Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.Ertragsfähigkeit des Bodens eine schwere Belastung ist. Das Land ist fast Ueber das Kriegswesen Montenegros enthält die zu Anfang citirte Grenzboten III. 187". 19
Ertragsfähigkeit des Bodens eine schwere Belastung ist. Das Land ist fast Ueber das Kriegswesen Montenegros enthält die zu Anfang citirte Grenzboten III. 187«. 19
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Ertragsfähigkeit des Bodens eine schwere Belastung ist. Das Land ist fast
duvchgehends gebirgig, nackte Felsen und Schluchten, über denen sich der
7000 Fuß hohe Lovzen erhebt, hier und da ein Stück grünes Weideland,
bisweilen ein Fleck, der Getreide trägt, bilden seine Physiognomie. Haupt¬
nahrungszweig der Bewohner ist die Viehzucht. Der Handel ist unbedeutend,
Städte giebt es nicht, das Volk vertheilt sich über 116 Dörfer, die Residenz des
Wladika ist das Kloster Cetinje, an das sich einige Häuser anschließen. Die
Moratscha, ein Fluß, der auf den Bergen Kosman und Bassowo entspringt
und sich in den See von Scutari ergießt, trennt das Land in zwei Hälften.
Der Nationalität nach sind die Montenegriner Serben, die Religion des
Landes ist das Bekenntniß der griechisch-orthodoxen Kirche. Der Wladika
herrscht in Gemeinschaft mit einem permanent in Cetinje versammelten Senate,
der aus einem Präsidenten, einem Vicepräsidenten und zwölf Mitgliedern
besteht und die gesetzgebende Gewalt mit der höchsten richterlichen verbindet.
Das Budget beläuft sich auf etwa 240,000 Mark, die Civilliste des Fürsten be¬
trägt 56.000, die ihm von Rußland gewährte Subvention 80,000 Mark. Das
Land zerfällt in acht Radien oder Bezirke, deren Verwaltung in patriarcha¬
lischer Weise unter der politisch-militärischen Leitung von Wojwoden oder
Serdaren steht, welche vom Volke gewählt werden.
Ueber das Kriegswesen Montenegros enthält die zu Anfang citirte
Schrift Folgendes: Die stehende Truppe ist klein. Sie zerfällt in die Gen¬
darmerie zu Fuß (Perjanitschi), die 600 bis 800. in die Garde zu Fuß
(Guardta). die 400, und in die berittene Leibwache des Fürsten, die 60 Mann
zählt. Die Nationalarmee hat nach dem neuesten Statut 25 Bataillone
Infanterie, 5 Bataillone Garde, 7 Batterien Artillerie, die Batterie zu 2 und
4 Geschützen, und 1 Pionierabtheilung. Im Frieden hat dieselbe keine Cadres.
Die Truppenstärken sind wie folgt: Die Compagnie besteht aus einem
Hauptmann (Stotisatsch), der zugleich Richter und Verwaltungsbeamter ist,
4 Offizieren, 4 Unteroffizieren, 1 Fahnenträger, 1 Hornisten und 100 Mann.
5 bis 12 Compagnien bilden ein Bataillon. Dasselbe wird von einem Chef
(Kapitän) befehligt, der zugleich Haupt des Geschlechts (Plemja) ist, deren
39 bestehen. Unter ihm commandirt als zweiter Chef der Adjutant Major.
3 bis 6 Bataillone sind unter einem Wojwoden vereinigt, der nebenher die
oberste Behörde der Nahie ist. Größere Truppenverbände werden im Kriege
nach Bedarf gebildet. Die Uebungen werden ortsweise und, wenn es angeht,
eompagnieweise vorgenommen; sie bestehen im Tirailliren, Felddienst und
Schießen nach der Scheibe und werden meist an Sonn- und Feiertagen abge¬
halten. Bataillonsübungen sind selten und kurz. Was die Bewaffnung be¬
trifft, so waren bei Ausbruch des Krieges 8000 Krukagewehre mit 2 Millionen
Patronen vorhanden, ferner 20.000 Miniebüchsen mit 5 Millionen Patronen,
Grenzboten III. 187«. 19
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