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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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24,000,000,000 Mark, der Vorrath an Silber aber nur 17.200.000,000 Mark.
Die Goldproduction beträgt jährlich nach dem Durchschnitt der letzten fünf
Jahre immer noch 400,000,000 Mark, während die Silberausbeute seit fast
30 Jahren stets weit geringer war und sogar im Jahr 1873, wo sie ihren
Zenith erreicht hatte, doch erst auf 320,000,000 Mark gestiegen war. Daraus
ergiebt sich also. daß. wenn ein Metall zur ausschließlichen Währung nicht
ausreichen solle, es dies viel eher das Silber als das Gold ist.

Uebrigens ist es höchst auffallend, daß die österreichische Regierung gerade
gegenwärtig so ängstlich und unentschieden ist, wo alle Verhältnisse auf die
Goldwährung hindrängen, während sie doch schon im Jahre 1867 eine
vorläufige U ebereinkunft mit Frankreich unterzeichnet hat,
in welcher sie sich anheischig machte, die Silberwährung dem¬
nächst durch die alleinige Goldwährung zu ersetzen.

Zu diesen, wie uns scheint, beruhigenden Gründen der Zweckmäßigkeit
der Wiederherstellung der Baarzahlungen in Gold kommt nun noch die Er¬
wägung, daß gerade während der Herrschaft des Zwangscurses der Ueber¬
gang von der ausschließlichen Silberwährung zu der ausschließlichen Gold¬
währung ohne alle Störung des Verkehrs bewerkstelligt werden kann. Da
gegenwärtig an hartem Gelde nur Kupfermünzen von 1 und 4 und kleine
Silbermünzen von 10 und 20 Kreuzern, mit geringerem Silbergehalt als
der Nominalwerth ist, im Umlauf sind, so kann die Umprägung der grö¬
ßeren, vollgehaltigen Silbermünzen zu minderwerthigen, wie sie unter der
alleinigen Goldwährung nothwendig sind, damit sie nicht ausgeführt werden
können, in aller Stille vollzogen werden. Man könnte dieses Geschäft an
dem Silbervorrathe der österreichischen Nationalbank beginnen, welcher unge¬
fähr 69 Millionen Gulden oder die Hälfte des gesammten Metallschatzes be¬
trägt. Die kleine kupferne und silberne Theilmünze von 1. 4. 10 und
20 Kreuzern ist in genügender Anzahl vorhanden und noch gegenwärtig im
Umlauf. Mit der Umprägung des Silberschatzes der österreichischen National¬
bank in Gulden- und ^ Guldenstücke, welche bei der Annahme der ausschlie߬
lichen Goldwährung 12 oder iSpCt. weniger Silberwerth enthalten werden,
als der Nominalbetrag ansagt, würde der Bedarf an Theilmünze zum
größten Theil gedeckt sein. Die gesetzliche Verpflichtung der Annahme solcher
Theilmünzen würde nach dem Vorgang anderer Staaten aus 10 bis 20 Gul¬
den beschränkt werden müssen. Als Goldmünze könnte man entweder die
gegenwärtige, dem System der lateinischen Münzconvention analogen 4- und
8-Guldenstücke (10 bis 20 Franken) betbehalten oder, da die Summe der
bisher geprägten Goldstücke sehr gering ist, auch das deutsche, englische und
amerikanische Goldstück annehmen. Ende 1874 befanden sich im Metall¬
schatz der österreichischen Nationalbank für 72,200,000 Gulden Goldmünzen,


24,000,000,000 Mark, der Vorrath an Silber aber nur 17.200.000,000 Mark.
Die Goldproduction beträgt jährlich nach dem Durchschnitt der letzten fünf
Jahre immer noch 400,000,000 Mark, während die Silberausbeute seit fast
30 Jahren stets weit geringer war und sogar im Jahr 1873, wo sie ihren
Zenith erreicht hatte, doch erst auf 320,000,000 Mark gestiegen war. Daraus
ergiebt sich also. daß. wenn ein Metall zur ausschließlichen Währung nicht
ausreichen solle, es dies viel eher das Silber als das Gold ist.

Uebrigens ist es höchst auffallend, daß die österreichische Regierung gerade
gegenwärtig so ängstlich und unentschieden ist, wo alle Verhältnisse auf die
Goldwährung hindrängen, während sie doch schon im Jahre 1867 eine
vorläufige U ebereinkunft mit Frankreich unterzeichnet hat,
in welcher sie sich anheischig machte, die Silberwährung dem¬
nächst durch die alleinige Goldwährung zu ersetzen.

Zu diesen, wie uns scheint, beruhigenden Gründen der Zweckmäßigkeit
der Wiederherstellung der Baarzahlungen in Gold kommt nun noch die Er¬
wägung, daß gerade während der Herrschaft des Zwangscurses der Ueber¬
gang von der ausschließlichen Silberwährung zu der ausschließlichen Gold¬
währung ohne alle Störung des Verkehrs bewerkstelligt werden kann. Da
gegenwärtig an hartem Gelde nur Kupfermünzen von 1 und 4 und kleine
Silbermünzen von 10 und 20 Kreuzern, mit geringerem Silbergehalt als
der Nominalwerth ist, im Umlauf sind, so kann die Umprägung der grö¬
ßeren, vollgehaltigen Silbermünzen zu minderwerthigen, wie sie unter der
alleinigen Goldwährung nothwendig sind, damit sie nicht ausgeführt werden
können, in aller Stille vollzogen werden. Man könnte dieses Geschäft an
dem Silbervorrathe der österreichischen Nationalbank beginnen, welcher unge¬
fähr 69 Millionen Gulden oder die Hälfte des gesammten Metallschatzes be¬
trägt. Die kleine kupferne und silberne Theilmünze von 1. 4. 10 und
20 Kreuzern ist in genügender Anzahl vorhanden und noch gegenwärtig im
Umlauf. Mit der Umprägung des Silberschatzes der österreichischen National¬
bank in Gulden- und ^ Guldenstücke, welche bei der Annahme der ausschlie߬
lichen Goldwährung 12 oder iSpCt. weniger Silberwerth enthalten werden,
als der Nominalbetrag ansagt, würde der Bedarf an Theilmünze zum
größten Theil gedeckt sein. Die gesetzliche Verpflichtung der Annahme solcher
Theilmünzen würde nach dem Vorgang anderer Staaten aus 10 bis 20 Gul¬
den beschränkt werden müssen. Als Goldmünze könnte man entweder die
gegenwärtige, dem System der lateinischen Münzconvention analogen 4- und
8-Guldenstücke (10 bis 20 Franken) betbehalten oder, da die Summe der
bisher geprägten Goldstücke sehr gering ist, auch das deutsche, englische und
amerikanische Goldstück annehmen. Ende 1874 befanden sich im Metall¬
schatz der österreichischen Nationalbank für 72,200,000 Gulden Goldmünzen,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/26>, abgerufen am 27.09.2024.