Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.Nachbar und Gevatter stirbt wirklich bald darauf. Der Seher bemeckt, wie In Tirol bezeichnet das Volk das zweite Gesicht mit dem Worte e.. D^^^qä^ist -in gespensterhaft-s Bild, in welchem der Visionär sich selbst
5, °''". und mit dessen Erscheinung er gewöhnlich einen Wink bekommt, daß er bald sterben Bisweilen aber lockt der Spuk nur von einer Gefahr, einem einstürzen wollenden d. hinweg. Nachbar und Gevatter stirbt wirklich bald darauf. Der Seher bemeckt, wie In Tirol bezeichnet das Volk das zweite Gesicht mit dem Worte e.. D^^^qä^ist -in gespensterhaft-s Bild, in welchem der Visionär sich selbst
5, °''". und mit dessen Erscheinung er gewöhnlich einen Wink bekommt, daß er bald sterben Bisweilen aber lockt der Spuk nur von einer Gefahr, einem einstürzen wollenden d. hinweg. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0367" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/137006"/> <p xml:id="ID_1155" prev="#ID_1154"> Nachbar und Gevatter stirbt wirklich bald darauf. Der Seher bemeckt, wie<lb/> ein Hochzeitszug an seinem Fenster vorbeigeht, der Bräutigam mit dem<lb/> Rosmarinstrauß vor der Brust und die Braut mit dem Myrthenkranz oder<lb/> der Goldpapterkrone sind ihm bekannt, 's ist Hinzens Hans und Kunzens<lb/> Trete, und richtig heirathen sich die Beiden kurz nachher, obwohl sie — so<lb/> schmückt sich der Bericht bei seinem Gang durch die Spinnstuben aus — zur<lb/> Zeit der Vision durchaus in keinem näheren Verhältniß zu einander standen.<lb/> Der Seher sieht ferner Feuer aus Dächern emporschlagen, die später in<lb/> der That in Brand gerathen, ja er merkt es manchmal schon dem Balken,<lb/> der für einen Bau angefahren wird, an, daß er durch eine Feuersbrunst zer¬<lb/> stört zu werden bestimmt ist. Zuweilen gewahrt er Fremde, die morgen<lb/> eintreffen werden, mit allen ihren äußeren Eigenthümlichkeiten schon heute.<lb/> Seltener und zwar gewöhnlich nach Kriegen oder wo Derartiges in der Luft<lb/> ^egt, ist er Zeuge, wie Schlachten und Heereszüge „vorspuken." Andere For¬<lb/> cen des zweiten Gesichts, welches mit der Erscheinung des „Doppelgängers"<lb/> verwandt, aber schwerlich, wie Wuttke meint, nach dem Sehen desselben be¬<lb/> gänne ist, sondern die Annahme eines inneren und höheren Sehvermögens<lb/> "eben dem alltäglichen, eines Augenpaares für die Zukunft neben dem für die<lb/> Gegenwart ausdrückt, wollen wir bei den einzelnen deutschen Landstrichen<lb/> "«führen, wo dieser Aberglaube herrscht, und zu deren Betrachtung ich jetzt<lb/> Zergehe.*)</p><lb/> <p xml:id="ID_1156" next="#ID_1157"> In Tirol bezeichnet das Volk das zweite Gesicht mit dem Worte<lb/> "Voarweiling" oder „Färweiling", und es hat hier beinahe nur das Voraus¬<lb/> schauen von Todesfällen zum Zwecke. Es giebt hier nach Zingerle Leute,<lb/> d'e genau wissen, in welcher Gegend die nächste Leiche sein wird. So lebte<lb/> ^ Dorfe Tirol ein alter Mann, der immer bestimmt anzugeben wußte, aus<lb/> sichern Hause der nächste Sarg herausgetragen werden würde. Er hörte<lb/> "änlich des Nachts Sand an eines seiner Fenster werfen, und von welcher<lb/> ^eile der Sand kam, auf der gab es eine Leiche. Wenn man im Etschland<lb/> ^ends nach dem Avemaria-Läuten einen geisterhaften Leichenzug sieht, so<lb/> ^iß man, daß die Person, die unmittelbar hinter der Bahre hergeht, bald<lb/> sterben muß — ein Vorspuk, der in den dortigen^Thälern häufig bemerkt<lb/> worden ist. Ist im Pitzthal jemand krank, und man sieht seinen Doppel¬<lb/> ter vom Gottesacker kommen, so wird er wieder gesund, geht das Ge-<lb/> !^use nach jenem hin, so stirbt jener an seiner Krankheit. Kommt ein<lb/> ^ger im Gebirge um's Leben, so heißt es, wie Vernaleken berichtet, in</p><lb/> <note xml:id="FID_20" place="foot"> e.. D^^^qä^ist -in gespensterhaft-s Bild, in welchem der Visionär sich selbst<lb/> 5, °''". und mit dessen Erscheinung er gewöhnlich einen Wink bekommt, daß er bald sterben<lb/> Bisweilen aber lockt der Spuk nur von einer Gefahr, einem einstürzen wollenden<lb/> d. hinweg.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0367]
Nachbar und Gevatter stirbt wirklich bald darauf. Der Seher bemeckt, wie
ein Hochzeitszug an seinem Fenster vorbeigeht, der Bräutigam mit dem
Rosmarinstrauß vor der Brust und die Braut mit dem Myrthenkranz oder
der Goldpapterkrone sind ihm bekannt, 's ist Hinzens Hans und Kunzens
Trete, und richtig heirathen sich die Beiden kurz nachher, obwohl sie — so
schmückt sich der Bericht bei seinem Gang durch die Spinnstuben aus — zur
Zeit der Vision durchaus in keinem näheren Verhältniß zu einander standen.
Der Seher sieht ferner Feuer aus Dächern emporschlagen, die später in
der That in Brand gerathen, ja er merkt es manchmal schon dem Balken,
der für einen Bau angefahren wird, an, daß er durch eine Feuersbrunst zer¬
stört zu werden bestimmt ist. Zuweilen gewahrt er Fremde, die morgen
eintreffen werden, mit allen ihren äußeren Eigenthümlichkeiten schon heute.
Seltener und zwar gewöhnlich nach Kriegen oder wo Derartiges in der Luft
^egt, ist er Zeuge, wie Schlachten und Heereszüge „vorspuken." Andere For¬
cen des zweiten Gesichts, welches mit der Erscheinung des „Doppelgängers"
verwandt, aber schwerlich, wie Wuttke meint, nach dem Sehen desselben be¬
gänne ist, sondern die Annahme eines inneren und höheren Sehvermögens
"eben dem alltäglichen, eines Augenpaares für die Zukunft neben dem für die
Gegenwart ausdrückt, wollen wir bei den einzelnen deutschen Landstrichen
"«führen, wo dieser Aberglaube herrscht, und zu deren Betrachtung ich jetzt
Zergehe.*)
In Tirol bezeichnet das Volk das zweite Gesicht mit dem Worte
"Voarweiling" oder „Färweiling", und es hat hier beinahe nur das Voraus¬
schauen von Todesfällen zum Zwecke. Es giebt hier nach Zingerle Leute,
d'e genau wissen, in welcher Gegend die nächste Leiche sein wird. So lebte
^ Dorfe Tirol ein alter Mann, der immer bestimmt anzugeben wußte, aus
sichern Hause der nächste Sarg herausgetragen werden würde. Er hörte
"änlich des Nachts Sand an eines seiner Fenster werfen, und von welcher
^eile der Sand kam, auf der gab es eine Leiche. Wenn man im Etschland
^ends nach dem Avemaria-Läuten einen geisterhaften Leichenzug sieht, so
^iß man, daß die Person, die unmittelbar hinter der Bahre hergeht, bald
sterben muß — ein Vorspuk, der in den dortigen^Thälern häufig bemerkt
worden ist. Ist im Pitzthal jemand krank, und man sieht seinen Doppel¬
ter vom Gottesacker kommen, so wird er wieder gesund, geht das Ge-
!^use nach jenem hin, so stirbt jener an seiner Krankheit. Kommt ein
^ger im Gebirge um's Leben, so heißt es, wie Vernaleken berichtet, in
e.. D^^^qä^ist -in gespensterhaft-s Bild, in welchem der Visionär sich selbst
5, °''". und mit dessen Erscheinung er gewöhnlich einen Wink bekommt, daß er bald sterben
Bisweilen aber lockt der Spuk nur von einer Gefahr, einem einstürzen wollenden
d. hinweg.
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