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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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ihnen, Johann von Manderscheid, berief die Jesuiten, welche dort ein Collegium
errichteten, dem es nicht an Ansehen fehlte. Es wurde bald der Mittelpunkt
ihrer Thätigkeit im Elsaß, die jetzige Pfarrkirche war damals in ihren Händen,
und aus dem Styl der angebauten Theile, aus den Heiligenbildern die sie
schmücken, merkt man sofort die Traditionen des Ordens. Das der Kirche
gehörige, aus dem zwölften Jahrhundert stammende Reliquiar befindet sich
jetzt im Pfarrhof.

Unter den Profangebäuden der Stadt nimmt die Metzig, das ehemalige
Rathhaus den ersten Rang ein. Es ist ein stattlicher Renaissancebau aus
dem XVI. Jahrhundert mit freier Treppe und gothisch profilirten Fenstern,
aber auch an den übrigen Häusern der Stadt finden wir noch manch reizenden
Holzbau und manch schmucke Pforte. Die alten berühmten Glasgemälde
aus dem Kloster wurden schon früher nach Straßburg gebracht; daß sie dort
bei der großen Belagerung von 1870 zu Grunde gehen sollten, sah freilich
niemand voraus.

Viel stolzer nach als Molsheim ist Arolsheim auf seine Baudenkmale;
ein kleiner Ort welcher nur wenige Kilometer entfernt liegt. Ihm giebt der
Mythus die älteste Kirche von Elsaß, der Sarkophag der in Dompeter steht,
soll die Gebeine der heiligen Petronilla, der Tochter des Apostelfürsten ent¬
halten haben, als Gründer wird Se. Meternus genannt. So meldet schon
Königshoven in seiner Chronik.

"Donoch durch bette des Volkes in den dörfern machte Sant Materne ein
Kirche bei Mollesheim, auch in Sant Peters ere und nante die noch welscher
Sproche Dompeter daz ist gesprochen äomus I>etri und zu dütsche Sant
Peters hus."

streift man von alledem die Sage ab, so stehen wir ^mer kleinen
Basilika gegenüber, die einst den Mittelpunkt eines stark befestigten Fried¬
hofes bildete und deren Mittelschiff wohl aus dem XI. Jahrhundert stammt.
Der fragliche Sarg umschloß wie die spätere Forschung ergeben hat, die
Gebeine einer edlen Römerin lerentia ^.ugustula. Verwandt mit Dompeter,
aber noch bedeutsamer ist die Kirche Se. Peter und Paul im nahen Bosheim,
Denn wie Woltmann in seinem mehr erwähnten trefflichen Buche bemerkt,
"tritt vielleicht nirgends der romanische Gewölbebau in so cousequenter Durch¬
führung auf", wie eben hier, und wiewohl "es sich nur um ein Bauwerk
von mäßigen Dimensionen" handelt, so ist es doch "von hervorragender Wichtig¬
keit, durch das System des Aufbaues, wie durch die einzelnen Formen."

Das Gotteshaus, wie es gegenwärtig vor uns steht, ist aller Vermuthung
nach auf die Stauffen zurückzuführen, es ist "eine kreuzförmige in allen Theilen
gewölbte Basilika", aus Sandstein gebaut und neuerlich mit aller Sorgfalt
restaurirt; der Eindruck, den sie auf den Beschauer macht, wirkt "massenhaft


ihnen, Johann von Manderscheid, berief die Jesuiten, welche dort ein Collegium
errichteten, dem es nicht an Ansehen fehlte. Es wurde bald der Mittelpunkt
ihrer Thätigkeit im Elsaß, die jetzige Pfarrkirche war damals in ihren Händen,
und aus dem Styl der angebauten Theile, aus den Heiligenbildern die sie
schmücken, merkt man sofort die Traditionen des Ordens. Das der Kirche
gehörige, aus dem zwölften Jahrhundert stammende Reliquiar befindet sich
jetzt im Pfarrhof.

Unter den Profangebäuden der Stadt nimmt die Metzig, das ehemalige
Rathhaus den ersten Rang ein. Es ist ein stattlicher Renaissancebau aus
dem XVI. Jahrhundert mit freier Treppe und gothisch profilirten Fenstern,
aber auch an den übrigen Häusern der Stadt finden wir noch manch reizenden
Holzbau und manch schmucke Pforte. Die alten berühmten Glasgemälde
aus dem Kloster wurden schon früher nach Straßburg gebracht; daß sie dort
bei der großen Belagerung von 1870 zu Grunde gehen sollten, sah freilich
niemand voraus.

Viel stolzer nach als Molsheim ist Arolsheim auf seine Baudenkmale;
ein kleiner Ort welcher nur wenige Kilometer entfernt liegt. Ihm giebt der
Mythus die älteste Kirche von Elsaß, der Sarkophag der in Dompeter steht,
soll die Gebeine der heiligen Petronilla, der Tochter des Apostelfürsten ent¬
halten haben, als Gründer wird Se. Meternus genannt. So meldet schon
Königshoven in seiner Chronik.

„Donoch durch bette des Volkes in den dörfern machte Sant Materne ein
Kirche bei Mollesheim, auch in Sant Peters ere und nante die noch welscher
Sproche Dompeter daz ist gesprochen äomus I>etri und zu dütsche Sant
Peters hus."

streift man von alledem die Sage ab, so stehen wir ^mer kleinen
Basilika gegenüber, die einst den Mittelpunkt eines stark befestigten Fried¬
hofes bildete und deren Mittelschiff wohl aus dem XI. Jahrhundert stammt.
Der fragliche Sarg umschloß wie die spätere Forschung ergeben hat, die
Gebeine einer edlen Römerin lerentia ^.ugustula. Verwandt mit Dompeter,
aber noch bedeutsamer ist die Kirche Se. Peter und Paul im nahen Bosheim,
Denn wie Woltmann in seinem mehr erwähnten trefflichen Buche bemerkt,
„tritt vielleicht nirgends der romanische Gewölbebau in so cousequenter Durch¬
führung auf", wie eben hier, und wiewohl „es sich nur um ein Bauwerk
von mäßigen Dimensionen" handelt, so ist es doch „von hervorragender Wichtig¬
keit, durch das System des Aufbaues, wie durch die einzelnen Formen."

Das Gotteshaus, wie es gegenwärtig vor uns steht, ist aller Vermuthung
nach auf die Stauffen zurückzuführen, es ist „eine kreuzförmige in allen Theilen
gewölbte Basilika", aus Sandstein gebaut und neuerlich mit aller Sorgfalt
restaurirt; der Eindruck, den sie auf den Beschauer macht, wirkt „massenhaft


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[0432] ihnen, Johann von Manderscheid, berief die Jesuiten, welche dort ein Collegium errichteten, dem es nicht an Ansehen fehlte. Es wurde bald der Mittelpunkt ihrer Thätigkeit im Elsaß, die jetzige Pfarrkirche war damals in ihren Händen, und aus dem Styl der angebauten Theile, aus den Heiligenbildern die sie schmücken, merkt man sofort die Traditionen des Ordens. Das der Kirche gehörige, aus dem zwölften Jahrhundert stammende Reliquiar befindet sich jetzt im Pfarrhof. Unter den Profangebäuden der Stadt nimmt die Metzig, das ehemalige Rathhaus den ersten Rang ein. Es ist ein stattlicher Renaissancebau aus dem XVI. Jahrhundert mit freier Treppe und gothisch profilirten Fenstern, aber auch an den übrigen Häusern der Stadt finden wir noch manch reizenden Holzbau und manch schmucke Pforte. Die alten berühmten Glasgemälde aus dem Kloster wurden schon früher nach Straßburg gebracht; daß sie dort bei der großen Belagerung von 1870 zu Grunde gehen sollten, sah freilich niemand voraus. Viel stolzer nach als Molsheim ist Arolsheim auf seine Baudenkmale; ein kleiner Ort welcher nur wenige Kilometer entfernt liegt. Ihm giebt der Mythus die älteste Kirche von Elsaß, der Sarkophag der in Dompeter steht, soll die Gebeine der heiligen Petronilla, der Tochter des Apostelfürsten ent¬ halten haben, als Gründer wird Se. Meternus genannt. So meldet schon Königshoven in seiner Chronik. „Donoch durch bette des Volkes in den dörfern machte Sant Materne ein Kirche bei Mollesheim, auch in Sant Peters ere und nante die noch welscher Sproche Dompeter daz ist gesprochen äomus I>etri und zu dütsche Sant Peters hus." streift man von alledem die Sage ab, so stehen wir ^mer kleinen Basilika gegenüber, die einst den Mittelpunkt eines stark befestigten Fried¬ hofes bildete und deren Mittelschiff wohl aus dem XI. Jahrhundert stammt. Der fragliche Sarg umschloß wie die spätere Forschung ergeben hat, die Gebeine einer edlen Römerin lerentia ^.ugustula. Verwandt mit Dompeter, aber noch bedeutsamer ist die Kirche Se. Peter und Paul im nahen Bosheim, Denn wie Woltmann in seinem mehr erwähnten trefflichen Buche bemerkt, „tritt vielleicht nirgends der romanische Gewölbebau in so cousequenter Durch¬ führung auf", wie eben hier, und wiewohl „es sich nur um ein Bauwerk von mäßigen Dimensionen" handelt, so ist es doch „von hervorragender Wichtig¬ keit, durch das System des Aufbaues, wie durch die einzelnen Formen." Das Gotteshaus, wie es gegenwärtig vor uns steht, ist aller Vermuthung nach auf die Stauffen zurückzuführen, es ist „eine kreuzförmige in allen Theilen gewölbte Basilika", aus Sandstein gebaut und neuerlich mit aller Sorgfalt restaurirt; der Eindruck, den sie auf den Beschauer macht, wirkt „massenhaft

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/432>, abgerufen am 27.11.2024.