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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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und daß sie auf jeden Fall Spanien verhindern würde, es uns mittelbar oder
unmittelbar abzutreten.

Das Gewicht dieses Einwurfs abzuschätzen, sind Sie natürlich besser als
ich im Stande. Es kommt mir nicht wunderbar vor, wenn man annimmt,
daß die fremden Mächte vor der Besitznahme Cubas durch uns denselben
Widerwillen fühlen mußten oder wirklich fühlten, als wir vor der Besitznahme
der Insel durch sie, und wenn wir die Erwerbung derselben durch eine fried¬
liche Verhandlung als das einzige Mittel gegen die Nothwendigkeit betrachten,
sie früher oder später mit Gewalt zu nehmen -- welches die Ansicht ist, die
ich mir über die Sache gebildet habe -- so liegt auf der Hand, daß die Ab¬
neigung der fremden Mächte, wie groß sie auch sein mag, kein wirklicher
Einwurf ist, da man ihr doch schließlich einmal ins Gesicht sehen muß. Sie
würden wahrscheinlich viel mißvergnügter sein, zu sehen, wie wir die Insel
mit Gewalt nähmen, als zu sehen, wie wir sie durch Kauf an uns brächten.

Diese Betrachtungen scheinen mir so mächtig eine Politik zu empfehlen,
die sich bemüht, die Insel Cuba auf friedlichem Wege zu erwerben, und die
Art und Weise, die ich angegeben habe, scheint die einzige zu sein, die Aus¬
sicht auf Gelingen hat. Ich würde natürlich nicht daran denken, ohne vorher
Ihre Weisungen erhalten zu haben, irgend einen förmlichen Vorschlag zu
machen, und sollten die Andeutungen, die ich jetzt gemacht habe, von der Art
erscheinen, daß man ernstlich nach ihnen handeln könnte, so wollen Sie die
Güte haben, mir gefälligst ihre Befehle zukommen zu lassen, entweder durch
das Departement des Auswärtigen oder in einem Privatbriefe, wie Sie es
für das Passendste halten. Ich habe indeß gemeint, daß es nichts Ungehöriges
sein würde, wenn man die Absichten der Negierung im Voraus in nicht
formeller Weise sonderte, und in Folge dessen ergriff ich bei einer der Unter¬
redungen, die ich mit Herrn Zea hatte, die Gelegenheit, dies zu thun. Nach
einigen Bemerkungen, die von beiden Seiten über die finanziellen Schwierig¬
keiten des Landes und die Nothwendigkeit, wo möglich von irgendwoher ein
Darlehn zu erhalten, gefallen waren, sagte ich ihm, daß ich, obwohl ohne
die geringste Befugniß zu einem derartigen Vorschlage, es für nicht unwahr¬
scheinlich hielte, daß die Negierung der Vereinigten Staaten derjenigen von
Spanien ein beträchtliches Darlehn und zwar unter günstigen Bedingungen
unter der Voraussetzung machen werde, daß Spanten einwillige, die Insel
Cuba als Pfand zeitweilig abzutreten und sie zu gleicher Zeit unserm Be¬
sitz zu übergeben, und dann setzte ich ihm einige von den Vortheilen einer
solchen Transaction für beide Theile, wie ich sie oben recapitulirt habe, aus¬
einander. Er sprach natürlich nicht seine Zustimmung zu dem Vorschlage
aus, sondern äußerte im Gegentheil, daß der König die Insel nicht einen
Augenblick aus den Händen geben würde, böte man ihm auch noch so viel


und daß sie auf jeden Fall Spanien verhindern würde, es uns mittelbar oder
unmittelbar abzutreten.

Das Gewicht dieses Einwurfs abzuschätzen, sind Sie natürlich besser als
ich im Stande. Es kommt mir nicht wunderbar vor, wenn man annimmt,
daß die fremden Mächte vor der Besitznahme Cubas durch uns denselben
Widerwillen fühlen mußten oder wirklich fühlten, als wir vor der Besitznahme
der Insel durch sie, und wenn wir die Erwerbung derselben durch eine fried¬
liche Verhandlung als das einzige Mittel gegen die Nothwendigkeit betrachten,
sie früher oder später mit Gewalt zu nehmen — welches die Ansicht ist, die
ich mir über die Sache gebildet habe — so liegt auf der Hand, daß die Ab¬
neigung der fremden Mächte, wie groß sie auch sein mag, kein wirklicher
Einwurf ist, da man ihr doch schließlich einmal ins Gesicht sehen muß. Sie
würden wahrscheinlich viel mißvergnügter sein, zu sehen, wie wir die Insel
mit Gewalt nähmen, als zu sehen, wie wir sie durch Kauf an uns brächten.

Diese Betrachtungen scheinen mir so mächtig eine Politik zu empfehlen,
die sich bemüht, die Insel Cuba auf friedlichem Wege zu erwerben, und die
Art und Weise, die ich angegeben habe, scheint die einzige zu sein, die Aus¬
sicht auf Gelingen hat. Ich würde natürlich nicht daran denken, ohne vorher
Ihre Weisungen erhalten zu haben, irgend einen förmlichen Vorschlag zu
machen, und sollten die Andeutungen, die ich jetzt gemacht habe, von der Art
erscheinen, daß man ernstlich nach ihnen handeln könnte, so wollen Sie die
Güte haben, mir gefälligst ihre Befehle zukommen zu lassen, entweder durch
das Departement des Auswärtigen oder in einem Privatbriefe, wie Sie es
für das Passendste halten. Ich habe indeß gemeint, daß es nichts Ungehöriges
sein würde, wenn man die Absichten der Negierung im Voraus in nicht
formeller Weise sonderte, und in Folge dessen ergriff ich bei einer der Unter¬
redungen, die ich mit Herrn Zea hatte, die Gelegenheit, dies zu thun. Nach
einigen Bemerkungen, die von beiden Seiten über die finanziellen Schwierig¬
keiten des Landes und die Nothwendigkeit, wo möglich von irgendwoher ein
Darlehn zu erhalten, gefallen waren, sagte ich ihm, daß ich, obwohl ohne
die geringste Befugniß zu einem derartigen Vorschlage, es für nicht unwahr¬
scheinlich hielte, daß die Negierung der Vereinigten Staaten derjenigen von
Spanien ein beträchtliches Darlehn und zwar unter günstigen Bedingungen
unter der Voraussetzung machen werde, daß Spanten einwillige, die Insel
Cuba als Pfand zeitweilig abzutreten und sie zu gleicher Zeit unserm Be¬
sitz zu übergeben, und dann setzte ich ihm einige von den Vortheilen einer
solchen Transaction für beide Theile, wie ich sie oben recapitulirt habe, aus¬
einander. Er sprach natürlich nicht seine Zustimmung zu dem Vorschlage
aus, sondern äußerte im Gegentheil, daß der König die Insel nicht einen
Augenblick aus den Händen geben würde, böte man ihm auch noch so viel


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/502>, abgerufen am 27.09.2024.