Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.zeigte die Sache an und veranlaßte dadurch, daß die Seherin auf ein paar Aehnliches soll sich in den verschiedensten Strichen Schleswig ° Holsteins Die Friesin Fru Hertje, eine Prophetin "aus Mutterleibe geschnitten", Das zweite Beispiel Müllenhoffs ist aus der Geschichte Ditmarsche"^ zeigte die Sache an und veranlaßte dadurch, daß die Seherin auf ein paar Aehnliches soll sich in den verschiedensten Strichen Schleswig ° Holsteins Die Friesin Fru Hertje, eine Prophetin „aus Mutterleibe geschnitten", Das zweite Beispiel Müllenhoffs ist aus der Geschichte Ditmarsche»^ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0374" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/137013"/> <p xml:id="ID_1177" prev="#ID_1176"> zeigte die Sache an und veranlaßte dadurch, daß die Seherin auf ein paar<lb/> Tage eingesteckt wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1178"> Aehnliches soll sich in den verschiedensten Strichen Schleswig ° Holsteins<lb/> begeben haben. Man erblickt in den Marschen und auf den Inseln der<lb/> Nordfriesen blaue Flämmchen, wo später jemand ertrinkt. Man vernimmt<lb/> vor Häusern, denen ein Todesfall droht, einen klagenden Ruf. Ein gespenster-<lb/> Haftes Hornbläser tönt durch die Nacht, und einige Tage nachher geht bei<lb/> einer Ueberfluthung der Deiche eine Heerde zu Grunde. Zuweilen und zwar<lb/> in den Jahren 1852 bis 1864 ziemlich oft, greift das Schauen oder Hören über<lb/> das alltägliche Leben hinaus und deutet heranziehende Kriege u. d. an. Bei¬<lb/> spiele dieser Art von Prophetien finden wir in Müllenhoffs Sammlung scho"<lb/> aus dem Anfang des fünfzehnten und der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts<lb/> angeführt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1179"> Die Friesin Fru Hertje, eine Prophetin „aus Mutterleibe geschnitten",<lb/> weissagt allerlei Dunkles und einiges Klare von ungeheuren Dingen, großer<lb/> Deichbrüchen, versinkendem Ortschaften, einer blutigen Schlacht bei Flensburg,<lb/> Zeiten, wo „die Menschen vier Arme kriegen und zwei Paar Schuhe an den<lb/> Füßen tragen", und wo „der Priester seine Glatze bedecken und sagen wird,<lb/> er sei kein Priester." (Die Reformation?) „Die Zeit wird kommen, daß<lb/> man die Menschen nicht mehr bei ihren Namen, sondern wie das Vieh nennen<lb/> wird." (Offenbar wenn die Herren Socialdemokraten die Ehe und Faun'^<lb/> abgeschafft haben.) „Es wird die Zeit kommen, daß ein wohlgekleideter<lb/> Edelmann zu einem Bauer beim Pfluge, der einen grauen Kittel trägt,<lb/> laufen kommen und bitten wird, daß er mit ihm seinen Rock vertauscht<lb/> wolle." (Die erste französische Revolution?) „Wenn die Berge niedergeht<lb/> und die Düngerstätten sich erheben, (ganz entschieden die Erfüllung des TrauM^<lb/> unsrer Socialisten) wird es übel in der Welt stehen."</p><lb/> <p xml:id="ID_1180"> Das zweite Beispiel Müllenhoffs ist aus der Geschichte Ditmarsche»^<lb/> vom Pfarrer Neocorus entlehnt, welcher berichtet: „Im Jahre vor dem, ^<lb/> der König Johann und der Herzog von Holstein hereinkamen, um Dttmarscht<lb/> einzunehmen, geschahen wunderbare Zeichen. Denn in dem Sommer, als<lb/> Arbeitsleute die Gräben neben dem Dusentdüwelswarf (bei Hemmingstedt, M<lb/> später das dänisch-holsteinische Heer von den Ditmarsen unter Wolf<lb/> geschlagen und fast vernichtet wurde) kleieten (d. h. schlämmten), erhob !<lb/> jeden Abend, wenn die Sonne sich geneigt hatte und es dunkel werden '<lb/> ja auch bei Hellem Tage, ein greuliches Getöse und Gerassel. Allerleis<lb/> scheinungen ließen sich sehen und hören, so daß sich die Arbeiter nie ^<lb/> späten oder zur Abendzeit dahin wagen durften. Ja oft mußten sie vor<lb/> Spuk ihre Arbeit stehen lassen und nach Hause gehen."</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0374]
zeigte die Sache an und veranlaßte dadurch, daß die Seherin auf ein paar
Tage eingesteckt wurde.
Aehnliches soll sich in den verschiedensten Strichen Schleswig ° Holsteins
begeben haben. Man erblickt in den Marschen und auf den Inseln der
Nordfriesen blaue Flämmchen, wo später jemand ertrinkt. Man vernimmt
vor Häusern, denen ein Todesfall droht, einen klagenden Ruf. Ein gespenster-
Haftes Hornbläser tönt durch die Nacht, und einige Tage nachher geht bei
einer Ueberfluthung der Deiche eine Heerde zu Grunde. Zuweilen und zwar
in den Jahren 1852 bis 1864 ziemlich oft, greift das Schauen oder Hören über
das alltägliche Leben hinaus und deutet heranziehende Kriege u. d. an. Bei¬
spiele dieser Art von Prophetien finden wir in Müllenhoffs Sammlung scho"
aus dem Anfang des fünfzehnten und der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts
angeführt.
Die Friesin Fru Hertje, eine Prophetin „aus Mutterleibe geschnitten",
weissagt allerlei Dunkles und einiges Klare von ungeheuren Dingen, großer
Deichbrüchen, versinkendem Ortschaften, einer blutigen Schlacht bei Flensburg,
Zeiten, wo „die Menschen vier Arme kriegen und zwei Paar Schuhe an den
Füßen tragen", und wo „der Priester seine Glatze bedecken und sagen wird,
er sei kein Priester." (Die Reformation?) „Die Zeit wird kommen, daß
man die Menschen nicht mehr bei ihren Namen, sondern wie das Vieh nennen
wird." (Offenbar wenn die Herren Socialdemokraten die Ehe und Faun'^
abgeschafft haben.) „Es wird die Zeit kommen, daß ein wohlgekleideter
Edelmann zu einem Bauer beim Pfluge, der einen grauen Kittel trägt,
laufen kommen und bitten wird, daß er mit ihm seinen Rock vertauscht
wolle." (Die erste französische Revolution?) „Wenn die Berge niedergeht
und die Düngerstätten sich erheben, (ganz entschieden die Erfüllung des TrauM^
unsrer Socialisten) wird es übel in der Welt stehen."
Das zweite Beispiel Müllenhoffs ist aus der Geschichte Ditmarsche»^
vom Pfarrer Neocorus entlehnt, welcher berichtet: „Im Jahre vor dem, ^
der König Johann und der Herzog von Holstein hereinkamen, um Dttmarscht
einzunehmen, geschahen wunderbare Zeichen. Denn in dem Sommer, als
Arbeitsleute die Gräben neben dem Dusentdüwelswarf (bei Hemmingstedt, M
später das dänisch-holsteinische Heer von den Ditmarsen unter Wolf
geschlagen und fast vernichtet wurde) kleieten (d. h. schlämmten), erhob !
jeden Abend, wenn die Sonne sich geneigt hatte und es dunkel werden '
ja auch bei Hellem Tage, ein greuliches Getöse und Gerassel. Allerleis
scheinungen ließen sich sehen und hören, so daß sich die Arbeiter nie ^
späten oder zur Abendzeit dahin wagen durften. Ja oft mußten sie vor
Spuk ihre Arbeit stehen lassen und nach Hause gehen."
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