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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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und wird von der Versammlung für schuldig erklärt. Die Gräfin, die bis
jetzt regungslos in ihrem Sarge gelegen, ruft mit Heller Stimme dem Burg¬
vogt zu: "Rache den Verrath!" Alsobald wird der Knecht niedergerissen.
Die Sturmglocke wird angezogen und alle Anwesenden fassen sich bei den
Händen und fliegen in wildem Tanz um ihn herum, bis beim ersten Morgen¬
grauen Alles verschwindet.

Populärer und bekannter jedoch ist bei uns Deutschen eine andere Burg,
die ebenfalls im Gebiete der Breusch liegt. Wir meinen Nideck mit seinen
Wasserfällen, jenes einsame waldumrauschte Schloß, an das sich das wunder¬
bare Märchen der Riesentochter knüpft, die den Bauer sammt seinem Gespann
in der Schürze nach Hause trug. Die Meinung, daß Elsaß einst von Riesen
bevölkert war. ist noch im Volke lebendig, die Fassung aber, in welcher sie
hier vor uns liegt, gehört wohl zum originellsten und schönsten was die
Sagenbildung jemals geschaffen. Wie viele unserer Dichter, wie viele unserer
Märchenbücher beschreiben uns jetzt "Die Riesentochter von Nideck" und doch
ist es kaum einige Menschenalter her. da noch niemand in Deutschland darum
wußte. Das Verdienst, sie "entdeckt" und der deutschen Literatur vermittelt
zu haben, gebührt Frau Chr. Engelhardt, der Tochter des berühmten Stra߬
burger Hellenisten und Ehrensache ist es uns, ihr hier dafür zu danken.

So haben wir denn auf unserer kurzen Wanderschaft von Straßburg
aus all jene Wahrzeichen gefunden, die für das Elsaß so charakteristisch sind
und die sich in dem bekannten Spruche von den "drei Schlössern aus einem
Berge" verkörpern. Schlösser und Burgen waren es ja, die wir gesehen,
daneben fröhliche Städtlein, aber das schönste was die eigentliche Umgebung
K -- r. von Straßburg bietet, das bleibt doch die Idylle.




Für Integrität der "Kresse.

Nach den Erfahrungen der letzten Zeit wird wohl mit ziemlicher Sicher¬
heit anzunehmen sein, daß bei den für das preußische Abgeordnetenhaus be¬
vorstehenden Wahlen die Frage der Integrität politischer Personen und
Blätter im Anschluß an die Bestrebungen der Agrarier eine nicht unbedeutende
Rolle spielen wird. Die Fragen der Wirthschaftspolitik scheinen den Wahl¬
kampf erbittert machen zu wollen und liberalerseits wird man schon genug
zu thun bekommen, sich der Insinuationen -zu erwehren, als ob die auf
Wirtschaftlichem Gebiete eingetretenen Nachtheile mit der liberalen Sache zu-


und wird von der Versammlung für schuldig erklärt. Die Gräfin, die bis
jetzt regungslos in ihrem Sarge gelegen, ruft mit Heller Stimme dem Burg¬
vogt zu: „Rache den Verrath!" Alsobald wird der Knecht niedergerissen.
Die Sturmglocke wird angezogen und alle Anwesenden fassen sich bei den
Händen und fliegen in wildem Tanz um ihn herum, bis beim ersten Morgen¬
grauen Alles verschwindet.

Populärer und bekannter jedoch ist bei uns Deutschen eine andere Burg,
die ebenfalls im Gebiete der Breusch liegt. Wir meinen Nideck mit seinen
Wasserfällen, jenes einsame waldumrauschte Schloß, an das sich das wunder¬
bare Märchen der Riesentochter knüpft, die den Bauer sammt seinem Gespann
in der Schürze nach Hause trug. Die Meinung, daß Elsaß einst von Riesen
bevölkert war. ist noch im Volke lebendig, die Fassung aber, in welcher sie
hier vor uns liegt, gehört wohl zum originellsten und schönsten was die
Sagenbildung jemals geschaffen. Wie viele unserer Dichter, wie viele unserer
Märchenbücher beschreiben uns jetzt „Die Riesentochter von Nideck" und doch
ist es kaum einige Menschenalter her. da noch niemand in Deutschland darum
wußte. Das Verdienst, sie „entdeckt" und der deutschen Literatur vermittelt
zu haben, gebührt Frau Chr. Engelhardt, der Tochter des berühmten Stra߬
burger Hellenisten und Ehrensache ist es uns, ihr hier dafür zu danken.

So haben wir denn auf unserer kurzen Wanderschaft von Straßburg
aus all jene Wahrzeichen gefunden, die für das Elsaß so charakteristisch sind
und die sich in dem bekannten Spruche von den „drei Schlössern aus einem
Berge" verkörpern. Schlösser und Burgen waren es ja, die wir gesehen,
daneben fröhliche Städtlein, aber das schönste was die eigentliche Umgebung
K — r. von Straßburg bietet, das bleibt doch die Idylle.




Für Integrität der "Kresse.

Nach den Erfahrungen der letzten Zeit wird wohl mit ziemlicher Sicher¬
heit anzunehmen sein, daß bei den für das preußische Abgeordnetenhaus be¬
vorstehenden Wahlen die Frage der Integrität politischer Personen und
Blätter im Anschluß an die Bestrebungen der Agrarier eine nicht unbedeutende
Rolle spielen wird. Die Fragen der Wirthschaftspolitik scheinen den Wahl¬
kampf erbittert machen zu wollen und liberalerseits wird man schon genug
zu thun bekommen, sich der Insinuationen -zu erwehren, als ob die auf
Wirtschaftlichem Gebiete eingetretenen Nachtheile mit der liberalen Sache zu-


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[0434] und wird von der Versammlung für schuldig erklärt. Die Gräfin, die bis jetzt regungslos in ihrem Sarge gelegen, ruft mit Heller Stimme dem Burg¬ vogt zu: „Rache den Verrath!" Alsobald wird der Knecht niedergerissen. Die Sturmglocke wird angezogen und alle Anwesenden fassen sich bei den Händen und fliegen in wildem Tanz um ihn herum, bis beim ersten Morgen¬ grauen Alles verschwindet. Populärer und bekannter jedoch ist bei uns Deutschen eine andere Burg, die ebenfalls im Gebiete der Breusch liegt. Wir meinen Nideck mit seinen Wasserfällen, jenes einsame waldumrauschte Schloß, an das sich das wunder¬ bare Märchen der Riesentochter knüpft, die den Bauer sammt seinem Gespann in der Schürze nach Hause trug. Die Meinung, daß Elsaß einst von Riesen bevölkert war. ist noch im Volke lebendig, die Fassung aber, in welcher sie hier vor uns liegt, gehört wohl zum originellsten und schönsten was die Sagenbildung jemals geschaffen. Wie viele unserer Dichter, wie viele unserer Märchenbücher beschreiben uns jetzt „Die Riesentochter von Nideck" und doch ist es kaum einige Menschenalter her. da noch niemand in Deutschland darum wußte. Das Verdienst, sie „entdeckt" und der deutschen Literatur vermittelt zu haben, gebührt Frau Chr. Engelhardt, der Tochter des berühmten Stra߬ burger Hellenisten und Ehrensache ist es uns, ihr hier dafür zu danken. So haben wir denn auf unserer kurzen Wanderschaft von Straßburg aus all jene Wahrzeichen gefunden, die für das Elsaß so charakteristisch sind und die sich in dem bekannten Spruche von den „drei Schlössern aus einem Berge" verkörpern. Schlösser und Burgen waren es ja, die wir gesehen, daneben fröhliche Städtlein, aber das schönste was die eigentliche Umgebung K — r. von Straßburg bietet, das bleibt doch die Idylle. Für Integrität der "Kresse. Nach den Erfahrungen der letzten Zeit wird wohl mit ziemlicher Sicher¬ heit anzunehmen sein, daß bei den für das preußische Abgeordnetenhaus be¬ vorstehenden Wahlen die Frage der Integrität politischer Personen und Blätter im Anschluß an die Bestrebungen der Agrarier eine nicht unbedeutende Rolle spielen wird. Die Fragen der Wirthschaftspolitik scheinen den Wahl¬ kampf erbittert machen zu wollen und liberalerseits wird man schon genug zu thun bekommen, sich der Insinuationen -zu erwehren, als ob die auf Wirtschaftlichem Gebiete eingetretenen Nachtheile mit der liberalen Sache zu-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/434>, abgerufen am 27.11.2024.