/> sehr veränderlichen Herbste erschien das Frühjahr als die den Erfolg am meisten<lb/> begünstigende Jahreszeit.</p><lb/> <p xml:id="ID_108"> Was endlich die Operationslinie betraf, so kam man in Petersburg zu<lb/> dem Entschlüsse, gegen das feindliche Chanen vou drei Seiten aus vorzugehen:<lb/> von Osten, Nordwesten und Westen resp. Südwesten, also mit Truppen de,s<lb/> tnrkestanischen, oreuburgischen und kaukasischen Militär-Bezirks. Wenn möglich<lb/> sollten die Colonnen gleichzeitig die Chiwa-Oase betreten, und dann cooperiren.<lb/> Wäre dies nicht zu erreichen, so sei für jede einzelne die Hauptstadt Chiwa<lb/> das Operationsobjeet.</p><lb/> <p xml:id="ID_109"> Die Operationslinien selbst sollten durch Anlegung von befestigten Etappen<lb/> an geeigneten Punkten sicher gestellt werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_110"> Das waren die Hauptmomente, in denen man von Seiten Rußlands eine<lb/> Garantie für das glückliche Gelingen der Expedition zu finden hoffte. Das<lb/> Resultat entsprach den Erwartungen vollkommen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0030]
hatte zu der Ueberzeugung geführt, daß mau einen gefahrvollen schweren Kampf
mit dem geographischen, einen ungleich leichteren mit dem politischen Chiwa zu
bestehen haben würde, — denn Chiwas Stärke beruhte keineswegs auf seiner
militärischen Macht, sondern einzig und allein in seiner Unzugünglichkeit. Das
Plateau des Ast-Art, die Sandwüste Kysyl-tun, die Wüste Batpack-tun und
die turkmenische Wüste sind von Flugsand, Salzlachen, rohrbestandenen Mo¬
rästen und einigen wenigen zum nomadisiren geeigneten Steppenstrecken erfüllte
Einöden, welche, je uach dem man vou Norden, Osten oder Westen kommt,
theilweise zu durchschreiten sind, um die Oase selbst betreten zu können. War
man aber einmal glücklich in diese gelangt, so war auch höchstwahrscheinlich der
Feldzug — und die thatsächlichen Ereignisse haben es bewiesen — glücklich zu
Ende geführt.
Demgemäß mußte also auf den Transport und die Verpflegung ein großes
Gewicht gelegt werden, weniger anf die Aufstellung einer großen Trnppemnacht.
Waren die Verpflegung und deren Transportmittel so zu bemessen, daß sie auch
den allerungünstigsten Verhältnisse,: Genüge leisten könnten, so war die Zahl
der zur Verwendung kommendem Truppen auf das äußerste einzuschränken.
Je geringer deren Stärke war, je größer war die Wahrscheinlichkeit für die
Ueberwindung der territorialen Schwierigkeiten.
Auch die Jahreszeit, in welcher die Expedition zur Ausführung kommen
sollte, war wohl zu erwägen. Bei einem von Ende November oder Anfang
December bis Ende Februar dauernden Winter mit einer Kälte, die zuweilen
20° R. erreicht, und bei einem glühend heißen, fast regenlosen Sommer mit
28—3()o U. Hitze im Schatten am Tage, und kühlen Nächten, und bei einem
sehr veränderlichen Herbste erschien das Frühjahr als die den Erfolg am meisten
begünstigende Jahreszeit.
Was endlich die Operationslinie betraf, so kam man in Petersburg zu
dem Entschlüsse, gegen das feindliche Chanen vou drei Seiten aus vorzugehen:
von Osten, Nordwesten und Westen resp. Südwesten, also mit Truppen de,s
tnrkestanischen, oreuburgischen und kaukasischen Militär-Bezirks. Wenn möglich
sollten die Colonnen gleichzeitig die Chiwa-Oase betreten, und dann cooperiren.
Wäre dies nicht zu erreichen, so sei für jede einzelne die Hauptstadt Chiwa
das Operationsobjeet.
Die Operationslinien selbst sollten durch Anlegung von befestigten Etappen
an geeigneten Punkten sicher gestellt werden.
Das waren die Hauptmomente, in denen man von Seiten Rußlands eine
Garantie für das glückliche Gelingen der Expedition zu finden hoffte. Das
Resultat entsprach den Erwartungen vollkommen.
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