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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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praktisch.) Sie können bis zu vier Tagen die offene See halten. Als vorsich¬
tiger Mann bricht hier Merruau ab und legt sich selbst die Frage vor: Ist
dies nun aber auch wirklich der genaue Typus der preußischen neuen
Torpedoboote? Ach, Merruau, wenn Sie nur den Typus der alten
wenigstens kennten! Wenn Sie aufgepaßt hätten, hätten Sie im August
1872 in Bremerhafen und Kuxhafen, -- wissen Sie, da oben fuere Is Lies-
vig et 1s Holstein -- ein paar kaufen können, die dort von der Marinever¬
waltung, es FouvoruLMMt as Berlin -- meistbietend als Brennholz verkauft
wurden. Ich kann Ihnen dies mittheilen, ohne meine -- mers - Mriv
-- Wie Ihr Mitarbeiter Julian Klaczko in "Iss Äoux coanevliers" sagt --
zu verrathen, denn es stand in den Localblättchen! Soviel, wie Sie jetzt von
den n e um Torpedobooten wissen, hätten Sie dann auch von den alten er¬
fahren! "Das schadet aber Nichts", beantwortet er vergnügt, aber etwas
ausweichend, seine Selbstinterpellation, "darauf kommt es ja auch gar nicht
an. Was uns interessirt, ist die Einführung dieser schrecklichen Maschinen
und die tiefe Revolution, welche sie verursachen." Nachdem er so, seiner An¬
sicht nach ebenso graziös als geschickt, um die Thatsache herumvoltigirt ist,
daß er nichts weiß von den Thatsachen, welche die Ueberschrift seines
Aufsatzes verheißt, geht seine Phantasie in wilden Sprüngen weiter:

"Wie soll man sich dagegen schützen? Wie kann man sich vertheidigen?
Die größte Wachsamkeit ist ungenügend, die Nacht ist immer der Moment des
Angriffs. Dieser selbst ist zerschmetternd und läßt keine Zeit zur Ueberlegung.
Wie soll man in der Dunkelheit und bei bewegter See einen so kleinen Ge¬
genstand, so groß wie ein treibender Balken, erkennen und abwehren, der mit
einer Schnelligkeit von achtzehn Knoten in der Stunde daher kommt?" Folgen
zwei Fälle der Vernichtung von Kriegsschiffen der Nordstaaten im Hafen von
Charleston, aus M. Barres. Bekanntlich hat man auch bei uns die Sache
in ernstliche Erwägung genommen. Eine Mittheilung des Wenigen, was
Man bisher hierüber weiß, gehört aber nicht hierher.

Paul Merruau fertigt die Panzerflotten Europas in der Kürze ab, er
führt ein Gleichniß des Weiteren aus, indem er sie den Panzerrittern Frank¬
reichs in der Schlacht von Azineourt vergleicht, den englischen Pfeilschützen
gegenüber. Er stellt sich auf die Seite derer, welche leicht bewegliche, theilweise
gepanzerte Dampfer für die Kriegsschiffe der Zukunft erklären. Nun, das ist
eine Ansicht, so gut wie jede andere. Dafür ist sie auch nicht von Paul
Merruau. Aber nicht so gut, sondern schlechter als viele andere Ansichten,
ist die nachfolgende, hieran geknüpfte Invective gegen die preußische Artillerie
und Negierung. Merruau versucht selbst zu denken, und das ist eben eine Beschäf¬
tigung, zu der ihn Gott ersichtlich nicht geschaffen hat: "Diese Krupp'schen
Geschütze, von denen man so viel sprach, und mit denen man vergeblich ver-


praktisch.) Sie können bis zu vier Tagen die offene See halten. Als vorsich¬
tiger Mann bricht hier Merruau ab und legt sich selbst die Frage vor: Ist
dies nun aber auch wirklich der genaue Typus der preußischen neuen
Torpedoboote? Ach, Merruau, wenn Sie nur den Typus der alten
wenigstens kennten! Wenn Sie aufgepaßt hätten, hätten Sie im August
1872 in Bremerhafen und Kuxhafen, — wissen Sie, da oben fuere Is Lies-
vig et 1s Holstein — ein paar kaufen können, die dort von der Marinever¬
waltung, es FouvoruLMMt as Berlin — meistbietend als Brennholz verkauft
wurden. Ich kann Ihnen dies mittheilen, ohne meine — mers - Mriv
— Wie Ihr Mitarbeiter Julian Klaczko in «Iss Äoux coanevliers" sagt —
zu verrathen, denn es stand in den Localblättchen! Soviel, wie Sie jetzt von
den n e um Torpedobooten wissen, hätten Sie dann auch von den alten er¬
fahren! „Das schadet aber Nichts", beantwortet er vergnügt, aber etwas
ausweichend, seine Selbstinterpellation, „darauf kommt es ja auch gar nicht
an. Was uns interessirt, ist die Einführung dieser schrecklichen Maschinen
und die tiefe Revolution, welche sie verursachen." Nachdem er so, seiner An¬
sicht nach ebenso graziös als geschickt, um die Thatsache herumvoltigirt ist,
daß er nichts weiß von den Thatsachen, welche die Ueberschrift seines
Aufsatzes verheißt, geht seine Phantasie in wilden Sprüngen weiter:

„Wie soll man sich dagegen schützen? Wie kann man sich vertheidigen?
Die größte Wachsamkeit ist ungenügend, die Nacht ist immer der Moment des
Angriffs. Dieser selbst ist zerschmetternd und läßt keine Zeit zur Ueberlegung.
Wie soll man in der Dunkelheit und bei bewegter See einen so kleinen Ge¬
genstand, so groß wie ein treibender Balken, erkennen und abwehren, der mit
einer Schnelligkeit von achtzehn Knoten in der Stunde daher kommt?" Folgen
zwei Fälle der Vernichtung von Kriegsschiffen der Nordstaaten im Hafen von
Charleston, aus M. Barres. Bekanntlich hat man auch bei uns die Sache
in ernstliche Erwägung genommen. Eine Mittheilung des Wenigen, was
Man bisher hierüber weiß, gehört aber nicht hierher.

Paul Merruau fertigt die Panzerflotten Europas in der Kürze ab, er
führt ein Gleichniß des Weiteren aus, indem er sie den Panzerrittern Frank¬
reichs in der Schlacht von Azineourt vergleicht, den englischen Pfeilschützen
gegenüber. Er stellt sich auf die Seite derer, welche leicht bewegliche, theilweise
gepanzerte Dampfer für die Kriegsschiffe der Zukunft erklären. Nun, das ist
eine Ansicht, so gut wie jede andere. Dafür ist sie auch nicht von Paul
Merruau. Aber nicht so gut, sondern schlechter als viele andere Ansichten,
ist die nachfolgende, hieran geknüpfte Invective gegen die preußische Artillerie
und Negierung. Merruau versucht selbst zu denken, und das ist eben eine Beschäf¬
tigung, zu der ihn Gott ersichtlich nicht geschaffen hat: „Diese Krupp'schen
Geschütze, von denen man so viel sprach, und mit denen man vergeblich ver-


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[0457] praktisch.) Sie können bis zu vier Tagen die offene See halten. Als vorsich¬ tiger Mann bricht hier Merruau ab und legt sich selbst die Frage vor: Ist dies nun aber auch wirklich der genaue Typus der preußischen neuen Torpedoboote? Ach, Merruau, wenn Sie nur den Typus der alten wenigstens kennten! Wenn Sie aufgepaßt hätten, hätten Sie im August 1872 in Bremerhafen und Kuxhafen, — wissen Sie, da oben fuere Is Lies- vig et 1s Holstein — ein paar kaufen können, die dort von der Marinever¬ waltung, es FouvoruLMMt as Berlin — meistbietend als Brennholz verkauft wurden. Ich kann Ihnen dies mittheilen, ohne meine — mers - Mriv — Wie Ihr Mitarbeiter Julian Klaczko in «Iss Äoux coanevliers" sagt — zu verrathen, denn es stand in den Localblättchen! Soviel, wie Sie jetzt von den n e um Torpedobooten wissen, hätten Sie dann auch von den alten er¬ fahren! „Das schadet aber Nichts", beantwortet er vergnügt, aber etwas ausweichend, seine Selbstinterpellation, „darauf kommt es ja auch gar nicht an. Was uns interessirt, ist die Einführung dieser schrecklichen Maschinen und die tiefe Revolution, welche sie verursachen." Nachdem er so, seiner An¬ sicht nach ebenso graziös als geschickt, um die Thatsache herumvoltigirt ist, daß er nichts weiß von den Thatsachen, welche die Ueberschrift seines Aufsatzes verheißt, geht seine Phantasie in wilden Sprüngen weiter: „Wie soll man sich dagegen schützen? Wie kann man sich vertheidigen? Die größte Wachsamkeit ist ungenügend, die Nacht ist immer der Moment des Angriffs. Dieser selbst ist zerschmetternd und läßt keine Zeit zur Ueberlegung. Wie soll man in der Dunkelheit und bei bewegter See einen so kleinen Ge¬ genstand, so groß wie ein treibender Balken, erkennen und abwehren, der mit einer Schnelligkeit von achtzehn Knoten in der Stunde daher kommt?" Folgen zwei Fälle der Vernichtung von Kriegsschiffen der Nordstaaten im Hafen von Charleston, aus M. Barres. Bekanntlich hat man auch bei uns die Sache in ernstliche Erwägung genommen. Eine Mittheilung des Wenigen, was Man bisher hierüber weiß, gehört aber nicht hierher. Paul Merruau fertigt die Panzerflotten Europas in der Kürze ab, er führt ein Gleichniß des Weiteren aus, indem er sie den Panzerrittern Frank¬ reichs in der Schlacht von Azineourt vergleicht, den englischen Pfeilschützen gegenüber. Er stellt sich auf die Seite derer, welche leicht bewegliche, theilweise gepanzerte Dampfer für die Kriegsschiffe der Zukunft erklären. Nun, das ist eine Ansicht, so gut wie jede andere. Dafür ist sie auch nicht von Paul Merruau. Aber nicht so gut, sondern schlechter als viele andere Ansichten, ist die nachfolgende, hieran geknüpfte Invective gegen die preußische Artillerie und Negierung. Merruau versucht selbst zu denken, und das ist eben eine Beschäf¬ tigung, zu der ihn Gott ersichtlich nicht geschaffen hat: „Diese Krupp'schen Geschütze, von denen man so viel sprach, und mit denen man vergeblich ver-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/457>, abgerufen am 20.10.2024.