Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

zerschlagen wie das Treidkörnlein unter der Dnschel, wir werden gebacken wie
das Brot in dem Ofen, wir werden geläutert wie das Gold in dem Kolben,
wir leiden und leiden, und unser Leiden kann gemindert, ja kann gewendet
werden durch das Brot der Engel, durch den Kelch des Priesters in der Messe,
durch eine andächtige Communion."

Sehr häufig nimmt unser Prediger seine Exempel aus der Geschichte.
Wie es mit seiner Kenntniß derselben bestellt ist, mag ein Auszug aus seiner
Charakteristik Muhammed's zeigen. Die Mutter dieses "Höllengeziefers" war
nach ihm eine Jüdin Hemina, seine Helfershelfer bei der Ausbreitung seiner
Lehre hießen Eubogarus, Hall und Zadit. Der von ihm gepredigte Glaube
"bestund meistens in Leibslüsten und wampischer Vergnügtheit", er selbst war
von "einer solchen stinkenden Bocksart, daß er sich vierzig Weiber gehalten
und noch dazu durch sondere von Gott ertheilte Prtvilegia, wie er gottlos
vorgab, andere Weibsbilder nach viehischen Belieben ihm zum verruchten Ge¬
horsam gehabt". Die Muhammedaner glauben, "daß am jüngsten Tage ihr
Mahomet werde in einen Widder verkehrt, sie aber in lauter Flöhe", die,
nachdem sie sich in dessen Vließ einlogirt, mit ihm gen Himmel fahren, wo
sie wieder Menschen werden und ewig alle Wollüste genießen. Er starb, in¬
dem ihn Albunor, einer seiner Jünger, vergiftet, um zu sehen, ob Muhammed's
Prophezeiung, er werde am dritten Tage von den Todten auferstehen, wahr
sei, blieb zwölf Tage unbeerdigt und wurde bis auf die Knochen von Hunden
aufgefressen. Sein Nachfolger auf dem Thron der Sarazenen war Elenbechor,
diesem folgten zunächst Haurmar, Natman, Huchavias, Girith, Maruam
und Habdalon. Unter seinem neunzehnten sowie unter seinem zwanzigsten
Nachfolger hat Karolus Magnus zwischen den Sarazenen und Christen ewigen
Frieden geschlossen u. d. in.

Ich füge noch zwei Stellen aus den Predigten des wiener Kanzelredners
hinzu, die eine als weiteres Beispiel für seine drastische Redeweise, die andere
als Probe dessen, was er sich in Betreff der jetzt auf protestantischen wie
katholischen Kanzeln (Jesuitenmissionen ausgenommen) sehr behutsam berührten
geschlechtlichen Verhältnisse in den Mund zu nehmen getraut. In jener, die
in der Predigtsammlung "Merk's" enthalten ist, heißt es in dem Kapitel,
das sich an die Soldaten wendet:

"Wer da? Nit guter Freund. Wer ist nit guter Freund? Ich. sagt
der Tod. Alle Bursch ins Gewehr'. Meine lieben Soldaten, antwortet der
Tod, ich lache mir die Haut nit voll, denn ich hab keine; aber das Schmutzer
(Schmunzeln) kann ich gleichwohl nit lassen, daß ihr vermeinet, meine Sense soll
sich vor euren Piken und Hellebarden entsetzen. Das gereichet mir zu einem
ewigen Spott. Wie vielen Hebräern allein hab ich gewaltthätig das Leben ge¬
nommen. (Folgt nun eine ausführliche Aufführung aller nach der Bibel und


zerschlagen wie das Treidkörnlein unter der Dnschel, wir werden gebacken wie
das Brot in dem Ofen, wir werden geläutert wie das Gold in dem Kolben,
wir leiden und leiden, und unser Leiden kann gemindert, ja kann gewendet
werden durch das Brot der Engel, durch den Kelch des Priesters in der Messe,
durch eine andächtige Communion."

Sehr häufig nimmt unser Prediger seine Exempel aus der Geschichte.
Wie es mit seiner Kenntniß derselben bestellt ist, mag ein Auszug aus seiner
Charakteristik Muhammed's zeigen. Die Mutter dieses „Höllengeziefers" war
nach ihm eine Jüdin Hemina, seine Helfershelfer bei der Ausbreitung seiner
Lehre hießen Eubogarus, Hall und Zadit. Der von ihm gepredigte Glaube
„bestund meistens in Leibslüsten und wampischer Vergnügtheit", er selbst war
von „einer solchen stinkenden Bocksart, daß er sich vierzig Weiber gehalten
und noch dazu durch sondere von Gott ertheilte Prtvilegia, wie er gottlos
vorgab, andere Weibsbilder nach viehischen Belieben ihm zum verruchten Ge¬
horsam gehabt". Die Muhammedaner glauben, „daß am jüngsten Tage ihr
Mahomet werde in einen Widder verkehrt, sie aber in lauter Flöhe", die,
nachdem sie sich in dessen Vließ einlogirt, mit ihm gen Himmel fahren, wo
sie wieder Menschen werden und ewig alle Wollüste genießen. Er starb, in¬
dem ihn Albunor, einer seiner Jünger, vergiftet, um zu sehen, ob Muhammed's
Prophezeiung, er werde am dritten Tage von den Todten auferstehen, wahr
sei, blieb zwölf Tage unbeerdigt und wurde bis auf die Knochen von Hunden
aufgefressen. Sein Nachfolger auf dem Thron der Sarazenen war Elenbechor,
diesem folgten zunächst Haurmar, Natman, Huchavias, Girith, Maruam
und Habdalon. Unter seinem neunzehnten sowie unter seinem zwanzigsten
Nachfolger hat Karolus Magnus zwischen den Sarazenen und Christen ewigen
Frieden geschlossen u. d. in.

Ich füge noch zwei Stellen aus den Predigten des wiener Kanzelredners
hinzu, die eine als weiteres Beispiel für seine drastische Redeweise, die andere
als Probe dessen, was er sich in Betreff der jetzt auf protestantischen wie
katholischen Kanzeln (Jesuitenmissionen ausgenommen) sehr behutsam berührten
geschlechtlichen Verhältnisse in den Mund zu nehmen getraut. In jener, die
in der Predigtsammlung „Merk's" enthalten ist, heißt es in dem Kapitel,
das sich an die Soldaten wendet:

„Wer da? Nit guter Freund. Wer ist nit guter Freund? Ich. sagt
der Tod. Alle Bursch ins Gewehr'. Meine lieben Soldaten, antwortet der
Tod, ich lache mir die Haut nit voll, denn ich hab keine; aber das Schmutzer
(Schmunzeln) kann ich gleichwohl nit lassen, daß ihr vermeinet, meine Sense soll
sich vor euren Piken und Hellebarden entsetzen. Das gereichet mir zu einem
ewigen Spott. Wie vielen Hebräern allein hab ich gewaltthätig das Leben ge¬
nommen. (Folgt nun eine ausführliche Aufführung aller nach der Bibel und


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0294" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/135875"/>
          <p xml:id="ID_952" prev="#ID_951"> zerschlagen wie das Treidkörnlein unter der Dnschel, wir werden gebacken wie<lb/>
das Brot in dem Ofen, wir werden geläutert wie das Gold in dem Kolben,<lb/>
wir leiden und leiden, und unser Leiden kann gemindert, ja kann gewendet<lb/>
werden durch das Brot der Engel, durch den Kelch des Priesters in der Messe,<lb/>
durch eine andächtige Communion."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_953"> Sehr häufig nimmt unser Prediger seine Exempel aus der Geschichte.<lb/>
Wie es mit seiner Kenntniß derselben bestellt ist, mag ein Auszug aus seiner<lb/>
Charakteristik Muhammed's zeigen. Die Mutter dieses &#x201E;Höllengeziefers" war<lb/>
nach ihm eine Jüdin Hemina, seine Helfershelfer bei der Ausbreitung seiner<lb/>
Lehre hießen Eubogarus, Hall und Zadit. Der von ihm gepredigte Glaube<lb/>
&#x201E;bestund meistens in Leibslüsten und wampischer Vergnügtheit", er selbst war<lb/>
von &#x201E;einer solchen stinkenden Bocksart, daß er sich vierzig Weiber gehalten<lb/>
und noch dazu durch sondere von Gott ertheilte Prtvilegia, wie er gottlos<lb/>
vorgab, andere Weibsbilder nach viehischen Belieben ihm zum verruchten Ge¬<lb/>
horsam gehabt". Die Muhammedaner glauben, &#x201E;daß am jüngsten Tage ihr<lb/>
Mahomet werde in einen Widder verkehrt, sie aber in lauter Flöhe", die,<lb/>
nachdem sie sich in dessen Vließ einlogirt, mit ihm gen Himmel fahren, wo<lb/>
sie wieder Menschen werden und ewig alle Wollüste genießen. Er starb, in¬<lb/>
dem ihn Albunor, einer seiner Jünger, vergiftet, um zu sehen, ob Muhammed's<lb/>
Prophezeiung, er werde am dritten Tage von den Todten auferstehen, wahr<lb/>
sei, blieb zwölf Tage unbeerdigt und wurde bis auf die Knochen von Hunden<lb/>
aufgefressen. Sein Nachfolger auf dem Thron der Sarazenen war Elenbechor,<lb/>
diesem folgten zunächst Haurmar, Natman, Huchavias, Girith, Maruam<lb/>
und Habdalon. Unter seinem neunzehnten sowie unter seinem zwanzigsten<lb/>
Nachfolger hat Karolus Magnus zwischen den Sarazenen und Christen ewigen<lb/>
Frieden geschlossen u. d. in.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_954"> Ich füge noch zwei Stellen aus den Predigten des wiener Kanzelredners<lb/>
hinzu, die eine als weiteres Beispiel für seine drastische Redeweise, die andere<lb/>
als Probe dessen, was er sich in Betreff der jetzt auf protestantischen wie<lb/>
katholischen Kanzeln (Jesuitenmissionen ausgenommen) sehr behutsam berührten<lb/>
geschlechtlichen Verhältnisse in den Mund zu nehmen getraut. In jener, die<lb/>
in der Predigtsammlung &#x201E;Merk's" enthalten ist, heißt es in dem Kapitel,<lb/>
das sich an die Soldaten wendet:</p><lb/>
          <p xml:id="ID_955" next="#ID_956"> &#x201E;Wer da? Nit guter Freund. Wer ist nit guter Freund? Ich. sagt<lb/>
der Tod. Alle Bursch ins Gewehr'. Meine lieben Soldaten, antwortet der<lb/>
Tod, ich lache mir die Haut nit voll, denn ich hab keine; aber das Schmutzer<lb/>
(Schmunzeln) kann ich gleichwohl nit lassen, daß ihr vermeinet, meine Sense soll<lb/>
sich vor euren Piken und Hellebarden entsetzen. Das gereichet mir zu einem<lb/>
ewigen Spott. Wie vielen Hebräern allein hab ich gewaltthätig das Leben ge¬<lb/>
nommen.  (Folgt nun eine ausführliche Aufführung aller nach der Bibel und</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0294] zerschlagen wie das Treidkörnlein unter der Dnschel, wir werden gebacken wie das Brot in dem Ofen, wir werden geläutert wie das Gold in dem Kolben, wir leiden und leiden, und unser Leiden kann gemindert, ja kann gewendet werden durch das Brot der Engel, durch den Kelch des Priesters in der Messe, durch eine andächtige Communion." Sehr häufig nimmt unser Prediger seine Exempel aus der Geschichte. Wie es mit seiner Kenntniß derselben bestellt ist, mag ein Auszug aus seiner Charakteristik Muhammed's zeigen. Die Mutter dieses „Höllengeziefers" war nach ihm eine Jüdin Hemina, seine Helfershelfer bei der Ausbreitung seiner Lehre hießen Eubogarus, Hall und Zadit. Der von ihm gepredigte Glaube „bestund meistens in Leibslüsten und wampischer Vergnügtheit", er selbst war von „einer solchen stinkenden Bocksart, daß er sich vierzig Weiber gehalten und noch dazu durch sondere von Gott ertheilte Prtvilegia, wie er gottlos vorgab, andere Weibsbilder nach viehischen Belieben ihm zum verruchten Ge¬ horsam gehabt". Die Muhammedaner glauben, „daß am jüngsten Tage ihr Mahomet werde in einen Widder verkehrt, sie aber in lauter Flöhe", die, nachdem sie sich in dessen Vließ einlogirt, mit ihm gen Himmel fahren, wo sie wieder Menschen werden und ewig alle Wollüste genießen. Er starb, in¬ dem ihn Albunor, einer seiner Jünger, vergiftet, um zu sehen, ob Muhammed's Prophezeiung, er werde am dritten Tage von den Todten auferstehen, wahr sei, blieb zwölf Tage unbeerdigt und wurde bis auf die Knochen von Hunden aufgefressen. Sein Nachfolger auf dem Thron der Sarazenen war Elenbechor, diesem folgten zunächst Haurmar, Natman, Huchavias, Girith, Maruam und Habdalon. Unter seinem neunzehnten sowie unter seinem zwanzigsten Nachfolger hat Karolus Magnus zwischen den Sarazenen und Christen ewigen Frieden geschlossen u. d. in. Ich füge noch zwei Stellen aus den Predigten des wiener Kanzelredners hinzu, die eine als weiteres Beispiel für seine drastische Redeweise, die andere als Probe dessen, was er sich in Betreff der jetzt auf protestantischen wie katholischen Kanzeln (Jesuitenmissionen ausgenommen) sehr behutsam berührten geschlechtlichen Verhältnisse in den Mund zu nehmen getraut. In jener, die in der Predigtsammlung „Merk's" enthalten ist, heißt es in dem Kapitel, das sich an die Soldaten wendet: „Wer da? Nit guter Freund. Wer ist nit guter Freund? Ich. sagt der Tod. Alle Bursch ins Gewehr'. Meine lieben Soldaten, antwortet der Tod, ich lache mir die Haut nit voll, denn ich hab keine; aber das Schmutzer (Schmunzeln) kann ich gleichwohl nit lassen, daß ihr vermeinet, meine Sense soll sich vor euren Piken und Hellebarden entsetzen. Das gereichet mir zu einem ewigen Spott. Wie vielen Hebräern allein hab ich gewaltthätig das Leben ge¬ nommen. (Folgt nun eine ausführliche Aufführung aller nach der Bibel und

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/294
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/294>, abgerufen am 27.11.2024.