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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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"Was dieses Preußen gethan hat, als seine Flotte noch in den Windeln lag. das
giebt einen Maßstab dafür ab, was es thun und vollbringen wird,wenn dieselbe erst
fertig sein wird!" Mit diesem Schmerzensschrei beginnt der zweite Abschnitt, der von
den preußischen Geschützen und Torpedos handeln soll. Davon handelt er nun nicht,
und zwar aus guten Gründen: Herr Merruau weiß von dem einen so wenig,
wie von dem andern, und wir finden das auch ganz in der Ordnung, daß
von diesen Arbeiten der Marine so wenig als möglich in die Oeffentlichkeit
dringt. Es stehen doch zu hohe Interessen auf dem Spiel, um müssige Neu¬
gierde zu befriedigen. Spaßhaft aber ist es, unsres braven Franzmannes
Sprünge zu verfolgen, hinter denen er seine gänzliche Unwissenheit zu ver¬
bergen bemüht ist. Diese "noch in den Windeln liegende" Flotte ist nach Herrn
Merruau einem frühen Tode geweiht, und zwar deshalb, weil sie zu un¬
rechter Zeit das Licht der Welt erblickt hat.


"Ja, Stiebel, du mußt sterben!"
"Bist noch so jung, jung, jung!"

Warum aber soll Germania mit diesem ihrem jüngsten Kinde durchaus tausss
eouekk gemacht haben? Weil seine Geburt grade in die Zeit fällt, "wo
die Uebertreibung gewisser Prinzipien im Angriff und der Vertheidigung, und
zwar gerade derjenigen, welche die allmäligen und stets wiederholten Um¬
formungen des Panzers und der Geschütze beherrschen, auf einen Punkt ge¬
langt find, wo ein Rückschlag unvermeidlich ist."


"Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
Es müsse doch dabei sich auch was denken lassen."

Dieser Moment des allgemeinen Rückschlages -- der Berliner würde
sagen: der allgemeinen Umkrempelung -- ist nun nach des Verfassers Ansicht
noch besonders martert durch eine neue Erscheinung: die Torpedos.

Bekanntlich traten Torpedos vereinzelt schon vor fünfzig Jahren auf, und
mit den ersten Panzerschiffen des Secessionskrieges spielen zugleich auch die
Torpedos mehrfach eine Rolle. Wenn es überhaupt einen praktischen Werth
hätte, die Priorität unter den beiden Erscheinungen festzustellen, so müßte
dies noch auf andere Weise geschehen, als durch eine einfache Behauptung-
Im Herbst 1862 stellte die Konföderation bereits ein disciplinirtes Korps
für die neue Waffe, nachdem sie vorher schon bei New-Orleans, und vor
Knoxville aufgetreten war. Wenn wir übrigens auch über die preußischen
Torpedobrigaden nichts Neues hier lernen, so finden wir doch einige andere
Notizen, über die ersten Verwendungen der Torpedos im amerikanischen Bür¬
gerkrieg , die manches Interessante bieten. Natürlich sind sie aber nicht von
Paul Merruau, sondern aus dem Werke eines amerikanischen Seeossiciers, "us
"Barres, unterseeische Kriegführung" entnommen. Wer mehr darüber lesen


„Was dieses Preußen gethan hat, als seine Flotte noch in den Windeln lag. das
giebt einen Maßstab dafür ab, was es thun und vollbringen wird,wenn dieselbe erst
fertig sein wird!" Mit diesem Schmerzensschrei beginnt der zweite Abschnitt, der von
den preußischen Geschützen und Torpedos handeln soll. Davon handelt er nun nicht,
und zwar aus guten Gründen: Herr Merruau weiß von dem einen so wenig,
wie von dem andern, und wir finden das auch ganz in der Ordnung, daß
von diesen Arbeiten der Marine so wenig als möglich in die Oeffentlichkeit
dringt. Es stehen doch zu hohe Interessen auf dem Spiel, um müssige Neu¬
gierde zu befriedigen. Spaßhaft aber ist es, unsres braven Franzmannes
Sprünge zu verfolgen, hinter denen er seine gänzliche Unwissenheit zu ver¬
bergen bemüht ist. Diese „noch in den Windeln liegende" Flotte ist nach Herrn
Merruau einem frühen Tode geweiht, und zwar deshalb, weil sie zu un¬
rechter Zeit das Licht der Welt erblickt hat.


„Ja, Stiebel, du mußt sterben!"
„Bist noch so jung, jung, jung!"

Warum aber soll Germania mit diesem ihrem jüngsten Kinde durchaus tausss
eouekk gemacht haben? Weil seine Geburt grade in die Zeit fällt, „wo
die Uebertreibung gewisser Prinzipien im Angriff und der Vertheidigung, und
zwar gerade derjenigen, welche die allmäligen und stets wiederholten Um¬
formungen des Panzers und der Geschütze beherrschen, auf einen Punkt ge¬
langt find, wo ein Rückschlag unvermeidlich ist."


„Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
Es müsse doch dabei sich auch was denken lassen."

Dieser Moment des allgemeinen Rückschlages — der Berliner würde
sagen: der allgemeinen Umkrempelung — ist nun nach des Verfassers Ansicht
noch besonders martert durch eine neue Erscheinung: die Torpedos.

Bekanntlich traten Torpedos vereinzelt schon vor fünfzig Jahren auf, und
mit den ersten Panzerschiffen des Secessionskrieges spielen zugleich auch die
Torpedos mehrfach eine Rolle. Wenn es überhaupt einen praktischen Werth
hätte, die Priorität unter den beiden Erscheinungen festzustellen, so müßte
dies noch auf andere Weise geschehen, als durch eine einfache Behauptung-
Im Herbst 1862 stellte die Konföderation bereits ein disciplinirtes Korps
für die neue Waffe, nachdem sie vorher schon bei New-Orleans, und vor
Knoxville aufgetreten war. Wenn wir übrigens auch über die preußischen
Torpedobrigaden nichts Neues hier lernen, so finden wir doch einige andere
Notizen, über die ersten Verwendungen der Torpedos im amerikanischen Bür¬
gerkrieg , die manches Interessante bieten. Natürlich sind sie aber nicht von
Paul Merruau, sondern aus dem Werke eines amerikanischen Seeossiciers, «us
„Barres, unterseeische Kriegführung" entnommen. Wer mehr darüber lesen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/454>, abgerufen am 20.10.2024.