Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.bezeichnet. Sie ist von mehr als 300 Schülern besucht, die auf Staatskosten Das Bildungswesen der Türken im Binnenlande, besonders in Asien, bezeichnet. Sie ist von mehr als 300 Schülern besucht, die auf Staatskosten Das Bildungswesen der Türken im Binnenlande, besonders in Asien, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0319" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/136430"/> <p xml:id="ID_816" prev="#ID_815"> bezeichnet. Sie ist von mehr als 300 Schülern besucht, die auf Staatskosten<lb/> nicht nur unterrichtet und mit den Mitteln zu ihrer Subsistenz versehen,<lb/> sondern auch bisweilen zu höherer Ausbildung ins Ausland geschickt werden.<lb/> Endlich hat die türkische Hauptstadt auch eine Presse, die allerdings nichts<lb/> weniger als frei gestellt ist und häufig mit Beschlagnahme, suspensivum.<lb/> Verboten und Communiquös gemaßregelt wird. Sie zählt nicht weniger als<lb/> 13 täglich erscheinende Blätter, darunter fünf türkische, 1 griechisches, 2 ar¬<lb/> menische. 4 französische und 2 englische, und verschiedene wissenschaftliche Zeit¬<lb/> schriften, von denen wir nur die medicinische nennen. Die Druckereien finden<lb/> reichliche Beschäftigung nicht blos durch diese Journale, sondern auch durch<lb/> Veröffentlichung zahlreicher Schriften, die meist in Uebersetzungen aus den<lb/> Literaturen des Abendlandes ins Türkische bestehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_817" next="#ID_818"> Das Bildungswesen der Türken im Binnenlande, besonders in Asien,<lb/> steht noch auf niedrigster Stufe. In den meist durch Privatwohlthätigkeit<lb/> gegründeten Elementarschulen werden nur Koransprüche gelehrt und die<lb/> Schüler im Lesen geübt. Indeß wurden zur Hebung des Jugendunterrichts<lb/> in den letzten Jahren einige Normalschulen gegründet. In den Mittelschulen<lb/> wird außer dem Türkischen auch etwas Arabisch und Persisch getrieben, wo¬<lb/> gegen abendländische Sprachen ausgeschlossen sind. In den Medressen oder Semi-<lb/> naren zur Ausbildung von Mollahs und Ulemas beschäftigt man sich nur mit<lb/> dem Koran und seinen theologischen und juristischen Auslegern. Besser ist<lb/> in der asiatischen Türkei für die Heranbildung der christlichen Jugend ge-<lb/> sorgt. Es giebt in Beirut z. B. bereits 37 christliche Schulen mit 114<lb/> Lehrern und 2669 Schülern. Unter diesen Anstalten ist besonders die von<lb/> dem Syrer Bastiani mit Unterstützung amerikanischer Missionäre gegründete<lb/> nationale Schule hervorzuheben. Aehnlich wirken die Schule des griechisch¬<lb/> katholischen Patriarchats, das auch mit wissenschaftlichen Apparaten ausge¬<lb/> stattete College für protestantische Syrer und zwei große Lehranstalten der<lb/> Lazaristen und Jesuiten im Libanon. Auch das geistige Leben unter den<lb/> Griechen Kleinasiens und der Sporaden zeigt einen erfreulichen Aufschwung.<lb/> Selbst kleine Gemeinden haben hier verhältnißmäßig reichliche Mittel für<lb/> Schulzwecke verwendet. Samos, Chios, Mytilene und Aivali besitzen wohl¬<lb/> eingerichtete Gymnasien und zahlreiche Volks- und Mittelschulen, desgleichen<lb/> auch einige gutorganisirte Anstalten zur Ausbildung von Mädchen, ja Chios<lb/> und Mytilene haben sogar Gemeindebibliotheken. Endlich legen auch die<lb/> Armenier Kleinasiens seit geraumer Zeit schon reges Interesse für Erziehung<lb/> und Unterricht an den Tag. Mehr und mehr gewinnt die Tagespresse in<lb/> den großen Städten Syriens und Kleinasiens Einfluß. Nicht nur sind hier<lb/> die in Konstantinopel erscheinenden Blätter stark verbreitet, sondern jene Orte<lb/> haben auch eigne Journale. In Beirut und Damaskus kommen deren nicht</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0319]
bezeichnet. Sie ist von mehr als 300 Schülern besucht, die auf Staatskosten
nicht nur unterrichtet und mit den Mitteln zu ihrer Subsistenz versehen,
sondern auch bisweilen zu höherer Ausbildung ins Ausland geschickt werden.
Endlich hat die türkische Hauptstadt auch eine Presse, die allerdings nichts
weniger als frei gestellt ist und häufig mit Beschlagnahme, suspensivum.
Verboten und Communiquös gemaßregelt wird. Sie zählt nicht weniger als
13 täglich erscheinende Blätter, darunter fünf türkische, 1 griechisches, 2 ar¬
menische. 4 französische und 2 englische, und verschiedene wissenschaftliche Zeit¬
schriften, von denen wir nur die medicinische nennen. Die Druckereien finden
reichliche Beschäftigung nicht blos durch diese Journale, sondern auch durch
Veröffentlichung zahlreicher Schriften, die meist in Uebersetzungen aus den
Literaturen des Abendlandes ins Türkische bestehen.
Das Bildungswesen der Türken im Binnenlande, besonders in Asien,
steht noch auf niedrigster Stufe. In den meist durch Privatwohlthätigkeit
gegründeten Elementarschulen werden nur Koransprüche gelehrt und die
Schüler im Lesen geübt. Indeß wurden zur Hebung des Jugendunterrichts
in den letzten Jahren einige Normalschulen gegründet. In den Mittelschulen
wird außer dem Türkischen auch etwas Arabisch und Persisch getrieben, wo¬
gegen abendländische Sprachen ausgeschlossen sind. In den Medressen oder Semi-
naren zur Ausbildung von Mollahs und Ulemas beschäftigt man sich nur mit
dem Koran und seinen theologischen und juristischen Auslegern. Besser ist
in der asiatischen Türkei für die Heranbildung der christlichen Jugend ge-
sorgt. Es giebt in Beirut z. B. bereits 37 christliche Schulen mit 114
Lehrern und 2669 Schülern. Unter diesen Anstalten ist besonders die von
dem Syrer Bastiani mit Unterstützung amerikanischer Missionäre gegründete
nationale Schule hervorzuheben. Aehnlich wirken die Schule des griechisch¬
katholischen Patriarchats, das auch mit wissenschaftlichen Apparaten ausge¬
stattete College für protestantische Syrer und zwei große Lehranstalten der
Lazaristen und Jesuiten im Libanon. Auch das geistige Leben unter den
Griechen Kleinasiens und der Sporaden zeigt einen erfreulichen Aufschwung.
Selbst kleine Gemeinden haben hier verhältnißmäßig reichliche Mittel für
Schulzwecke verwendet. Samos, Chios, Mytilene und Aivali besitzen wohl¬
eingerichtete Gymnasien und zahlreiche Volks- und Mittelschulen, desgleichen
auch einige gutorganisirte Anstalten zur Ausbildung von Mädchen, ja Chios
und Mytilene haben sogar Gemeindebibliotheken. Endlich legen auch die
Armenier Kleinasiens seit geraumer Zeit schon reges Interesse für Erziehung
und Unterricht an den Tag. Mehr und mehr gewinnt die Tagespresse in
den großen Städten Syriens und Kleinasiens Einfluß. Nicht nur sind hier
die in Konstantinopel erscheinenden Blätter stark verbreitet, sondern jene Orte
haben auch eigne Journale. In Beirut und Damaskus kommen deren nicht
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