Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.haben, so wird an dein Beitrage, den Plinius in Betreff der Lebensdauer der Daß jene Gegend jetzt noch der Langlebigkeit dienlich sei, ist nicht zu be¬ haben, so wird an dein Beitrage, den Plinius in Betreff der Lebensdauer der Daß jene Gegend jetzt noch der Langlebigkeit dienlich sei, ist nicht zu be¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0293" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/137466"/> <p xml:id="ID_959" prev="#ID_958"> haben, so wird an dein Beitrage, den Plinius in Betreff der Lebensdauer der<lb/> Bewohner Norditaliens unter Vespasian geliefert hat, nicht wohl zu zweifeln<lb/> sein, da derselbe aus deu Registern des Census geschöpft ist. Darnach aber<lb/> hätten im Jahre 76 n. Chr. in der Gegend zwischen dein Po und den Apen¬<lb/> ninen 124 Menschen gewohnt, die das hundertste Lebensjahr hinter sich gehabt,<lb/> und zwar 54 von 100, 57 von 110, 2 von 125, 4 von 130, ebenfalls 4<lb/> von 135 bis 137 und 3 von 140 Jahren. Außer diesen hätten sich in Parma<lb/> 3 von 120 und 2 von 130, in Piacenza eine Fran von 130 und in Faventia<lb/> eine andere von 132 Jahre befunden, und in der kleinen Stadt Vellejacinm<lb/> hätten zehn Personen gelebt, von denen sechs den hnndertundzehnten und vier<lb/> den hundertundzwanzigsten Geburtstag gesehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_960" next="#ID_961"> Daß jene Gegend jetzt noch der Langlebigkeit dienlich sei, ist nicht zu be¬<lb/> haupten, aber vielleicht ist daran ihre gegenwärtige Entwaldung schuld. Da¬<lb/> gegen scheint sich in dem norwegischen Bezirke von Aggerhus eine Art zweites<lb/> Lus zu befinden; denn bei der Zählung der Einwohner desselben, die 1763<lb/> vorgenommen wurde, stellte sich die überraschende Thatsache heraus, daß uuter<lb/> den Verehelichteu 150 Paare sich erst im achtzigsten, 70 im neunzigsten, 12<lb/> zwischen dem hundertste:? und dem hundertundfünften Jahre des Mannes ge-<lb/> heirathet hatten, während ein Paar gar erst an den Altar getreten war, nach¬<lb/> dem der Bräutigam sein huudertundzehntes Jahr zurückgelegt hatte. Auch die<lb/> Gegend von Drontheim hat außerordentlich alte Leute erzeugt, unter denen<lb/> der in ganz Dänemark berühmte Drackenberg es auf 146 Jahre brachte. 1626,<lb/> also unter dem Könige Christian dem Vierten und zur Zeit des dreißigjährigen<lb/> Krieges geboren, lebte er unter sieben dänischen Herrschern bis zu Struensees<lb/> Sturz. Bis zu seinem neunundneunzigsten Jahre diente er mit Unterbrechung von<lb/> fünfzehn Jahren, wo er sich in türkischer Sklaverei befand, auf der Kriegs¬<lb/> flotte als Matrose, dann auf einem der in Jütland gelegenen Güter des Grafen<lb/> Dannenfkjold - Samsoe als Arbeitsmann. Als er 111 Jahre alt war, fiel es<lb/> dem alten Junggesellen ein, zu heirathen, und er nahm eine sechzigjährige<lb/> Wittwe zur Frau. Nachdem diese gestorben, verliebte er sich, obwohl er jetzt<lb/> volle dreizehn Jahrzehnte hinter sich hatte, in ein junges Bauernmädchen, und<lb/> als diese seinen Antrag ablehnte, versuchte er sein Heil bei mehreren anderen,<lb/> wo es ihm nicht besser erging. Da beruhigte er sich endlich, blieb ledig und<lb/> lebte noch sechzehn Jahre. Man begrub ihn in der Domkirche zu Aarhus, wo<lb/> man noch bis 1840 seine unverweste Leiche zeigte, und wo man auf dem Rath-<lb/> Hause uoch heute sein Bild sehen kann. Er war ein Mann von heftigem Tem¬<lb/> perament und legte noch in den letzten Jahren seines Lebens Proben seiner<lb/> Stärke ab. Man erzählt von ihm, daß er, als ihm bei seiner Verheirathung<lb/> ein Taufschein und andere Papiere abverlangt worden, sich entschlossen habe,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0293]
haben, so wird an dein Beitrage, den Plinius in Betreff der Lebensdauer der
Bewohner Norditaliens unter Vespasian geliefert hat, nicht wohl zu zweifeln
sein, da derselbe aus deu Registern des Census geschöpft ist. Darnach aber
hätten im Jahre 76 n. Chr. in der Gegend zwischen dein Po und den Apen¬
ninen 124 Menschen gewohnt, die das hundertste Lebensjahr hinter sich gehabt,
und zwar 54 von 100, 57 von 110, 2 von 125, 4 von 130, ebenfalls 4
von 135 bis 137 und 3 von 140 Jahren. Außer diesen hätten sich in Parma
3 von 120 und 2 von 130, in Piacenza eine Fran von 130 und in Faventia
eine andere von 132 Jahre befunden, und in der kleinen Stadt Vellejacinm
hätten zehn Personen gelebt, von denen sechs den hnndertundzehnten und vier
den hundertundzwanzigsten Geburtstag gesehen.
Daß jene Gegend jetzt noch der Langlebigkeit dienlich sei, ist nicht zu be¬
haupten, aber vielleicht ist daran ihre gegenwärtige Entwaldung schuld. Da¬
gegen scheint sich in dem norwegischen Bezirke von Aggerhus eine Art zweites
Lus zu befinden; denn bei der Zählung der Einwohner desselben, die 1763
vorgenommen wurde, stellte sich die überraschende Thatsache heraus, daß uuter
den Verehelichteu 150 Paare sich erst im achtzigsten, 70 im neunzigsten, 12
zwischen dem hundertste:? und dem hundertundfünften Jahre des Mannes ge-
heirathet hatten, während ein Paar gar erst an den Altar getreten war, nach¬
dem der Bräutigam sein huudertundzehntes Jahr zurückgelegt hatte. Auch die
Gegend von Drontheim hat außerordentlich alte Leute erzeugt, unter denen
der in ganz Dänemark berühmte Drackenberg es auf 146 Jahre brachte. 1626,
also unter dem Könige Christian dem Vierten und zur Zeit des dreißigjährigen
Krieges geboren, lebte er unter sieben dänischen Herrschern bis zu Struensees
Sturz. Bis zu seinem neunundneunzigsten Jahre diente er mit Unterbrechung von
fünfzehn Jahren, wo er sich in türkischer Sklaverei befand, auf der Kriegs¬
flotte als Matrose, dann auf einem der in Jütland gelegenen Güter des Grafen
Dannenfkjold - Samsoe als Arbeitsmann. Als er 111 Jahre alt war, fiel es
dem alten Junggesellen ein, zu heirathen, und er nahm eine sechzigjährige
Wittwe zur Frau. Nachdem diese gestorben, verliebte er sich, obwohl er jetzt
volle dreizehn Jahrzehnte hinter sich hatte, in ein junges Bauernmädchen, und
als diese seinen Antrag ablehnte, versuchte er sein Heil bei mehreren anderen,
wo es ihm nicht besser erging. Da beruhigte er sich endlich, blieb ledig und
lebte noch sechzehn Jahre. Man begrub ihn in der Domkirche zu Aarhus, wo
man noch bis 1840 seine unverweste Leiche zeigte, und wo man auf dem Rath-
Hause uoch heute sein Bild sehen kann. Er war ein Mann von heftigem Tem¬
perament und legte noch in den letzten Jahren seines Lebens Proben seiner
Stärke ab. Man erzählt von ihm, daß er, als ihm bei seiner Verheirathung
ein Taufschein und andere Papiere abverlangt worden, sich entschlossen habe,
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