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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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Rat.-Z. hätte Diest den verstorbenen Dr. Zabel durch sein Vordringen "ver¬
unglimpft". Die Verhandlung dieser Sache kann sich aber möglicher Weise
noch hinziehen; die berufenen Factoren dürfen sich nicht abhalten lassen, rasch
einzuschreiten, da manche Wahl schon bei den Vorbereitungen gefährdet sein
könnte. Auch würde die Erhebung einer Klage Seitens der Rat.-Z. am
ehesten geeignet sein, völlige Klarheit zu schaffen; nur in diesem Falle wird
es zu einer eidlichen Vernehmung aller bei der Zeitung betheiligten Personen,
vom Eigenthümer und seinen Leuten bis zum letzten Druckerjungen hinab
kommen können.

Nichts darf abhalten, die Sache bald klar zu stellen und entweder die
Ehre der nationalliberalen Partei, der deutschen Presse und des angegriffenen
Blattes völlig herzustellen oder das faule Glied abzustoßen. Verzögern, ver¬
tuschen, unaufgeklärt lassen, sich zu erhaben dünken über die Angriffe, dies
Alles schadet der nationalliberalen Partei in enormem Maße. Daß die
"Franks. Ztg." nicht alsbald Alles thun werde, den wieder sie erhobenen
Angriff zu erledigen, braucht vorerst nicht bezweifelt zu werden. Bei Ver¬
zögerung aber müßte auch hier ähnlich wie oben, zum wenigstens durch die
V <z. ereinigung der Journalisten, eingeschritten werden.




Jon preußischen Landtag.

Die Hauptaufgabe des Abgeordnetenhauses in dieser Woche ist die Durch-
berathung der Städteordnung gewesen. Unmittelbar auf die zweite Lesung
folgte die dritte. Außerdem ist auch das Gesetz über die evangelische Kirchen¬
verfassung in dritter Lesung nach den Beschlüssen des Herrenhauses unver¬
ändert angenommen worden, ein Resultat, über welches der Cultusminister
die Glückwünsche vieler Abgeordneten empfing. Am 31. Mai hat das Haus
seine Sitzungen auf unbestimmte Zeit vertagt, um sie erst aufzunehmen, wann
die jetzt an das Herrenhaus gehenden Vorlagen von dort zum Theil zurück¬
gekommen sein werden. So hat das Abgeordnetenhaus alle großen Aufgaben
dieser Session zunächst seinerseits erledigt. Freilich war dieses Stück Arbeit
nur mit großer Anstrengung und mit Zuhülfenahme einer Anzahl von Abend¬
sitzungen möglich. Ueber die Eile, mit welcher namentlich die dritte Lesung
der Städteordnung beendigt wurde, ist vielfacher Tadel laut geworden. In
unsern Augen ist dieser Tadel unbegründet und beinahe abgeschmackt. In


Rat.-Z. hätte Diest den verstorbenen Dr. Zabel durch sein Vordringen „ver¬
unglimpft". Die Verhandlung dieser Sache kann sich aber möglicher Weise
noch hinziehen; die berufenen Factoren dürfen sich nicht abhalten lassen, rasch
einzuschreiten, da manche Wahl schon bei den Vorbereitungen gefährdet sein
könnte. Auch würde die Erhebung einer Klage Seitens der Rat.-Z. am
ehesten geeignet sein, völlige Klarheit zu schaffen; nur in diesem Falle wird
es zu einer eidlichen Vernehmung aller bei der Zeitung betheiligten Personen,
vom Eigenthümer und seinen Leuten bis zum letzten Druckerjungen hinab
kommen können.

Nichts darf abhalten, die Sache bald klar zu stellen und entweder die
Ehre der nationalliberalen Partei, der deutschen Presse und des angegriffenen
Blattes völlig herzustellen oder das faule Glied abzustoßen. Verzögern, ver¬
tuschen, unaufgeklärt lassen, sich zu erhaben dünken über die Angriffe, dies
Alles schadet der nationalliberalen Partei in enormem Maße. Daß die
„Franks. Ztg." nicht alsbald Alles thun werde, den wieder sie erhobenen
Angriff zu erledigen, braucht vorerst nicht bezweifelt zu werden. Bei Ver¬
zögerung aber müßte auch hier ähnlich wie oben, zum wenigstens durch die
V <z. ereinigung der Journalisten, eingeschritten werden.




Jon preußischen Landtag.

Die Hauptaufgabe des Abgeordnetenhauses in dieser Woche ist die Durch-
berathung der Städteordnung gewesen. Unmittelbar auf die zweite Lesung
folgte die dritte. Außerdem ist auch das Gesetz über die evangelische Kirchen¬
verfassung in dritter Lesung nach den Beschlüssen des Herrenhauses unver¬
ändert angenommen worden, ein Resultat, über welches der Cultusminister
die Glückwünsche vieler Abgeordneten empfing. Am 31. Mai hat das Haus
seine Sitzungen auf unbestimmte Zeit vertagt, um sie erst aufzunehmen, wann
die jetzt an das Herrenhaus gehenden Vorlagen von dort zum Theil zurück¬
gekommen sein werden. So hat das Abgeordnetenhaus alle großen Aufgaben
dieser Session zunächst seinerseits erledigt. Freilich war dieses Stück Arbeit
nur mit großer Anstrengung und mit Zuhülfenahme einer Anzahl von Abend¬
sitzungen möglich. Ueber die Eile, mit welcher namentlich die dritte Lesung
der Städteordnung beendigt wurde, ist vielfacher Tadel laut geworden. In
unsern Augen ist dieser Tadel unbegründet und beinahe abgeschmackt. In


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[0441] Rat.-Z. hätte Diest den verstorbenen Dr. Zabel durch sein Vordringen „ver¬ unglimpft". Die Verhandlung dieser Sache kann sich aber möglicher Weise noch hinziehen; die berufenen Factoren dürfen sich nicht abhalten lassen, rasch einzuschreiten, da manche Wahl schon bei den Vorbereitungen gefährdet sein könnte. Auch würde die Erhebung einer Klage Seitens der Rat.-Z. am ehesten geeignet sein, völlige Klarheit zu schaffen; nur in diesem Falle wird es zu einer eidlichen Vernehmung aller bei der Zeitung betheiligten Personen, vom Eigenthümer und seinen Leuten bis zum letzten Druckerjungen hinab kommen können. Nichts darf abhalten, die Sache bald klar zu stellen und entweder die Ehre der nationalliberalen Partei, der deutschen Presse und des angegriffenen Blattes völlig herzustellen oder das faule Glied abzustoßen. Verzögern, ver¬ tuschen, unaufgeklärt lassen, sich zu erhaben dünken über die Angriffe, dies Alles schadet der nationalliberalen Partei in enormem Maße. Daß die „Franks. Ztg." nicht alsbald Alles thun werde, den wieder sie erhobenen Angriff zu erledigen, braucht vorerst nicht bezweifelt zu werden. Bei Ver¬ zögerung aber müßte auch hier ähnlich wie oben, zum wenigstens durch die V <z. ereinigung der Journalisten, eingeschritten werden. Jon preußischen Landtag. Die Hauptaufgabe des Abgeordnetenhauses in dieser Woche ist die Durch- berathung der Städteordnung gewesen. Unmittelbar auf die zweite Lesung folgte die dritte. Außerdem ist auch das Gesetz über die evangelische Kirchen¬ verfassung in dritter Lesung nach den Beschlüssen des Herrenhauses unver¬ ändert angenommen worden, ein Resultat, über welches der Cultusminister die Glückwünsche vieler Abgeordneten empfing. Am 31. Mai hat das Haus seine Sitzungen auf unbestimmte Zeit vertagt, um sie erst aufzunehmen, wann die jetzt an das Herrenhaus gehenden Vorlagen von dort zum Theil zurück¬ gekommen sein werden. So hat das Abgeordnetenhaus alle großen Aufgaben dieser Session zunächst seinerseits erledigt. Freilich war dieses Stück Arbeit nur mit großer Anstrengung und mit Zuhülfenahme einer Anzahl von Abend¬ sitzungen möglich. Ueber die Eile, mit welcher namentlich die dritte Lesung der Städteordnung beendigt wurde, ist vielfacher Tadel laut geworden. In unsern Augen ist dieser Tadel unbegründet und beinahe abgeschmackt. In

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/441>, abgerufen am 27.11.2024.