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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

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Regiments wächst aber durch Frauen und Kiuder auf 2000 Köpfe
Die Cavallerie-Regimenter scheinen zwischen 4 und 500 Pferde zu zählen und be¬
stehen aus 3 Eskadrons zu 2 Trupps. Die Zahl der englischen Offiziere ist
nur eine sehr geringe und zwar bei einem Infanterie-Regiment: 1 Comman¬
dant, 2 Halb-Bataillons-Commandanten 2 subaltern-Offiziere, 1 Adjutant,
1 Quartiermeister, 1 Arzt; bei einem Cavallerie-Regiment: 1 Commandant, 3
Eskadronsführer, 2 subaltern-Offiziere, 1 Adjutant, l Arzt; bei eiuer Batterie
1 bis 2 Offiziere. Die Contingeme der Eingebornen-Staaten sind noch schwächer
mit englischen Offizieren dotirt. Die englischen Offiziere der Eingebornen-Re-
gimenter gehören größtentheils dem Staff-Corps an, theils aber auch den
noch in den Listen geführten Cadres der ehemaligen Regimenter der ostin¬
dischen Compagnien. Das indische Staff-Corps, in ein Bengal-, Madras- und
Bombay-Staff-Corps gegliedert, wurde aus den Offizieren der ehemaligen
Präsidentschafts-Armeen gebildet, sobald jene es nicht vorzogen, in den Cadres
ihrer alten Regimenter zu verbleiben. Es erhält seinen Ersatz aus Offizieren,
welche von der Armee nach abgelegtem Examen im Hindostani dorthin über¬
treten und aus den 20 für Indien erzogenen Cadetten des Collegs zu Sand¬
hurst. Die Avancements-, Gehalts- und Pensionirungsverhältnisse dieser Offiziere
sind sehr complicirt und in letzter Zeit viel geändert worden, ohne daß es bisher
gelang, die vielen vorhandenen Unzuträglichkeiten abzuschaffen. Die Offiziere
werden oft nicht ihrem Grade entsprechend verwandt; so sind bei einigen Re¬
gimentern alle Capitainsstetten durch Oberst-Lieutenants und Majors besetzt,
während andererseits Capitains als Regiments-Commandeure fungiren. Ein
Theil der Offiziere des Staff-Corps, sowie auch der Offiziere der königlichen
Artillerie und Ingenieure befindet sich in Local-Stellungen, viele in Civil-
Stellungm, und ein ganz beträchtlicher Theil wird beurlaubt geführt. Jeden¬
falls herrscht viel Unzufriedenheit in diesem Offizier-Corps, und es reicht in
keiner Weise ans, um den Eingebornen-Regimentern einen festen Halt zu ge¬
währen.^) Als indische Regimenter nach Abyssinien gesandt wurden, wurden
dieselben mit 11 anstatt mit 7 Offizieren besetzt. In Folge dessen fühlte sich





) Angabe der Times v. 25. 10. 76. bei Gelegenheit einer Besprechung des Gesundheits¬
zustandes in Indien.
2') WmZ oWosr".
2°) Ein Referat der Times v. 25. 2. 76 (ins radios arm? ok InSu,,) über das Werk des
I^t. volonvl ^rtliui- vor^ vom KsvAirl Statt vorps, betitelt "SKaelo^s ok oomiriA evgnts,
or tus "z-rstlzrn non-rLe" beurtheilt das gegenwärtige System ganz absprechend. Nach seiner
Ansicht fehlt jedes gemeinsame Band zwischen den englischen Offizieren und den Eingeborenen.
Die Offiziere seien in keiner Weise für ihre schwierige Stellung vorbereitet. Eingeborene
Offiziere würden im Stande sein, Tüchtiges zu leisten. -- Vergl. auch Mil. W. Vl,
1875 Ur. 57.

Regiments wächst aber durch Frauen und Kiuder auf 2000 Köpfe
Die Cavallerie-Regimenter scheinen zwischen 4 und 500 Pferde zu zählen und be¬
stehen aus 3 Eskadrons zu 2 Trupps. Die Zahl der englischen Offiziere ist
nur eine sehr geringe und zwar bei einem Infanterie-Regiment: 1 Comman¬
dant, 2 Halb-Bataillons-Commandanten 2 subaltern-Offiziere, 1 Adjutant,
1 Quartiermeister, 1 Arzt; bei einem Cavallerie-Regiment: 1 Commandant, 3
Eskadronsführer, 2 subaltern-Offiziere, 1 Adjutant, l Arzt; bei eiuer Batterie
1 bis 2 Offiziere. Die Contingeme der Eingebornen-Staaten sind noch schwächer
mit englischen Offizieren dotirt. Die englischen Offiziere der Eingebornen-Re-
gimenter gehören größtentheils dem Staff-Corps an, theils aber auch den
noch in den Listen geführten Cadres der ehemaligen Regimenter der ostin¬
dischen Compagnien. Das indische Staff-Corps, in ein Bengal-, Madras- und
Bombay-Staff-Corps gegliedert, wurde aus den Offizieren der ehemaligen
Präsidentschafts-Armeen gebildet, sobald jene es nicht vorzogen, in den Cadres
ihrer alten Regimenter zu verbleiben. Es erhält seinen Ersatz aus Offizieren,
welche von der Armee nach abgelegtem Examen im Hindostani dorthin über¬
treten und aus den 20 für Indien erzogenen Cadetten des Collegs zu Sand¬
hurst. Die Avancements-, Gehalts- und Pensionirungsverhältnisse dieser Offiziere
sind sehr complicirt und in letzter Zeit viel geändert worden, ohne daß es bisher
gelang, die vielen vorhandenen Unzuträglichkeiten abzuschaffen. Die Offiziere
werden oft nicht ihrem Grade entsprechend verwandt; so sind bei einigen Re¬
gimentern alle Capitainsstetten durch Oberst-Lieutenants und Majors besetzt,
während andererseits Capitains als Regiments-Commandeure fungiren. Ein
Theil der Offiziere des Staff-Corps, sowie auch der Offiziere der königlichen
Artillerie und Ingenieure befindet sich in Local-Stellungen, viele in Civil-
Stellungm, und ein ganz beträchtlicher Theil wird beurlaubt geführt. Jeden¬
falls herrscht viel Unzufriedenheit in diesem Offizier-Corps, und es reicht in
keiner Weise ans, um den Eingebornen-Regimentern einen festen Halt zu ge¬
währen.^) Als indische Regimenter nach Abyssinien gesandt wurden, wurden
dieselben mit 11 anstatt mit 7 Offizieren besetzt. In Folge dessen fühlte sich





) Angabe der Times v. 25. 10. 76. bei Gelegenheit einer Besprechung des Gesundheits¬
zustandes in Indien.
2') WmZ oWosr».
2°) Ein Referat der Times v. 25. 2. 76 (ins radios arm? ok InSu,,) über das Werk des
I^t. volonvl ^rtliui- vor^ vom KsvAirl Statt vorps, betitelt „SKaelo^s ok oomiriA evgnts,
or tus «z-rstlzrn non-rLe" beurtheilt das gegenwärtige System ganz absprechend. Nach seiner
Ansicht fehlt jedes gemeinsame Band zwischen den englischen Offizieren und den Eingeborenen.
Die Offiziere seien in keiner Weise für ihre schwierige Stellung vorbereitet. Eingeborene
Offiziere würden im Stande sein, Tüchtiges zu leisten. — Vergl. auch Mil. W. Vl,
1875 Ur. 57.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/223>, abgerufen am 23.07.2024.