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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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Die Kapitäne der einzelnen, in ferne Gegenden gesendeten Schiffe haben
Vollmacht, jeden ihrer Gegner anzugreifen, die Geschichte ist erfüllt mit der¬
gleichen Zweikämpfen. Die preußische Flotte hatte eine Anzahl Schiffe auf
ferne Stationen detachirt, die Unsrigen boten ihnen den Kampf an. Die
preußischen Schiffskapitäne, gehorsam ihren Ordres, blieben in den neutralen
Häfen eingeschlossen, ohne sich durch das jüngste Beispiel des Alabama und
Kerseage an der Küste von Cherbourg verleiten zu lassen. Die preußische
Marine hat diesen Pulverdampf nicht gerochen!" (Dazu hätte sie auch eine
Nase haben müssen, ebensolang als diejenige, mit welcher Frankreichs Flotte
aus der Nordsee abzog. "Dem Beispiel der großen Panzerschiffe und zahl¬
reichen Kanonenboote, die in den beiden Arsenälen der Ost- und Nordsee
eingeschlossen blieben, folgten auch die einzelnen detachirten Schiffe, Hertha und
Medusa in Japan, die Arkona bei den Azoren, der Meteor in der Havanna.
Machen wir jedoch ein Zugeständniß zu Gunsten dieses letztgenannten
Schiffes, es versuchte allerdings den Kampf gegen unsern Bouvet -- in
weniger als einer Stunde floh es entmastet unter den Schutz der spanischen
Geschütze." Um dieser heitern Schilderung die Krone aufzusetzen, bricht der
Verfasser zwei Seiten später in lauten Jammer über den Schaden aus, den die
preußische "Augusta" dem französischen Handel zugefügt, und über die Kühn¬
heit, mit der sie den Kanal gekreuzt bei ihrer Rückkehr. Im Uebrigen ist die
Vergangenheit noch so frisch in unser aller Gedächtniß, daß wir eine längere
Widerlegung uns sparen können, um so mehr, als wir nun zum Glanzpunkt
der ganzen Darstellung kommen. Merruau erzählt die eigentliche Gründung
der preußischen Flotte, nachdem er auseinandergesetzt, daß man eine Flotte
nicht dazu baut, um sie in einen Hafen zu sperren, sondern um das Meer
zu beherrschen.

"Das Gouvernement hatte dies begriffen, es war zwiefach durch die
Vergangenheit belehrt worden, zuerst zur Zeit des dänischen Krieges. Däne¬
mark, dieses so kleine und schwache Land, welches sich mit der ganzen
Festigkeit der Vaterlandsliebe vertheidigte, hatte seinem übermächtigen Gegner
schweres Leid zugefügt. Es hatte die ganze Küste blokirt und den deutschen
Handel in's Herz getroffen." (D. h. einige Häringsbüsen gekapert, die einzigen
Fahrzeuge, die in der Zeit vom 2. Februar bis 18. April den deutschen
Handel auf der Ostsee repräsentiren, und diese mußten die Dänen auch noch
beim Friedensschluß mit baarem Gelde entschädigen.) "Die dänischen Küsten
und Inseln sind von einem abgehärteten Fischervolk bewohnt, die ausge¬
zeichnete Matrosen liefern." (Furchtbar faul sind die Danske.) "Auch besaß
Dänemark einige Panzer- und Kuppelschiffe von trefflicher Ausstattung.
Dem konnte Preußen damals nur einige Kanonenboote und schwache Kor¬
vetten entgegenstellen (1861). Aus dem Meere hatte es daher auch nicht


Die Kapitäne der einzelnen, in ferne Gegenden gesendeten Schiffe haben
Vollmacht, jeden ihrer Gegner anzugreifen, die Geschichte ist erfüllt mit der¬
gleichen Zweikämpfen. Die preußische Flotte hatte eine Anzahl Schiffe auf
ferne Stationen detachirt, die Unsrigen boten ihnen den Kampf an. Die
preußischen Schiffskapitäne, gehorsam ihren Ordres, blieben in den neutralen
Häfen eingeschlossen, ohne sich durch das jüngste Beispiel des Alabama und
Kerseage an der Küste von Cherbourg verleiten zu lassen. Die preußische
Marine hat diesen Pulverdampf nicht gerochen!" (Dazu hätte sie auch eine
Nase haben müssen, ebensolang als diejenige, mit welcher Frankreichs Flotte
aus der Nordsee abzog. „Dem Beispiel der großen Panzerschiffe und zahl¬
reichen Kanonenboote, die in den beiden Arsenälen der Ost- und Nordsee
eingeschlossen blieben, folgten auch die einzelnen detachirten Schiffe, Hertha und
Medusa in Japan, die Arkona bei den Azoren, der Meteor in der Havanna.
Machen wir jedoch ein Zugeständniß zu Gunsten dieses letztgenannten
Schiffes, es versuchte allerdings den Kampf gegen unsern Bouvet — in
weniger als einer Stunde floh es entmastet unter den Schutz der spanischen
Geschütze." Um dieser heitern Schilderung die Krone aufzusetzen, bricht der
Verfasser zwei Seiten später in lauten Jammer über den Schaden aus, den die
preußische „Augusta" dem französischen Handel zugefügt, und über die Kühn¬
heit, mit der sie den Kanal gekreuzt bei ihrer Rückkehr. Im Uebrigen ist die
Vergangenheit noch so frisch in unser aller Gedächtniß, daß wir eine längere
Widerlegung uns sparen können, um so mehr, als wir nun zum Glanzpunkt
der ganzen Darstellung kommen. Merruau erzählt die eigentliche Gründung
der preußischen Flotte, nachdem er auseinandergesetzt, daß man eine Flotte
nicht dazu baut, um sie in einen Hafen zu sperren, sondern um das Meer
zu beherrschen.

„Das Gouvernement hatte dies begriffen, es war zwiefach durch die
Vergangenheit belehrt worden, zuerst zur Zeit des dänischen Krieges. Däne¬
mark, dieses so kleine und schwache Land, welches sich mit der ganzen
Festigkeit der Vaterlandsliebe vertheidigte, hatte seinem übermächtigen Gegner
schweres Leid zugefügt. Es hatte die ganze Küste blokirt und den deutschen
Handel in's Herz getroffen." (D. h. einige Häringsbüsen gekapert, die einzigen
Fahrzeuge, die in der Zeit vom 2. Februar bis 18. April den deutschen
Handel auf der Ostsee repräsentiren, und diese mußten die Dänen auch noch
beim Friedensschluß mit baarem Gelde entschädigen.) „Die dänischen Küsten
und Inseln sind von einem abgehärteten Fischervolk bewohnt, die ausge¬
zeichnete Matrosen liefern." (Furchtbar faul sind die Danske.) „Auch besaß
Dänemark einige Panzer- und Kuppelschiffe von trefflicher Ausstattung.
Dem konnte Preußen damals nur einige Kanonenboote und schwache Kor¬
vetten entgegenstellen (1861). Aus dem Meere hatte es daher auch nicht


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[0449] Die Kapitäne der einzelnen, in ferne Gegenden gesendeten Schiffe haben Vollmacht, jeden ihrer Gegner anzugreifen, die Geschichte ist erfüllt mit der¬ gleichen Zweikämpfen. Die preußische Flotte hatte eine Anzahl Schiffe auf ferne Stationen detachirt, die Unsrigen boten ihnen den Kampf an. Die preußischen Schiffskapitäne, gehorsam ihren Ordres, blieben in den neutralen Häfen eingeschlossen, ohne sich durch das jüngste Beispiel des Alabama und Kerseage an der Küste von Cherbourg verleiten zu lassen. Die preußische Marine hat diesen Pulverdampf nicht gerochen!" (Dazu hätte sie auch eine Nase haben müssen, ebensolang als diejenige, mit welcher Frankreichs Flotte aus der Nordsee abzog. „Dem Beispiel der großen Panzerschiffe und zahl¬ reichen Kanonenboote, die in den beiden Arsenälen der Ost- und Nordsee eingeschlossen blieben, folgten auch die einzelnen detachirten Schiffe, Hertha und Medusa in Japan, die Arkona bei den Azoren, der Meteor in der Havanna. Machen wir jedoch ein Zugeständniß zu Gunsten dieses letztgenannten Schiffes, es versuchte allerdings den Kampf gegen unsern Bouvet — in weniger als einer Stunde floh es entmastet unter den Schutz der spanischen Geschütze." Um dieser heitern Schilderung die Krone aufzusetzen, bricht der Verfasser zwei Seiten später in lauten Jammer über den Schaden aus, den die preußische „Augusta" dem französischen Handel zugefügt, und über die Kühn¬ heit, mit der sie den Kanal gekreuzt bei ihrer Rückkehr. Im Uebrigen ist die Vergangenheit noch so frisch in unser aller Gedächtniß, daß wir eine längere Widerlegung uns sparen können, um so mehr, als wir nun zum Glanzpunkt der ganzen Darstellung kommen. Merruau erzählt die eigentliche Gründung der preußischen Flotte, nachdem er auseinandergesetzt, daß man eine Flotte nicht dazu baut, um sie in einen Hafen zu sperren, sondern um das Meer zu beherrschen. „Das Gouvernement hatte dies begriffen, es war zwiefach durch die Vergangenheit belehrt worden, zuerst zur Zeit des dänischen Krieges. Däne¬ mark, dieses so kleine und schwache Land, welches sich mit der ganzen Festigkeit der Vaterlandsliebe vertheidigte, hatte seinem übermächtigen Gegner schweres Leid zugefügt. Es hatte die ganze Küste blokirt und den deutschen Handel in's Herz getroffen." (D. h. einige Häringsbüsen gekapert, die einzigen Fahrzeuge, die in der Zeit vom 2. Februar bis 18. April den deutschen Handel auf der Ostsee repräsentiren, und diese mußten die Dänen auch noch beim Friedensschluß mit baarem Gelde entschädigen.) „Die dänischen Küsten und Inseln sind von einem abgehärteten Fischervolk bewohnt, die ausge¬ zeichnete Matrosen liefern." (Furchtbar faul sind die Danske.) „Auch besaß Dänemark einige Panzer- und Kuppelschiffe von trefflicher Ausstattung. Dem konnte Preußen damals nur einige Kanonenboote und schwache Kor¬ vetten entgegenstellen (1861). Aus dem Meere hatte es daher auch nicht

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/449>, abgerufen am 27.09.2024.