Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.des Heeres nach dieser Festung auf, und am 17. langte er nach einem be¬ Mittlerweile hatte der neue türkische Großwesir Reschid Pascha in Schumla des Heeres nach dieser Festung auf, und am 17. langte er nach einem be¬ Mittlerweile hatte der neue türkische Großwesir Reschid Pascha in Schumla <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0270" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/137443"/> <p xml:id="ID_895" prev="#ID_894"> des Heeres nach dieser Festung auf, und am 17. langte er nach einem be¬<lb/> schwerlichen Marsche über die überschwemmte Uferebene eine halbe Meile östlich<lb/> von derselben an. Am nächsten Morgen erfolgte nach Vertreibung der Türken<lb/> aus einer Position, die sie vor der Stadt eingenommen hatten, die Einschließung<lb/> der letzteren.</p><lb/> <p xml:id="ID_896" next="#ID_897"> Mittlerweile hatte der neue türkische Großwesir Reschid Pascha in Schumla<lb/> ein Heer von 45,000 regulären Soldaten gesammelt, und so war es ihm möglich,<lb/> einen Versuch zur Unterbrechung der Verbindung zu machen, welche die Russen<lb/> zwischen Warna und dem Lager von Tschernawoda hergestellt hatten, um sich<lb/> die in jenem Seehafen anlangenden Zufuhren zu sichern. Diese Verbindungs¬<lb/> linie ging über die Orte Eski Arnautlar und Prawadi, und das erstgenannte<lb/> Städtchen war von 3000 Russen unter dem General Roth besetzt. Am 25.<lb/> Mai wurden diese von Reschid mit 12,000 Mann angegriffen und nach hart¬<lb/> näckiger Gegenwehr, obwohl sie inzwischen von Prawadi Verstärkung erhalten<lb/> hatten, bis eine Strecke über diesen Ort hinaus zurückgedrängt, worauf letzterer<lb/> von den Türken eingeschlossen wurde. Unter diesen Umständen war die Be¬<lb/> lagerung Silistrias nicht mehr fortzusetzen; denn mit jener Operation hatte das<lb/> mobile Corps der Türken eine Stellung im Rücken der russischen Hauptarmee<lb/> eingenommen. Diebitsch vertagte somit den Angriff auf Silistria und wendete<lb/> sich mit dem größten Theile seiner Streitkräfte gegen die bei Prawadi stehenden<lb/> Truppen Reschids, dem er sich bald überlegen zeigte. Durch verschiedene Ma¬<lb/> növer brachte er dem Großwesir die Meinung bei, daß er eine Überrumpe¬<lb/> lung Schnmlas im Auge habe. Dann, als Reschid eine Bewegung zur Siche¬<lb/> rung dieser Balkansestnng gemacht, vereinigte sich Diebitsch mit dem nach Süd¬<lb/> osten zurückgegangenen Rothfeder Corps. Endlich suchte er nun auf dem Wege<lb/> von Prawadi nach Schumla in den Rücken Reschids zu gelangen, damit er<lb/> ihn ohne gesicherte Rückzugslinie zu einer Schlacht nöthigen könne. Reschid<lb/> hielt, über die Bewegungen seiner Gegner schlecht unterrichtet, die von Diebitsch<lb/> geführten Truppen nicht für die Hauptarmee, sondern nur für die Division des<lb/> Generals Roth und wendete sich von Prawadi rückwärts den Pässen von<lb/> Kulektsche zu, wo er diesen vernichten zu können hoffte. Hier aber sah er den<lb/> Feind feine gesammten Streitkräfte entwickeln und erkannte, daß er selbst in<lb/> größter Gefahr sei, vernichtet zu werden. Er ließ sich indeß hierdurch nicht<lb/> verblüffen, sondern bildete ruhig seine Schlachtordnung, worauf die Türken in<lb/> dichten Quarks, unterstützt von Reiterei und zahlreichen Geschützen, zum An¬<lb/> griffe vorgingen. Es entspann sich eine blutige Schlacht, die geraume Zeit<lb/> unentschieden blieb. Endlich erkannte der Führer der Türken, daß er bei der<lb/> Uebermacht der Russen zuletzt unterliegen müsse, und um dein rechtzeitig vor¬<lb/> zubeugen, gab er Befehl zum Rückzug nach einen: Walde in der Nähe des</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0270]
des Heeres nach dieser Festung auf, und am 17. langte er nach einem be¬
schwerlichen Marsche über die überschwemmte Uferebene eine halbe Meile östlich
von derselben an. Am nächsten Morgen erfolgte nach Vertreibung der Türken
aus einer Position, die sie vor der Stadt eingenommen hatten, die Einschließung
der letzteren.
Mittlerweile hatte der neue türkische Großwesir Reschid Pascha in Schumla
ein Heer von 45,000 regulären Soldaten gesammelt, und so war es ihm möglich,
einen Versuch zur Unterbrechung der Verbindung zu machen, welche die Russen
zwischen Warna und dem Lager von Tschernawoda hergestellt hatten, um sich
die in jenem Seehafen anlangenden Zufuhren zu sichern. Diese Verbindungs¬
linie ging über die Orte Eski Arnautlar und Prawadi, und das erstgenannte
Städtchen war von 3000 Russen unter dem General Roth besetzt. Am 25.
Mai wurden diese von Reschid mit 12,000 Mann angegriffen und nach hart¬
näckiger Gegenwehr, obwohl sie inzwischen von Prawadi Verstärkung erhalten
hatten, bis eine Strecke über diesen Ort hinaus zurückgedrängt, worauf letzterer
von den Türken eingeschlossen wurde. Unter diesen Umständen war die Be¬
lagerung Silistrias nicht mehr fortzusetzen; denn mit jener Operation hatte das
mobile Corps der Türken eine Stellung im Rücken der russischen Hauptarmee
eingenommen. Diebitsch vertagte somit den Angriff auf Silistria und wendete
sich mit dem größten Theile seiner Streitkräfte gegen die bei Prawadi stehenden
Truppen Reschids, dem er sich bald überlegen zeigte. Durch verschiedene Ma¬
növer brachte er dem Großwesir die Meinung bei, daß er eine Überrumpe¬
lung Schnmlas im Auge habe. Dann, als Reschid eine Bewegung zur Siche¬
rung dieser Balkansestnng gemacht, vereinigte sich Diebitsch mit dem nach Süd¬
osten zurückgegangenen Rothfeder Corps. Endlich suchte er nun auf dem Wege
von Prawadi nach Schumla in den Rücken Reschids zu gelangen, damit er
ihn ohne gesicherte Rückzugslinie zu einer Schlacht nöthigen könne. Reschid
hielt, über die Bewegungen seiner Gegner schlecht unterrichtet, die von Diebitsch
geführten Truppen nicht für die Hauptarmee, sondern nur für die Division des
Generals Roth und wendete sich von Prawadi rückwärts den Pässen von
Kulektsche zu, wo er diesen vernichten zu können hoffte. Hier aber sah er den
Feind feine gesammten Streitkräfte entwickeln und erkannte, daß er selbst in
größter Gefahr sei, vernichtet zu werden. Er ließ sich indeß hierdurch nicht
verblüffen, sondern bildete ruhig seine Schlachtordnung, worauf die Türken in
dichten Quarks, unterstützt von Reiterei und zahlreichen Geschützen, zum An¬
griffe vorgingen. Es entspann sich eine blutige Schlacht, die geraume Zeit
unentschieden blieb. Endlich erkannte der Führer der Türken, daß er bei der
Uebermacht der Russen zuletzt unterliegen müsse, und um dein rechtzeitig vor¬
zubeugen, gab er Befehl zum Rückzug nach einen: Walde in der Nähe des
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