Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.sängen der Tubermlose gebrauchte Davoser-Kur die Krankheit wenigstens Im Grauen eines frostigen Herbstmorgens an der Monatswende vom Jon deutschen Keichstag. ^ Bier Sitzungen hat der Reichstag in dieser Woche gehalten. Die boten IV. 1876. 45
sängen der Tubermlose gebrauchte Davoser-Kur die Krankheit wenigstens Im Grauen eines frostigen Herbstmorgens an der Monatswende vom Jon deutschen Keichstag. ^ Bier Sitzungen hat der Reichstag in dieser Woche gehalten. Die boten IV. 1876. 45
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0357" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/136996"/> <p xml:id="ID_1128" prev="#ID_1127"> sängen der Tubermlose gebrauchte Davoser-Kur die Krankheit wenigstens<lb/> auf längere Zeit zurückgedrängt hat. Soviel scheint aber unter allen Um¬<lb/> ständen festzustehen, daß der Aufenthalt in Davos das traurige Loos des<lb/> Kranken bedeutend erleichtert. Besonders der Winter, dieser gefürchtetste<lb/> Feind der Lungenkranken in unseren Breitegraden, soll in Davos seine<lb/> Schrecken verlieren. Von glaubwürdigster Seite wurde mir gesagt, daß das<lb/> Wetter in den Wintermonaten vorwiegend klar und ruhig sei, und daß das<lb/> Thermometer mitten im Januar während der Mittagsstunden in der Sonne<lb/> "se bis zu 25° steige. Man sitzt alsdann auf den Balkonen und Veranden;<lb/> s°Kar recht lustige Kaffeepartieen im Schnee sollen vorkommen. Demnach<lb/> Kird vielleicht die eigentliche Bedeutung von Davos für die Zukunft darin<lb/> ^stehen, daß die Patienten, welche dazu in der Lage sind, sich ganz dort<lb/> ansiedeln. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1129"> Im Grauen eines frostigen Herbstmorgens an der Monatswende vom<lb/> September und Oktober verließ ich Davos. In fahlem Dämmerschein lagen<lb/> Weißen Häuser, tief unten in der Thalschlucht lagerten noch die Schatten<lb/> °^ Nacht, droben am Himmel erbleichten die Sterne. Ein unheimliches Ge-<lb/> fühl beschlich mich; mir war, als weilte ich im Lande der abgeschiedenen<lb/> Seelen. Diese Vorstellung hat eine gewisse Berechtigung. Aber es läßt sich<lb/> eine freundlichere Seite abgewinnen. Der süße Wunsch so manches<lb/> Endlich-frommen Gemüths, die Todten im Jenseits besuchen zu können, hier<lb/> er verwirklicht. Die Lieben, welche uns der schwarze Fürst der Schatten<lb/> ^erleben nur zu bald auf immerdar entreißen würde, da droben bleiben sie<lb/> erhalten und in den Erholungspausen des arbeitenden Lebens ist uns<lb/> ^gönnt, sie als Wesen von Fleisch und Blut wiederzuschauen, sie mit der<lb/> Sprache der Menschen zu begrüßen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Jon deutschen Keichstag.</head><lb/> <p xml:id="ID_1130" next="#ID_1131"> ^ Bier Sitzungen hat der Reichstag in dieser Woche gehalten. Die<lb/> ,> ^ng vom 15. November betraf die erste Lesung des Haushaltplanes für<lb/> .^-Lothringen auf das Jahr 1877. Denn in den beiden Reichslanden hat<lb/> ° Begrenzung des Haushaltjahres von April zu April noch nicht Platz<lb/> ^'fen können wie in Preußen und im Reich. Der Haushaltplan wurde</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> boten IV. 1876. 45</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0357]
sängen der Tubermlose gebrauchte Davoser-Kur die Krankheit wenigstens
auf längere Zeit zurückgedrängt hat. Soviel scheint aber unter allen Um¬
ständen festzustehen, daß der Aufenthalt in Davos das traurige Loos des
Kranken bedeutend erleichtert. Besonders der Winter, dieser gefürchtetste
Feind der Lungenkranken in unseren Breitegraden, soll in Davos seine
Schrecken verlieren. Von glaubwürdigster Seite wurde mir gesagt, daß das
Wetter in den Wintermonaten vorwiegend klar und ruhig sei, und daß das
Thermometer mitten im Januar während der Mittagsstunden in der Sonne
"se bis zu 25° steige. Man sitzt alsdann auf den Balkonen und Veranden;
s°Kar recht lustige Kaffeepartieen im Schnee sollen vorkommen. Demnach
Kird vielleicht die eigentliche Bedeutung von Davos für die Zukunft darin
^stehen, daß die Patienten, welche dazu in der Lage sind, sich ganz dort
ansiedeln. —
Im Grauen eines frostigen Herbstmorgens an der Monatswende vom
September und Oktober verließ ich Davos. In fahlem Dämmerschein lagen
Weißen Häuser, tief unten in der Thalschlucht lagerten noch die Schatten
°^ Nacht, droben am Himmel erbleichten die Sterne. Ein unheimliches Ge-
fühl beschlich mich; mir war, als weilte ich im Lande der abgeschiedenen
Seelen. Diese Vorstellung hat eine gewisse Berechtigung. Aber es läßt sich
eine freundlichere Seite abgewinnen. Der süße Wunsch so manches
Endlich-frommen Gemüths, die Todten im Jenseits besuchen zu können, hier
er verwirklicht. Die Lieben, welche uns der schwarze Fürst der Schatten
^erleben nur zu bald auf immerdar entreißen würde, da droben bleiben sie
erhalten und in den Erholungspausen des arbeitenden Lebens ist uns
^gönnt, sie als Wesen von Fleisch und Blut wiederzuschauen, sie mit der
Sprache der Menschen zu begrüßen.
Jon deutschen Keichstag.
^ Bier Sitzungen hat der Reichstag in dieser Woche gehalten. Die
,> ^ng vom 15. November betraf die erste Lesung des Haushaltplanes für
.^-Lothringen auf das Jahr 1877. Denn in den beiden Reichslanden hat
° Begrenzung des Haushaltjahres von April zu April noch nicht Platz
^'fen können wie in Preußen und im Reich. Der Haushaltplan wurde
boten IV. 1876. 45
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |