Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.arbeiter nach Lübben berufen. Als er sich aber einfand, um die Stelle arbeiter nach Lübben berufen. Als er sich aber einfand, um die Stelle <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0222" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/135803"/> <p xml:id="ID_724" prev="#ID_723" next="#ID_725"> arbeiter nach Lübben berufen. Als er sich aber einfand, um die Stelle<lb/> zu übernehmen, hatte sich inzwischen ein Gubener Kind, ein Studiengenosse<lb/> Planck's von Jena her, eingestellt und bei dem Kanzler zu insinuiren ge¬<lb/> wußt, so daß Planck unter dem Vorwande, er habe zu lange auf sich warten<lb/> lassen, und andern nichtigen Entschuldigungen abgewiesen wurde. Da ließ<lb/> ihn Dr. Lochmann zu sich nach Guben kommen, nahm ihn 1622 auf einer<lb/> Gesandtschaft mit nach Wien, und als bet seiner Rückkehr die ursprünglich<lb/> ihm angebotene Stelle wieder erledigt war — sein Nebenbuhler war in¬<lb/> zwischen erstochen worden — und der Kanzler ihn abermals aufforderte, die<lb/> Stelle zu übernehmen, so ging er, trotzdem daß Dr. Lochmann ihm nun ab-<lb/> rieth, weil er „einmahl also herumbgeführet worden", darauf ein und erhielt<lb/> „jährlich 100 Rthlr., freyen tisch, Stuben, bete, holtz und Lischt zugesaget".<lb/> Er blieb zwei Jahre in dieser Stellung; 1624 wurde er aus dem kurf. säch¬<lb/> sischen Landtage zu Luckau „ohne einig sein ansuchen und über alleß Ver-<lb/> hoffen" von den Ständen einstimmig zum „Landesbestalden" erwählt und sein<lb/> Gehalt verdoppelt. Wenige Monate darauf verlobte er sich mit Justina<lb/> Hoffmann, der jüngsten Tochter des kurf. sächsischen Amtsverwalters in Roch-<lb/> litz, und im August 162S wurde in Leipzig in der .Schösserei" die Hochzeit<lb/> gefeiert. Am Hochzeitstage erkrankte er schwer und konnte erst nach drei<lb/> Wochen mit seiner jungen Frau nach Lübben zurückkehren. Dort erbaute<lb/> er sich ein eignes Haus, aber noch ehe es ganz ausgebaut war, brannte 1626<lb/> die Stadt „auser weinig heiserlein und den Vorstädten in anderthalb Stündler"<lb/> total nieder, und auch Planck's neuerbautes Haus wurde dabei beschädigt.<lb/> Als kurz darauf der Oberamtskanzler abdankte, wurde Planck wiederum<lb/> „ohne einige sein ansuchen und begehren, ja fast wieder seinen willen" zum<lb/> Nachfolger desselben erwählt. In diesem Amte verblieb er von 1626 bis zu<lb/> seinem Tode 1656. Er hatte acht Kinder gehabt, von denen aber nur drei<lb/> verheirathete Töchter ihn überlebten; die Söhne starben sämmtlich in früher<lb/> Kindheit. Auch hier wieder gebe ich die Aufzeichnung über den Tod des einen<lb/> Kindes wörtlich: „Den 9. Aug. ist mein liebster Erdmann krank worden<lb/> und die Pocken bekommen, welche auch häufig an seinem ganzen Leibe aus¬<lb/> geschlagen, aber aller Mittel ungeachtet alsbald in der Mitten sich gesetzet<lb/> und nicht recht ufschwären wollen. Wenn dann (zssneral Königsmark mit<lb/> etlichen Volks unversehens aus Schlesien herunter gelanget und den 13. Aug.<lb/> durch Lübben marenirt und bald die ganze schwedische arinsö aus Schlesien<lb/> herunter bis an Kuschern in Gubnischen gerückt und sich da gesetzet, bin<lb/> ich verursachet, den 11. Aug. mich mit den Meinen in Schleptziger Busch<lb/> zu begeben und mein krankes Söhnlein in einer Wiegen wohlverwahret mit<lb/> mir zu nehmen. Nachdem aber die Pocken nicht reifen wollen und er die<lb/> ganze Zeit nicht das geringst von Speise genossen und die Hitze und Mattig-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0222]
arbeiter nach Lübben berufen. Als er sich aber einfand, um die Stelle
zu übernehmen, hatte sich inzwischen ein Gubener Kind, ein Studiengenosse
Planck's von Jena her, eingestellt und bei dem Kanzler zu insinuiren ge¬
wußt, so daß Planck unter dem Vorwande, er habe zu lange auf sich warten
lassen, und andern nichtigen Entschuldigungen abgewiesen wurde. Da ließ
ihn Dr. Lochmann zu sich nach Guben kommen, nahm ihn 1622 auf einer
Gesandtschaft mit nach Wien, und als bet seiner Rückkehr die ursprünglich
ihm angebotene Stelle wieder erledigt war — sein Nebenbuhler war in¬
zwischen erstochen worden — und der Kanzler ihn abermals aufforderte, die
Stelle zu übernehmen, so ging er, trotzdem daß Dr. Lochmann ihm nun ab-
rieth, weil er „einmahl also herumbgeführet worden", darauf ein und erhielt
„jährlich 100 Rthlr., freyen tisch, Stuben, bete, holtz und Lischt zugesaget".
Er blieb zwei Jahre in dieser Stellung; 1624 wurde er aus dem kurf. säch¬
sischen Landtage zu Luckau „ohne einig sein ansuchen und über alleß Ver-
hoffen" von den Ständen einstimmig zum „Landesbestalden" erwählt und sein
Gehalt verdoppelt. Wenige Monate darauf verlobte er sich mit Justina
Hoffmann, der jüngsten Tochter des kurf. sächsischen Amtsverwalters in Roch-
litz, und im August 162S wurde in Leipzig in der .Schösserei" die Hochzeit
gefeiert. Am Hochzeitstage erkrankte er schwer und konnte erst nach drei
Wochen mit seiner jungen Frau nach Lübben zurückkehren. Dort erbaute
er sich ein eignes Haus, aber noch ehe es ganz ausgebaut war, brannte 1626
die Stadt „auser weinig heiserlein und den Vorstädten in anderthalb Stündler"
total nieder, und auch Planck's neuerbautes Haus wurde dabei beschädigt.
Als kurz darauf der Oberamtskanzler abdankte, wurde Planck wiederum
„ohne einige sein ansuchen und begehren, ja fast wieder seinen willen" zum
Nachfolger desselben erwählt. In diesem Amte verblieb er von 1626 bis zu
seinem Tode 1656. Er hatte acht Kinder gehabt, von denen aber nur drei
verheirathete Töchter ihn überlebten; die Söhne starben sämmtlich in früher
Kindheit. Auch hier wieder gebe ich die Aufzeichnung über den Tod des einen
Kindes wörtlich: „Den 9. Aug. ist mein liebster Erdmann krank worden
und die Pocken bekommen, welche auch häufig an seinem ganzen Leibe aus¬
geschlagen, aber aller Mittel ungeachtet alsbald in der Mitten sich gesetzet
und nicht recht ufschwären wollen. Wenn dann (zssneral Königsmark mit
etlichen Volks unversehens aus Schlesien herunter gelanget und den 13. Aug.
durch Lübben marenirt und bald die ganze schwedische arinsö aus Schlesien
herunter bis an Kuschern in Gubnischen gerückt und sich da gesetzet, bin
ich verursachet, den 11. Aug. mich mit den Meinen in Schleptziger Busch
zu begeben und mein krankes Söhnlein in einer Wiegen wohlverwahret mit
mir zu nehmen. Nachdem aber die Pocken nicht reifen wollen und er die
ganze Zeit nicht das geringst von Speise genossen und die Hitze und Mattig-
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