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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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wohnt. ungünstige Winter Witterung, theils durch wiederholte Rückfälle meines
Fiebers bis zum 13. May verzögert.

Da ich im vorigen Jahre zu Milo keine Arbeiter unter 110 Paras bis
3 Piaster Tagelohn bekommen konnte, so nahm ich von hier 6 Männer mit
mir, die laut eines schriftl. Vertrags mir tagt. für 70 Paras arbeiten sollten.
Indessen aufmerksam auf die wenige Zuverlässigkeit in dergl. Menschen, be¬
schränkte ich mich auf diese Anzahl, da auch mit ihrer Vermehrung wegen
Vergütung der Tage so wir auf die Reise zuzubringen hatten, mir wenig
Vortheil zu werden schien, und überdies ich mir schmeichelte, daß durch dieses
Beyspiel, wo nicht in Milo selbst, doch auf den benachbarten Inseln noch
mehrere Arbeiter um billigere Preise finden würde, doch um auf jedem Fall
für meine Arbeit gedeckt zu seyn, nahm ich jene 6 Männer mit mir in
Dienst.

Zu ihrer Aufsicht und zu meiner Hülfeleistung zu benj. der Geschäfte,
was ich nicht allein für meine Person bestreiten konnte, ohne das Wissen¬
schaft!, meiner Untersuchungen zu vernachlässigen, engagirte ich noch Signor
Paolo Revelachi, einen jungen Athenienser, der mir schon früher bey Grabungen
Hülfe geleistet, und dadurch seine Fähigkeit zu solchen Geschäften ver¬
bürgt hatte.

Dienstag den 13. Mai schiffte ich mich mit meinen Leuten im Piräus
ein, von wo wir den 14. gegen Morgen ausführen. Nachmittag lies
ich mich auf der Insel Se. Georgio del'Albere, da der Wind günstig dazu
war, ans Land setzen: Ich bestieg ihre höchste Spitze. Zu meinem größten
Leidwesen entdeckte ich hier, daß meine Meßboupole zerbrochen war und ich
keine Beobachtung seiner geographischen Lage machen konnte. Ich fand
keine einzige Spur von irgend einem Alterthum. Die Insel ist außer von
einigen Hirten unbewohnt; doch haben die Hydrioten daselbst mehrere Stellen
zu Ackerland urbar gemacht.

Donnerstag den 15. Mai war ich mit Tagesanbruch auf der Höhe vor
Milo; der Wind verstärkte sich für meine Fahrt, sonst würde ich auf Erimo
Milo (Amel Milo) eine Landung gemacht haben; es sollen daselbst noch
Spuren alter Mauern sein. Diese Insel ist übrigens ein kahler Felsberg
aus dem Meere hervorragend, der sich in der nun von der Morgensonne
beleuchteten Seite, in sehr schönen Farbenspielungen mir zeigte. Sie ist ganz
unbewohnt. Die Einwohner der Insel Milo besuchen sie zuweilen, die auf
ihr wild weidenden Steinböcke zu schießen. Auf der obersten Kuppe der
Felsen soll ein Wasserbehälter sein, der amphitheatralisch von einigen in den
Fels gehauenen Stufen umgeben sein soll. Ich habe mir die Untersuchung
dieses Orts zu einem anderen schickt. Moment aufgehoben.

Ich kam bei guter Zeit Morgens auf der Insel Milo an, und benuzte


wohnt. ungünstige Winter Witterung, theils durch wiederholte Rückfälle meines
Fiebers bis zum 13. May verzögert.

Da ich im vorigen Jahre zu Milo keine Arbeiter unter 110 Paras bis
3 Piaster Tagelohn bekommen konnte, so nahm ich von hier 6 Männer mit
mir, die laut eines schriftl. Vertrags mir tagt. für 70 Paras arbeiten sollten.
Indessen aufmerksam auf die wenige Zuverlässigkeit in dergl. Menschen, be¬
schränkte ich mich auf diese Anzahl, da auch mit ihrer Vermehrung wegen
Vergütung der Tage so wir auf die Reise zuzubringen hatten, mir wenig
Vortheil zu werden schien, und überdies ich mir schmeichelte, daß durch dieses
Beyspiel, wo nicht in Milo selbst, doch auf den benachbarten Inseln noch
mehrere Arbeiter um billigere Preise finden würde, doch um auf jedem Fall
für meine Arbeit gedeckt zu seyn, nahm ich jene 6 Männer mit mir in
Dienst.

Zu ihrer Aufsicht und zu meiner Hülfeleistung zu benj. der Geschäfte,
was ich nicht allein für meine Person bestreiten konnte, ohne das Wissen¬
schaft!, meiner Untersuchungen zu vernachlässigen, engagirte ich noch Signor
Paolo Revelachi, einen jungen Athenienser, der mir schon früher bey Grabungen
Hülfe geleistet, und dadurch seine Fähigkeit zu solchen Geschäften ver¬
bürgt hatte.

Dienstag den 13. Mai schiffte ich mich mit meinen Leuten im Piräus
ein, von wo wir den 14. gegen Morgen ausführen. Nachmittag lies
ich mich auf der Insel Se. Georgio del'Albere, da der Wind günstig dazu
war, ans Land setzen: Ich bestieg ihre höchste Spitze. Zu meinem größten
Leidwesen entdeckte ich hier, daß meine Meßboupole zerbrochen war und ich
keine Beobachtung seiner geographischen Lage machen konnte. Ich fand
keine einzige Spur von irgend einem Alterthum. Die Insel ist außer von
einigen Hirten unbewohnt; doch haben die Hydrioten daselbst mehrere Stellen
zu Ackerland urbar gemacht.

Donnerstag den 15. Mai war ich mit Tagesanbruch auf der Höhe vor
Milo; der Wind verstärkte sich für meine Fahrt, sonst würde ich auf Erimo
Milo (Amel Milo) eine Landung gemacht haben; es sollen daselbst noch
Spuren alter Mauern sein. Diese Insel ist übrigens ein kahler Felsberg
aus dem Meere hervorragend, der sich in der nun von der Morgensonne
beleuchteten Seite, in sehr schönen Farbenspielungen mir zeigte. Sie ist ganz
unbewohnt. Die Einwohner der Insel Milo besuchen sie zuweilen, die auf
ihr wild weidenden Steinböcke zu schießen. Auf der obersten Kuppe der
Felsen soll ein Wasserbehälter sein, der amphitheatralisch von einigen in den
Fels gehauenen Stufen umgeben sein soll. Ich habe mir die Untersuchung
dieses Orts zu einem anderen schickt. Moment aufgehoben.

Ich kam bei guter Zeit Morgens auf der Insel Milo an, und benuzte


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/279>, abgerufen am 27.09.2024.