Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.alte protestantische Kanzel, die in einem zweiten Artikel kurz besprochen werden Die Verdeutschung der polnischen Artsnamen in den Mprovinzen Preußens. Von Edward Kattner. Seit Verfasser dieses zum ersten mal die Frage der Verdeutschung der alte protestantische Kanzel, die in einem zweiten Artikel kurz besprochen werden Die Verdeutschung der polnischen Artsnamen in den Mprovinzen Preußens. Von Edward Kattner. Seit Verfasser dieses zum ersten mal die Frage der Verdeutschung der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0296" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/135877"/> <p xml:id="ID_960" prev="#ID_959"> alte protestantische Kanzel, die in einem zweiten Artikel kurz besprochen werden<lb/> soll, ist derb, grob, roh gewesen, sie hat gewettert und gepoltert, gezetert und<lb/> geflucht und Dingen und Worten den Zutritt gestattet, die heutige Kirch¬<lb/> gängerinnen in Ohnmacht fallen lassen würden, wenn sie der Herr Pastor in<lb/> den Mund nehmen wollte. Aber wie unsauber und unflathig auch häufig<lb/> ihre Ermahnungen und noch mehr ihre polemischen Ansprachen waren, vor<lb/> dieser Art von Schmutz bewahrte sie die von Luther wieder eingeführte Priester«<lb/> ehe. Nur ein von dieser ausgeschlossner Prediger kann sich auf jenem Gebiete<lb/><note type="byline"> M. Busch.</note> in dieser Weise mit Behagen ergehen. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Verdeutschung der polnischen Artsnamen in den<lb/> Mprovinzen Preußens.<lb/><note type="byline"> Von Edward Kattner.</note></head><lb/> <p xml:id="ID_961" next="#ID_962"> Seit Verfasser dieses zum ersten mal die Frage der Verdeutschung der<lb/> polnischen Ortsnamen in den „Grenzboten" erörterte (1873 II.), war es noch<lb/> kaum so klar, wie jetzt, daß das deutsche Volk keine tödtlicheren Feinde be¬<lb/> sitzt, als die Polen, selbst die Franzosen, Tschechen und Magyaren nicht<lb/> ausgenommen. Damals waren noch nicht solche Worte gefallen, wie das¬<lb/> jenige des Redakteurs des „Dziennik poznanski", daß die Polen von den<lb/> Deutschen nichts anderes verlangten, als ihren „Haß" — leicht begreiflich<lb/> deswegen, um ihn desto schrankenloser erwidern zu können. Wenn eine solche<lb/> Aeußerung auf sogen, „liberaler" Seite fiel, so legten und legen sich die<lb/> ultramontanen Polen noch weniger Zwang auf, und sie stehen in West¬<lb/> preußen, wo ihre „Nationalität" nur noch ein bescheidenes Gebiet beherrscht,<lb/> den Posenern keinesweges nach. So brachte der „Pielgrzym" in Pelzlin, Or¬<lb/> gan des dortigen Bischofs, kürzlich ein Gedicht, „die polnische Sprache" überschrie¬<lb/> ben, in dem folgende Stellen vorkommen: „Wer die Sprache unserer Feinde<lb/> (die deutsche Sprache) redet, der tritt die Gebeine seiner Väter mit Verachtung,<lb/> der ist im Geiste ein Sklave und versinkt im Schlamme der Gemeinheit."<lb/> „Polen sei du uns in deinem häuslichen Kreise eine Abwehr gegen den<lb/> Feind, stoße ihn mit einem polnischen Worte hinweg, wie den Teufel mit<lb/> geweiheten Wasser." „Ihr Mütter zukünftiger Mütter, schreibt in die<lb/> Seelen eurer Kinder mit feuriger Inschrift, daß derjenige, der die Feinde<lb/> (die Deutschen) in sein Haus einführt, sich schändet und sein Volk verräth,<lb/> und daß er mit jedem fremden Worte den Mord an seinem Vaterlande</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0296]
alte protestantische Kanzel, die in einem zweiten Artikel kurz besprochen werden
soll, ist derb, grob, roh gewesen, sie hat gewettert und gepoltert, gezetert und
geflucht und Dingen und Worten den Zutritt gestattet, die heutige Kirch¬
gängerinnen in Ohnmacht fallen lassen würden, wenn sie der Herr Pastor in
den Mund nehmen wollte. Aber wie unsauber und unflathig auch häufig
ihre Ermahnungen und noch mehr ihre polemischen Ansprachen waren, vor
dieser Art von Schmutz bewahrte sie die von Luther wieder eingeführte Priester«
ehe. Nur ein von dieser ausgeschlossner Prediger kann sich auf jenem Gebiete
M. Busch. in dieser Weise mit Behagen ergehen.
Die Verdeutschung der polnischen Artsnamen in den
Mprovinzen Preußens.
Von Edward Kattner.
Seit Verfasser dieses zum ersten mal die Frage der Verdeutschung der
polnischen Ortsnamen in den „Grenzboten" erörterte (1873 II.), war es noch
kaum so klar, wie jetzt, daß das deutsche Volk keine tödtlicheren Feinde be¬
sitzt, als die Polen, selbst die Franzosen, Tschechen und Magyaren nicht
ausgenommen. Damals waren noch nicht solche Worte gefallen, wie das¬
jenige des Redakteurs des „Dziennik poznanski", daß die Polen von den
Deutschen nichts anderes verlangten, als ihren „Haß" — leicht begreiflich
deswegen, um ihn desto schrankenloser erwidern zu können. Wenn eine solche
Aeußerung auf sogen, „liberaler" Seite fiel, so legten und legen sich die
ultramontanen Polen noch weniger Zwang auf, und sie stehen in West¬
preußen, wo ihre „Nationalität" nur noch ein bescheidenes Gebiet beherrscht,
den Posenern keinesweges nach. So brachte der „Pielgrzym" in Pelzlin, Or¬
gan des dortigen Bischofs, kürzlich ein Gedicht, „die polnische Sprache" überschrie¬
ben, in dem folgende Stellen vorkommen: „Wer die Sprache unserer Feinde
(die deutsche Sprache) redet, der tritt die Gebeine seiner Väter mit Verachtung,
der ist im Geiste ein Sklave und versinkt im Schlamme der Gemeinheit."
„Polen sei du uns in deinem häuslichen Kreise eine Abwehr gegen den
Feind, stoße ihn mit einem polnischen Worte hinweg, wie den Teufel mit
geweiheten Wasser." „Ihr Mütter zukünftiger Mütter, schreibt in die
Seelen eurer Kinder mit feuriger Inschrift, daß derjenige, der die Feinde
(die Deutschen) in sein Haus einführt, sich schändet und sein Volk verräth,
und daß er mit jedem fremden Worte den Mord an seinem Vaterlande
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