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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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bedarf es nicht. Vielleicht hätten Sie aber die große Güte, mich mit einer
Zeile zu benachrichtigen, wo ich Ihren Artikel über den provenzalischen Ur¬
sprung der Strophe finden kann.


In herzlicher Verehrung aufrichtig ergeben
F. Freiligrath."


Literatur.
Aus dem Leben des Generals Oldwig von Natzmer. Ein Beitrag zur
preußischen Geschichte von G. E. v. Natzmer. Erster Theil. Berlin, 1876. Verlag
von E. S. Mittler u. Sohn.

Von höchster Bedeutung für die Geschichte sind die Memoiren hochge¬
stellter Männer. Aber nicht alle Memoirenwerke der letzten Jahre sind ohne
Vorsicht zu gebrauchen, da die Verfasser dabei zuweilen den Zweck verfolgen,
ihre Person bedeutender erscheinen zu lassen, als sie in Wahrheit ist, häufig
auch Parteilichkeit oder Animosität gegen die oder jene Persönlichkeit in die
Feder geflossen ist. Dieß ist in dem vorliegenden nach Briefen und Tage¬
büchern bearbeiteten Werke nicht der Fall. Wir haben es hier mit einem
Manne zu thun, der nicht nur durch seine Stellung in den Stand gesetzt war,
die bedeutendsten Dinge in nächster Nähe zu sehen, sondern auch anspruchs¬
los und wahrheitsliebend über das, was er erfahren und erlebt, berichtete,
v. Natzmer hat namentlich in den Befreiungskriegen wiederholt wichtige Auf¬
träge erhalten und ausgeführt, und so liegt das Interesse des Buches vor¬
züglich in jener Zeit. Es verbreitet u. A. Licht über die Stellung Friedrich
Wilhelm's zu York nach dessen Capitulation, über den Inhalt der Botschaft,
die v. Natzmer im Januar 1813 an den Kaiser Alexander zu überbringen
hatte, und somit auch darüber, daß der König schon am 5. Januar jenes
Entscheidungsjahres endgültig entschlossen war, den Kampf gegen Napoleon
zu wagen. Ferner erfahren wir hier von einem Offizier, der während der
Schlacht bei Bautzen mit den wichtigsten Botschaften hin und her gegangen
war, wie Blücher und Gneisenau dort ihre durch Barclay's Rückzug gefähr¬
dete Lage beurtheilten, was sie darüber dem höchsten Heerbefehle melden ließen,
in welcher Weise der Entschluß herbeigeführt wurde, den weiteren Kampf auf¬
zugeben, und wie weit die beiden Generale von dem abgeschmackten Benehmen
entfernt waren, das ihnen Müffling in seinen Erinnerungen beimißt. Eine dritte
nicht unwichtige Mittheilung ist die, daß der Kaiser von Rußland noch am


bedarf es nicht. Vielleicht hätten Sie aber die große Güte, mich mit einer
Zeile zu benachrichtigen, wo ich Ihren Artikel über den provenzalischen Ur¬
sprung der Strophe finden kann.


In herzlicher Verehrung aufrichtig ergeben
F. Freiligrath."


Literatur.
Aus dem Leben des Generals Oldwig von Natzmer. Ein Beitrag zur
preußischen Geschichte von G. E. v. Natzmer. Erster Theil. Berlin, 1876. Verlag
von E. S. Mittler u. Sohn.

Von höchster Bedeutung für die Geschichte sind die Memoiren hochge¬
stellter Männer. Aber nicht alle Memoirenwerke der letzten Jahre sind ohne
Vorsicht zu gebrauchen, da die Verfasser dabei zuweilen den Zweck verfolgen,
ihre Person bedeutender erscheinen zu lassen, als sie in Wahrheit ist, häufig
auch Parteilichkeit oder Animosität gegen die oder jene Persönlichkeit in die
Feder geflossen ist. Dieß ist in dem vorliegenden nach Briefen und Tage¬
büchern bearbeiteten Werke nicht der Fall. Wir haben es hier mit einem
Manne zu thun, der nicht nur durch seine Stellung in den Stand gesetzt war,
die bedeutendsten Dinge in nächster Nähe zu sehen, sondern auch anspruchs¬
los und wahrheitsliebend über das, was er erfahren und erlebt, berichtete,
v. Natzmer hat namentlich in den Befreiungskriegen wiederholt wichtige Auf¬
träge erhalten und ausgeführt, und so liegt das Interesse des Buches vor¬
züglich in jener Zeit. Es verbreitet u. A. Licht über die Stellung Friedrich
Wilhelm's zu York nach dessen Capitulation, über den Inhalt der Botschaft,
die v. Natzmer im Januar 1813 an den Kaiser Alexander zu überbringen
hatte, und somit auch darüber, daß der König schon am 5. Januar jenes
Entscheidungsjahres endgültig entschlossen war, den Kampf gegen Napoleon
zu wagen. Ferner erfahren wir hier von einem Offizier, der während der
Schlacht bei Bautzen mit den wichtigsten Botschaften hin und her gegangen
war, wie Blücher und Gneisenau dort ihre durch Barclay's Rückzug gefähr¬
dete Lage beurtheilten, was sie darüber dem höchsten Heerbefehle melden ließen,
in welcher Weise der Entschluß herbeigeführt wurde, den weiteren Kampf auf¬
zugeben, und wie weit die beiden Generale von dem abgeschmackten Benehmen
entfernt waren, das ihnen Müffling in seinen Erinnerungen beimißt. Eine dritte
nicht unwichtige Mittheilung ist die, daß der Kaiser von Rußland noch am


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/280>, abgerufen am 27.11.2024.