Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.den Kreisen der pfälzer Clerisei bisweilen. Jener Hohmann stahl einst bei Nur in einer Hinsicht waren die damaligen pfälzer Theologen von der Brenzbvten II. 187ti. 49
den Kreisen der pfälzer Clerisei bisweilen. Jener Hohmann stahl einst bei Nur in einer Hinsicht waren die damaligen pfälzer Theologen von der Brenzbvten II. 187ti. 49
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den Kreisen der pfälzer Clerisei bisweilen. Jener Hohmann stahl einst bei
dem Grafen von Grehweiter, beiläufig einem recht liederlichen Potentaten¬
knirpse, der wegen betrügerischen Schuldenmachens zuletzt vom Kaiser Joseph
abgesetzt und auf zehn Jahre eingesperrt wurde, dessen goldene Schnupftabaks¬
dose. „Der Graf wurde den Verlust gewahr und sagte ganz kalt zu
Hohmann: Herr Pfarrer, erlauben Sie mir eine Prise aus meiner Dose.
Dieser wollte sich entschuldigen, der Graf griff aber ohne weiteres nach der
Beinkleidertasche und entdeckte die Dose. Sofort rief er den Bedienten her¬
bei, welcher die Dose herausholen und den Pfarrer zum Schlosse hinaus¬
führen mußte." Noch schlimmer ist, was Lauckhard von dem katholischen
Pastor Valentin zu Münster bei Creuznach erzählt, der früher in Grehweiler
Hofcaplan gewesen war und sich von dem dortigen Hofprediger schwer be¬
leidigt glaubte. Um seiner Rachgier genug zu thun, begab er sich eines
Abends im Winter in dem Schloßgarten und schoß eine Flinte mit gehacktem
Blei durch das Fenster der Herrenschneiderschen Wohnung ab, gerade als
der Hofprediger mit seinen Kindern bei Tische saß. Ersterer wurde nur an
der Schulter verwundet, seine zweite Tochter dagegen, ein Mädchen von elf
oder zwölf Jahren, wurde von einem Stück Blei ins Herz getroffen und starb
auf der Stelle. Valentins Thäterschaft wurde entdeckt, doch kam er dem
Richter zuvor, indem er sich selbst vergiftete. Sein Leichnam „mußte über
vier Wochen auf der Erde liegen bleiben, weil die Pfälzische Justiz ihren
Schneckengang auch hierbei ging. Endlich verdammte ihn die Kammer zu
Wetzlar nebst zwei Universitäten zu einem Begräbniß unter dem Galgen."
Nur in einer Hinsicht waren die damaligen pfälzer Theologen von der
Mehrzahl derer verschieden, die während der Reformationszeit lebten: es kam
nicht selten unter ihnen vor, daß sie die Religion wechselten. Wie man
anderwärts aus Desperation unter die Soldaten ging, so ließen sich hier
lutherische Prediger, wenn sie vor Schulden nicht mehr wo aus noch ein
wußten, wenn sie im Begriffe waren, wegen schlechten Lebenswandels das
Amt zu verlieren oder sich sonst in verzweifelter Lage befanden, ohne langes
Bedenken von den Katholischen anwerben. Keine Seele war so verlumpt und
verkommen, daß sie hier nicht noch ihren Käufer gefunden hätte. Ein Bei¬
spiel war der Nachfolger jenes Dosendiebs Hohmann in der Pfarrstelle zu
Kriegsfeld. Er hieß Ernesti, war ein getaufter Jude aus dem Waldeck'schen
und ergab sich dermaßen dem Trunk und der geschlechtlichen Liederlichkeit, daß
die Bauern ihn wie seinen Vorgänger beim Consistorium verklagen mußten.
Aber ehe von hier aus gegen ihn eingeschritten wurde, machte er sich davon
und „kehrte" nach einem in der Pfalz üblichen garstigen Ausdrucke „den
Magen um", d. h. trat zur alleinseligmachenden Kirche über, wofür ihm die
Kapuziner in Alzey zu einer einträglichen Gerichtshalterstelle verhalfen, „in
Brenzbvten II. 187ti. 49
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