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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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Grunow in Leipzig "zum zehnjährigen Gedenktage des Sieges" erschienen
ist. Wenige Schriften, die vielleicht aus demselben Anlaß erscheinen werden,
dürften sich dem Buche von Jähns an die Seite stellen lassen. Denn schon
jene namenlosen Artikel der "Preußischen Jahrbücher" welche in den ersten
Jahren nach der Schlacht unter dem Titel "die Anmarschkämpfe in Böhmen
und die Schlacht von Königgrätz" erschienen, ließen den damals unbekannten
Verfasser als den berufensten Darsteller des böhmischen Krieges erscheinen.
Nun ist das Geheimniß längst enthüllt. Der Verfasser jener Artikel ist der
Verfasser des vorliegenden Buches, Max Jähns, unsern Lesern als treuer
Mitarbeiter der Grenzboten bekannt und werth. Und was ist seit dem Er¬
scheinen jener Artikel in den Preußischen Jahrbüchern dieser Darstellung der
großen Schlacht dem Auge und der Feder des fleißigen Sammlers Alles hinzu¬
gewachsen ! Acht Druckseiten umfaßt allein die Aufzählung seiner Quellen
und der von ihm citirten Werke; freilich "nicht alle Schriften, welche An¬
regung und Belehrung gewährten, gaben zu Citaten Anlaß; nicht alle citirten
Werke sind Quellen; wurden doch einige nur ihrer Seltsamkeit und Verkehrt¬
heit wegen eingeführt." Von den drei Generalstabswerken (Preußens,
Sachsens, Oesterreichs) an bis zu den Feuilletons von Zeitungsreportern hat
Jähns das gesammte literarische Material berücksichtigt, das im ersten Jahr¬
zehnt über die Schlacht von Königgrätz, oder Dinge, oder Personen, die mit
der Schlacht in Beziehung stehen, nur irgend erschienen ist. Allgemeine
historische Darstellungen, Monographien über die Theilnahme der drei Waffen
oder größerer Heerestheile, Truppengeschichten, Biographien und Nekrologe,
Schilderungen von Episoden, Erinnerungen einzelner Persönlichkeiten, seien es
Offiziere, Soldaten, Aerzte, Geistliche, Krankenpfleger, Künstler u. f. w.
Alles ist benutzt, um in dem Gesammtbild an seiner Stelle zu wirken.
Wenn auch der Verfasser dabei zunächst eine Darstellung des strategisch-tak¬
tischen Verlaufes der Schlacht bezweckt, so bedarf es für die Leser seiner mehr¬
erwähnten Aufsätze in den Preußischen Jahrbüchern und seiner Beiträge für
die Grenzboten nicht erst der Versicherung, daß er auch besonders befähigt
und ihm vorzüglich gelungen ist, Zustand, Haltung und Stimmung der
handelnden Menschen zu schildern, ein treues, greifbares Bild des vom Ver¬
sasser zu verschiedenen Zeiten persönlich sorgsam durchwanderten Schlachtfeldes
zu geben "und so mit der Leistung zugleich das Wesen des Heeres zu schildern,
dem sie entsprang". So möge denn die Wiederkehr des großen Tages recht
Viele finden, die ihre patriotischen Erinnerungen an diesem Buche erheben
und stärken.




Grunow in Leipzig „zum zehnjährigen Gedenktage des Sieges" erschienen
ist. Wenige Schriften, die vielleicht aus demselben Anlaß erscheinen werden,
dürften sich dem Buche von Jähns an die Seite stellen lassen. Denn schon
jene namenlosen Artikel der „Preußischen Jahrbücher" welche in den ersten
Jahren nach der Schlacht unter dem Titel „die Anmarschkämpfe in Böhmen
und die Schlacht von Königgrätz" erschienen, ließen den damals unbekannten
Verfasser als den berufensten Darsteller des böhmischen Krieges erscheinen.
Nun ist das Geheimniß längst enthüllt. Der Verfasser jener Artikel ist der
Verfasser des vorliegenden Buches, Max Jähns, unsern Lesern als treuer
Mitarbeiter der Grenzboten bekannt und werth. Und was ist seit dem Er¬
scheinen jener Artikel in den Preußischen Jahrbüchern dieser Darstellung der
großen Schlacht dem Auge und der Feder des fleißigen Sammlers Alles hinzu¬
gewachsen ! Acht Druckseiten umfaßt allein die Aufzählung seiner Quellen
und der von ihm citirten Werke; freilich „nicht alle Schriften, welche An¬
regung und Belehrung gewährten, gaben zu Citaten Anlaß; nicht alle citirten
Werke sind Quellen; wurden doch einige nur ihrer Seltsamkeit und Verkehrt¬
heit wegen eingeführt." Von den drei Generalstabswerken (Preußens,
Sachsens, Oesterreichs) an bis zu den Feuilletons von Zeitungsreportern hat
Jähns das gesammte literarische Material berücksichtigt, das im ersten Jahr¬
zehnt über die Schlacht von Königgrätz, oder Dinge, oder Personen, die mit
der Schlacht in Beziehung stehen, nur irgend erschienen ist. Allgemeine
historische Darstellungen, Monographien über die Theilnahme der drei Waffen
oder größerer Heerestheile, Truppengeschichten, Biographien und Nekrologe,
Schilderungen von Episoden, Erinnerungen einzelner Persönlichkeiten, seien es
Offiziere, Soldaten, Aerzte, Geistliche, Krankenpfleger, Künstler u. f. w.
Alles ist benutzt, um in dem Gesammtbild an seiner Stelle zu wirken.
Wenn auch der Verfasser dabei zunächst eine Darstellung des strategisch-tak¬
tischen Verlaufes der Schlacht bezweckt, so bedarf es für die Leser seiner mehr¬
erwähnten Aufsätze in den Preußischen Jahrbüchern und seiner Beiträge für
die Grenzboten nicht erst der Versicherung, daß er auch besonders befähigt
und ihm vorzüglich gelungen ist, Zustand, Haltung und Stimmung der
handelnden Menschen zu schildern, ein treues, greifbares Bild des vom Ver¬
sasser zu verschiedenen Zeiten persönlich sorgsam durchwanderten Schlachtfeldes
zu geben „und so mit der Leistung zugleich das Wesen des Heeres zu schildern,
dem sie entsprang". So möge denn die Wiederkehr des großen Tages recht
Viele finden, die ihre patriotischen Erinnerungen an diesem Buche erheben
und stärken.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/44>, abgerufen am 27.09.2024.