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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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geäußert habe als das, was er als sein Votum vom 28. Juli 1872 (vgl.
Ur. 17 der Grenzboten) abgegeben." Wir ersuchten den Verfasser dieses
Briefes sofort um Aufklärung, und Folgendes ist im Wesentlichen seine
Antwort:

"Leider steht die Sache nicht ganz so, wie wir wünschten, und wie
ich nach der früheren ganz bestimmten Erklärung F.'s annehmen mußte. F.
hat allerdings die Eingabe des Gesammtvorstandes der D. M. G. mit
unterschrieben, freilich indem er Schlottmann zugleich die bewußte Erklärung
(das zweifelnde Votum) mit zustellte, die nicht für ihn, sondern für die Re¬
gierung bestimmt war. Daß sie dieser nicht mit eingesandt worden ist, kann
allerdings Mommsen nicht verantworten, und wir können nicht läugnen,
daß F. besser gethan hätte, das "Gefälligkeitsaccept" (Ausdruck Mommsen's
in seiner Abwehr unserer Beschuldigung) nicht zu geben" . . . "Sachlich zu
beachten ist noch, daß es sich in der Empfehlung des Vorstandes der D. M. G.
nicht um die ganze Masse der Schwindelmoabitica handelte, sondern um die
erste, ganz unbeträchtliche Sendung."

Jene Aeußerung Mommsen's im Abgeordnetenhause war somit doch be¬
rechtigt. Er hat nicht bewußt die Unwahrheit gesagt, wohl aber nicht
die volle Wahrheit. "Das Publikum will sein Opfer haben," schreibt er an
Fleischer, und er meint "der Sache die möglichst leidliche Wendung zu geben,"
wenn er nur diesen als Fürsprecher für den Ankauf der Schapira'schen Schwin-
delproduete nennt. Unseres Erachtens mußte er entweder nur den Vorstand
der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft und gar keinen Namen oder
außer dem leipziger auch den berliner "Nestor" nennen, der jenen Ankauf
dringend empfohlen hatte. Er hat dieß nicht für nothwendig, oder -- wie
wahrscheinlicher -- nicht für nützlich gehalten. Uns aber deucht billig, daß
dieß jetzt nachgeholt wird. Die Last ist zu schwer für ein Paar Schultern;
wir machen sie nach unsern Vorstellungen von "leidlichen Wendungen" leid¬
licher, indem wir Herrn Mommsen's Aeußerung ergänzen und sagen, wer
unter dem Dreigestirn in unserm Abdruck des Briefes an Fleischer zu verstehen
war. In völlig gleichem, ja, wie behauptet wird, in höherem Maße wie der
Vorstand der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft trägt die Schuld an
der "evidenten Blanc" Herr Justus Olshausen -- Landsmann Mommsen's
und dessen College in der berliner Akademie der Wissenschaften!
Damit erst, dünkt uns, ist die Angelegenheit vollkommen befriedigend aufge¬
klärt, und Jeder hat, was ihm gebührt. Die Regierungen aber werden sich
künftig mehr in Acht nehmen vor wissenschaftlichen Größen, und -- wir
auch. Sehr!




Verantwortlicher Redakteur: Dr. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig i" Leipzig, -- Druck von Hüthrl 6 Herrmimn in Leipzig.

geäußert habe als das, was er als sein Votum vom 28. Juli 1872 (vgl.
Ur. 17 der Grenzboten) abgegeben." Wir ersuchten den Verfasser dieses
Briefes sofort um Aufklärung, und Folgendes ist im Wesentlichen seine
Antwort:

„Leider steht die Sache nicht ganz so, wie wir wünschten, und wie
ich nach der früheren ganz bestimmten Erklärung F.'s annehmen mußte. F.
hat allerdings die Eingabe des Gesammtvorstandes der D. M. G. mit
unterschrieben, freilich indem er Schlottmann zugleich die bewußte Erklärung
(das zweifelnde Votum) mit zustellte, die nicht für ihn, sondern für die Re¬
gierung bestimmt war. Daß sie dieser nicht mit eingesandt worden ist, kann
allerdings Mommsen nicht verantworten, und wir können nicht läugnen,
daß F. besser gethan hätte, das „Gefälligkeitsaccept" (Ausdruck Mommsen's
in seiner Abwehr unserer Beschuldigung) nicht zu geben" . . . „Sachlich zu
beachten ist noch, daß es sich in der Empfehlung des Vorstandes der D. M. G.
nicht um die ganze Masse der Schwindelmoabitica handelte, sondern um die
erste, ganz unbeträchtliche Sendung."

Jene Aeußerung Mommsen's im Abgeordnetenhause war somit doch be¬
rechtigt. Er hat nicht bewußt die Unwahrheit gesagt, wohl aber nicht
die volle Wahrheit. „Das Publikum will sein Opfer haben," schreibt er an
Fleischer, und er meint „der Sache die möglichst leidliche Wendung zu geben,"
wenn er nur diesen als Fürsprecher für den Ankauf der Schapira'schen Schwin-
delproduete nennt. Unseres Erachtens mußte er entweder nur den Vorstand
der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft und gar keinen Namen oder
außer dem leipziger auch den berliner „Nestor" nennen, der jenen Ankauf
dringend empfohlen hatte. Er hat dieß nicht für nothwendig, oder — wie
wahrscheinlicher — nicht für nützlich gehalten. Uns aber deucht billig, daß
dieß jetzt nachgeholt wird. Die Last ist zu schwer für ein Paar Schultern;
wir machen sie nach unsern Vorstellungen von „leidlichen Wendungen" leid¬
licher, indem wir Herrn Mommsen's Aeußerung ergänzen und sagen, wer
unter dem Dreigestirn in unserm Abdruck des Briefes an Fleischer zu verstehen
war. In völlig gleichem, ja, wie behauptet wird, in höherem Maße wie der
Vorstand der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft trägt die Schuld an
der „evidenten Blanc" Herr Justus Olshausen — Landsmann Mommsen's
und dessen College in der berliner Akademie der Wissenschaften!
Damit erst, dünkt uns, ist die Angelegenheit vollkommen befriedigend aufge¬
klärt, und Jeder hat, was ihm gebührt. Die Regierungen aber werden sich
künftig mehr in Acht nehmen vor wissenschaftlichen Größen, und — wir
auch. Sehr!




Verantwortlicher Redakteur: Dr. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig i» Leipzig, — Druck von Hüthrl 6 Herrmimn in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/404>, abgerufen am 24.11.2024.