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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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s;0v0 Revolver, 24 Gebirgsgeschütze zu 7 und 8 em. nach dem System La
Hitte und 2 Mitrailleur-Batterien. Train giebt es nicht, nur Tragthiere sind
bei der Beschaffenheit des Landes zur Fortschaffung der Geschütze und Vor¬
räthe zu brauchen. Die Bekleidung, die Jeder sich auf eigne Kosten zu be¬
schaffen hat, besteht im Nationalcostüm, nur wird von den Offizieren am Fetz
ein Abzeichen getragen. Löhnung wird nicht gereicht, doch bekommt der Ba¬
taillonschef 88, resp. 44, der Fahnenträger 24, und der Hornist 20 Mark
jährlich als Entschädigung. Die Verpflegung wird von den Weibern beschafft,
die Behörde liefert nichts. Deshalb befinden sich nie mehr als 8000 Mann
an einem und demselben Punkte, und Operationen nach weiter Entfernung
hin sind, wenn sie durch Landstriche gehen, die ausgesogen sind, und denen
sich folglich nichts nehmen läßt, ein Ding der Unmöglichkeit. Militärische Etab¬
lissements sind das Zeughaus in Cetinje, die Waffen- und Munitionsfabrik
und die Militärschule bet Kloster Rjeka und verschiedene Pulvermühlen in
den Radien. Die Dienstpflicht erstreckt sich vom 17. bis zum 50. Jahre.
Die Gesammtstärke des Heeres beträgt circa 18,000 Mann, wozu noch 7 bis
8000 Parteigänger über fünfzig Jahre treten, so daß die bewaffnete Macht
Montenegros Alles in Allem sich auf etwa 25.000 Mann oder 15,6"/" der
Bevölkerung beläuft.




Das SljaKerdorf Shirley.
i.

Letzten Sommer hatte ich das Glück, mehrere Wochen in der unmittel¬
baren Nachbarschaft einer Gemeinde jener wunderlichen Heiligen zu verleben,
welche die Welt mit dem Namen Shaker bezeichnet. Die nichttheologischen
Gemüther hier in Amerika wissen in der Regel von den Mitgliedern dieser
eigenthümlichen Secte nur, daß sie vorzügliche Aepfelsauce erzeugen und ver¬
kaufen, daß sie Besen verfertigen, welche durch ihre Dauerhaftigkeit das
Sprichwort beschämen, nach welchem blos neue Besen gut kehren, daß ihre
Gartensämereien unter allen Umständen pünktlich aufkeimen und wohl gedeihen,
daß sie sich nach der Mode kleiden, die ungefähr vor hundert Jahren im Osten
der Vereinigten Staaten herrschte, und daß ihre Religion ihnen Gott durch
seltsame Tänze zu dienen gebietet. Es ist ohne Zweifel hübsch, wenn man


s;0v0 Revolver, 24 Gebirgsgeschütze zu 7 und 8 em. nach dem System La
Hitte und 2 Mitrailleur-Batterien. Train giebt es nicht, nur Tragthiere sind
bei der Beschaffenheit des Landes zur Fortschaffung der Geschütze und Vor¬
räthe zu brauchen. Die Bekleidung, die Jeder sich auf eigne Kosten zu be¬
schaffen hat, besteht im Nationalcostüm, nur wird von den Offizieren am Fetz
ein Abzeichen getragen. Löhnung wird nicht gereicht, doch bekommt der Ba¬
taillonschef 88, resp. 44, der Fahnenträger 24, und der Hornist 20 Mark
jährlich als Entschädigung. Die Verpflegung wird von den Weibern beschafft,
die Behörde liefert nichts. Deshalb befinden sich nie mehr als 8000 Mann
an einem und demselben Punkte, und Operationen nach weiter Entfernung
hin sind, wenn sie durch Landstriche gehen, die ausgesogen sind, und denen
sich folglich nichts nehmen läßt, ein Ding der Unmöglichkeit. Militärische Etab¬
lissements sind das Zeughaus in Cetinje, die Waffen- und Munitionsfabrik
und die Militärschule bet Kloster Rjeka und verschiedene Pulvermühlen in
den Radien. Die Dienstpflicht erstreckt sich vom 17. bis zum 50. Jahre.
Die Gesammtstärke des Heeres beträgt circa 18,000 Mann, wozu noch 7 bis
8000 Parteigänger über fünfzig Jahre treten, so daß die bewaffnete Macht
Montenegros Alles in Allem sich auf etwa 25.000 Mann oder 15,6«/« der
Bevölkerung beläuft.




Das SljaKerdorf Shirley.
i.

Letzten Sommer hatte ich das Glück, mehrere Wochen in der unmittel¬
baren Nachbarschaft einer Gemeinde jener wunderlichen Heiligen zu verleben,
welche die Welt mit dem Namen Shaker bezeichnet. Die nichttheologischen
Gemüther hier in Amerika wissen in der Regel von den Mitgliedern dieser
eigenthümlichen Secte nur, daß sie vorzügliche Aepfelsauce erzeugen und ver¬
kaufen, daß sie Besen verfertigen, welche durch ihre Dauerhaftigkeit das
Sprichwort beschämen, nach welchem blos neue Besen gut kehren, daß ihre
Gartensämereien unter allen Umständen pünktlich aufkeimen und wohl gedeihen,
daß sie sich nach der Mode kleiden, die ungefähr vor hundert Jahren im Osten
der Vereinigten Staaten herrschte, und daß ihre Religion ihnen Gott durch
seltsame Tänze zu dienen gebietet. Es ist ohne Zweifel hübsch, wenn man


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/154>, abgerufen am 27.09.2024.