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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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organisationen der Republikaner und Demokraten haben bis dahin eine un¬
geheure Festigkeit bewährt und die "eonesive xo^ver ot xudlie xlnnäcir",
d. h. die zusammenhaltende Macht aus den öffentlichen Aemtern Nutzen zu
ziehen, ist noch immer gar gewaltig. Der Lieblingseandidat der Unabhän¬
gigen ist übrigens nach wie vor der Finanzminister B enjamin H. Brise vo
aus Kentucky.

Um den Reformbestrebungen der Unabhängigen mehr Nachdruck zu
geben und um eine festere Organisation derselben anzubahnen, sind in ver¬
schiedenen Unionsstaaten Vereine gegründet worden, deren Hauptziel auf die
Erreichung von Hartgeldzahlung und auf eine durchgreifende Reform
des Civildienstes gerichtet ist. So hat sich z. B. im Staate Missouri,
wo vornehmlich der Einfluß von Karl Schurz sich geltend macht, ein solcher
Verein gebildet, und zwar unter dem Namen: "Rspudlioan Union ok 1876."
Aus dem uns vorliegenden Programm dieses Vereins heben wir hier folgende
Stellen hervor:

"Wir glauben, daß der Erfolg der Selbstregierung durch die Tugend
und Weisheit des Volkes bedingt ist; deshalb halten wir das System unserer
Freischulen, die durch allgemeine Steuern erhalten werden, hoch. Wir sind
entschieden gegen jede Agitation, die in irgend einer Weise den Gebrauch oder
die Theilung des Schulfonds für religiöse Sektenzwecke zum Gegenstand
hat." --

"Wir erklären uns gegen den Gebrauch, die Candidaten für öffentliche
Aemter zu Wahlzwecken zu besteuern, da wir diesen Gebrauch für eine der
hauptsächlichsten Ursachen der Corruption und des Betrugs im Staatsdienste
halten."

"Es ist unsere feste Absicht, mit aller Macht dahin zu streben, daß in
die Nationalconventionen nur solche Männer als Delegaten gewählt werden,
die für das Präsidenten- und Vicepräsidentenamt wiederum nur solche Männer
ernennen, deren Fähigkeit unbezweifelt, deren Ehrenhaftigkeit unverdächtig
und deren Streben eins ist mit den besten und heiligsten Interessen der
Nation."

Man darf auch in Europa mit Recht auf das Resultat der freien Con-
ferenz. die am 15. Mai in der Stadt New-York zusammentritt, gespannt
sein. Jedenfalls ist das Streben dieser Conferenz, die aus den edelsten und
Patriotischsten Männern, welche die nordamerikantsche Union gegenwärtig auf¬
zuweisen hat, zusammengesetzt sein wird, auf das wahre Wohl der Vereinigten
Staaten gerichtet, weshalb wir ihr auch mit der in Se. Louis erscheinenden
..Westlichen Post" die Worte zurufen: ,,6va Lpesä tdk riMI"


Rud. Doehn.


organisationen der Republikaner und Demokraten haben bis dahin eine un¬
geheure Festigkeit bewährt und die «eonesive xo^ver ot xudlie xlnnäcir",
d. h. die zusammenhaltende Macht aus den öffentlichen Aemtern Nutzen zu
ziehen, ist noch immer gar gewaltig. Der Lieblingseandidat der Unabhän¬
gigen ist übrigens nach wie vor der Finanzminister B enjamin H. Brise vo
aus Kentucky.

Um den Reformbestrebungen der Unabhängigen mehr Nachdruck zu
geben und um eine festere Organisation derselben anzubahnen, sind in ver¬
schiedenen Unionsstaaten Vereine gegründet worden, deren Hauptziel auf die
Erreichung von Hartgeldzahlung und auf eine durchgreifende Reform
des Civildienstes gerichtet ist. So hat sich z. B. im Staate Missouri,
wo vornehmlich der Einfluß von Karl Schurz sich geltend macht, ein solcher
Verein gebildet, und zwar unter dem Namen: „Rspudlioan Union ok 1876."
Aus dem uns vorliegenden Programm dieses Vereins heben wir hier folgende
Stellen hervor:

„Wir glauben, daß der Erfolg der Selbstregierung durch die Tugend
und Weisheit des Volkes bedingt ist; deshalb halten wir das System unserer
Freischulen, die durch allgemeine Steuern erhalten werden, hoch. Wir sind
entschieden gegen jede Agitation, die in irgend einer Weise den Gebrauch oder
die Theilung des Schulfonds für religiöse Sektenzwecke zum Gegenstand
hat." —

„Wir erklären uns gegen den Gebrauch, die Candidaten für öffentliche
Aemter zu Wahlzwecken zu besteuern, da wir diesen Gebrauch für eine der
hauptsächlichsten Ursachen der Corruption und des Betrugs im Staatsdienste
halten."

„Es ist unsere feste Absicht, mit aller Macht dahin zu streben, daß in
die Nationalconventionen nur solche Männer als Delegaten gewählt werden,
die für das Präsidenten- und Vicepräsidentenamt wiederum nur solche Männer
ernennen, deren Fähigkeit unbezweifelt, deren Ehrenhaftigkeit unverdächtig
und deren Streben eins ist mit den besten und heiligsten Interessen der
Nation."

Man darf auch in Europa mit Recht auf das Resultat der freien Con-
ferenz. die am 15. Mai in der Stadt New-York zusammentritt, gespannt
sein. Jedenfalls ist das Streben dieser Conferenz, die aus den edelsten und
Patriotischsten Männern, welche die nordamerikantsche Union gegenwärtig auf¬
zuweisen hat, zusammengesetzt sein wird, auf das wahre Wohl der Vereinigten
Staaten gerichtet, weshalb wir ihr auch mit der in Se. Louis erscheinenden
..Westlichen Post" die Worte zurufen: ,,6va Lpesä tdk riMI"


Rud. Doehn.


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[0315] organisationen der Republikaner und Demokraten haben bis dahin eine un¬ geheure Festigkeit bewährt und die «eonesive xo^ver ot xudlie xlnnäcir", d. h. die zusammenhaltende Macht aus den öffentlichen Aemtern Nutzen zu ziehen, ist noch immer gar gewaltig. Der Lieblingseandidat der Unabhän¬ gigen ist übrigens nach wie vor der Finanzminister B enjamin H. Brise vo aus Kentucky. Um den Reformbestrebungen der Unabhängigen mehr Nachdruck zu geben und um eine festere Organisation derselben anzubahnen, sind in ver¬ schiedenen Unionsstaaten Vereine gegründet worden, deren Hauptziel auf die Erreichung von Hartgeldzahlung und auf eine durchgreifende Reform des Civildienstes gerichtet ist. So hat sich z. B. im Staate Missouri, wo vornehmlich der Einfluß von Karl Schurz sich geltend macht, ein solcher Verein gebildet, und zwar unter dem Namen: „Rspudlioan Union ok 1876." Aus dem uns vorliegenden Programm dieses Vereins heben wir hier folgende Stellen hervor: „Wir glauben, daß der Erfolg der Selbstregierung durch die Tugend und Weisheit des Volkes bedingt ist; deshalb halten wir das System unserer Freischulen, die durch allgemeine Steuern erhalten werden, hoch. Wir sind entschieden gegen jede Agitation, die in irgend einer Weise den Gebrauch oder die Theilung des Schulfonds für religiöse Sektenzwecke zum Gegenstand hat." — „Wir erklären uns gegen den Gebrauch, die Candidaten für öffentliche Aemter zu Wahlzwecken zu besteuern, da wir diesen Gebrauch für eine der hauptsächlichsten Ursachen der Corruption und des Betrugs im Staatsdienste halten." „Es ist unsere feste Absicht, mit aller Macht dahin zu streben, daß in die Nationalconventionen nur solche Männer als Delegaten gewählt werden, die für das Präsidenten- und Vicepräsidentenamt wiederum nur solche Männer ernennen, deren Fähigkeit unbezweifelt, deren Ehrenhaftigkeit unverdächtig und deren Streben eins ist mit den besten und heiligsten Interessen der Nation." Man darf auch in Europa mit Recht auf das Resultat der freien Con- ferenz. die am 15. Mai in der Stadt New-York zusammentritt, gespannt sein. Jedenfalls ist das Streben dieser Conferenz, die aus den edelsten und Patriotischsten Männern, welche die nordamerikantsche Union gegenwärtig auf¬ zuweisen hat, zusammengesetzt sein wird, auf das wahre Wohl der Vereinigten Staaten gerichtet, weshalb wir ihr auch mit der in Se. Louis erscheinenden ..Westlichen Post" die Worte zurufen: ,,6va Lpesä tdk riMI" Rud. Doehn.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/315>, abgerufen am 27.11.2024.